Rostock verliert seine "Georg Büchner"
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Der Insolvenzverwalter macht seinen Job sehr gut, keine Frage.
Die Frage ist nur, ob in Deutschland in Zukunft durch Insolvenzverfahren Rechtsbruch begangen werden soll.
Der Verein durfte nicht an Abwracker verkaufen. Wenn dies nun einem Insolvenzverwalter ermöglicht wird (unter fadenscheinigen Begründungen), dann habe ich Angst, dass das Beispiel Schule machen könnte. Hier ist "nur" die Kultur die Leidtragende - und Museumsschiffe haben in einer armen Gegend nunmal keine potente Lobby.
Was ist wenn ein Immobilienhai sich verhebt, und ein altes Herrenhaus an LIDL oder Neonazies verkaufen will, und der Verkauf aus juristischen Gründen platzt?
Wenn dann der Immobilienhai pleite geht, soll dann dem eingezetzten Insolvenzverwalter derselbe Verkauf ermöglicht werden???
Die Frage ist nur, ob in Deutschland in Zukunft durch Insolvenzverfahren Rechtsbruch begangen werden soll.
Der Verein durfte nicht an Abwracker verkaufen. Wenn dies nun einem Insolvenzverwalter ermöglicht wird (unter fadenscheinigen Begründungen), dann habe ich Angst, dass das Beispiel Schule machen könnte. Hier ist "nur" die Kultur die Leidtragende - und Museumsschiffe haben in einer armen Gegend nunmal keine potente Lobby.
Was ist wenn ein Immobilienhai sich verhebt, und ein altes Herrenhaus an LIDL oder Neonazies verkaufen will, und der Verkauf aus juristischen Gründen platzt?
Wenn dann der Immobilienhai pleite geht, soll dann dem eingezetzten Insolvenzverwalter derselbe Verkauf ermöglicht werden???
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Das stinkt zum Himmel, finde ich. Gerade habe ich auch in einem (ziemlich unkritischen) Artikel der OZ über die Entwidmung als Denkmal und den damit verbundenen Verkauf an Abwracker gelesen. Die flämischen Interessen wurden in nicht einer Zeile erwähnt. Es ist nur von Geld die Rede und zwischen den Zeilen (auch wenn es sicher nicht die Intuition des Schreiberlings war) liest man, dass einzig und allein das Geld der ausschlaggebende Faktor ist. Um mögliche Kritiker vom Pelz zu halten, wird jetzt auch noch flugs die Rede von "Gefahr im Verzug" angestimmt.
Ich hätte vollstes Verständnis dafür, wenn die Verantwortlichen um jeden Cent für Rostock kämpfen und eine Entwidmung und Abwrackung als Erfolg für die Prosperität Rostocks verbuchen, und auch die Journalisten genau diesen Kampf beleuchten würden. (Der Stadt geht es nicht gut, das sieht man, wenn man nur mit offenen Augen hindurchgeht!) Aber so ist das ganze nur ein trauriges, schmieriges Theater.
Ich hätte vollstes Verständnis dafür, wenn die Verantwortlichen um jeden Cent für Rostock kämpfen und eine Entwidmung und Abwrackung als Erfolg für die Prosperität Rostocks verbuchen, und auch die Journalisten genau diesen Kampf beleuchten würden. (Der Stadt geht es nicht gut, das sieht man, wenn man nur mit offenen Augen hindurchgeht!) Aber so ist das ganze nur ein trauriges, schmieriges Theater.
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Da kann man sich nur fragen, ob aus dem Osten nicht kräftig geschmiert wird. Unfassbar!
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Eigner des Schiffes ist nach wie vor der Verein, vertreten durch den Insolvenzverwalter. Vermutlich gibt es auch Gläubiger des Vereins, deren Forderungen daran hängen, dass für das Schiff ein Erlös erzielt werden kann. Bevor also hier die große Politikschelte losgeht sollte man vielleicht erst mal nachdenken. Es ist die Aufgabe des Insolvenzverwalters, möglichst gut zu verwerten. Die belgischen Interessen sind ja ehrenwert, aber es gibt auch andere legitime Interessen, namentlich die auf Befriedigung berechtigter Forderungen.
Grüße,
Kai
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Ich gebe Dir vollkommen Recht, KaiR. Was mich stört, ist dass durch die Insolvenz ein Verkauf ermöglicht wird, der ursprünglich gesetzeswidrig ist.
Hier wird gottlob nur das Denkmalgesetz umgangen, aber was wäre mit "wichtigeren" Gesetzen?
Wer bestimmt, welche Gesetze im Zuge des Gläubigerschutz ausgehebelt werden dürfen und welche nicht?
Was ist, wenn ein Schützenverein seine historischen Waffen unter anderem an Minderjährige verkaufen will, das aber aufgrund des Waffengesetzes nicht darf?
Darf denn der Insolvenzverwalter des Schützenvereins seine Waffen an Minderjährige verkaufen - um Gläubigerinteressen zu waren? Jeder würde Nein sagen in diesem Fall. Aber die armen Gläubiger!!
Hier wird gottlob nur das Denkmalgesetz umgangen, aber was wäre mit "wichtigeren" Gesetzen?
Wer bestimmt, welche Gesetze im Zuge des Gläubigerschutz ausgehebelt werden dürfen und welche nicht?
Was ist, wenn ein Schützenverein seine historischen Waffen unter anderem an Minderjährige verkaufen will, das aber aufgrund des Waffengesetzes nicht darf?
Darf denn der Insolvenzverwalter des Schützenvereins seine Waffen an Minderjährige verkaufen - um Gläubigerinteressen zu waren? Jeder würde Nein sagen in diesem Fall. Aber die armen Gläubiger!!
Zuletzt geändert von Olle am Di 14. Mai 2013, 13:18, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Das hat man doch erst vom Westen gelernt, wie alles abzulaufen hat in dieser "Bananen"RepublikTim S. hat geschrieben:Da kann man sich nur fragen, ob aus dem Osten nicht kräftig geschmiert wird. Unfassbar!

Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Das ehemalige Hotelschiff "Georg Büchner" im Rostocker Stadthafen kann nun doch weggeschleppt und verschrottet werden. Wie die Stadt Rostock am Dienstag mitteilte, hat die Stadtverwaltung als Untere Denkmalschutzbehörde die entsprechende denkmalschutzrechtliche Genehmigung erteilt. Die Entscheidung sei im Einvernehmen mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege getroffen worden.
14.05.2013, 12:38 Uhr | dpa
Re: DSR -Geschichte
Schiff ade! Die „Georg Büchner“ wird verschrottet
http://www.ostsee-zeitung.de/rostock/in ... id=3770957
Rostocker Verwaltung erteilt denkmalschutzrechtliche Genehmigung und macht damit den Weg zur Verschrottung des Schiffes frei
14. Mai 2013, von Presse
MS Georg Büchner im Stadthafen RostockNach Abwägung aller vorliegenden Fakten musste die Stadtverwaltung als Untere Denkmalschutzbehörde jetzt die denkmalschutzrechtliche Genehmigung zur Verbringung der MS GEORG BÜCHNER erteilen. Die Entscheidung wurde im Einvernehmen mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege getroffen. Oberbürgermeister Roland Methling betont: „Ich bedauere dies außerordentlich. Aber letztlich fand sich kein potenzieller Eigner, der dem Schiff eine dauerhafte Perspektive geben und dies auch belastbar finanziell untersetzen konnte.“
Nachdem die Bürgerschaft der Hansestadt Rostock im Dezember 2012 der Empfehlung der Verwaltung folgte und das Vorkaufsrecht nicht nutzte, führten auch Gespräche mit an der Übernahme des Schiffes Interessierten leider nicht zu belastbaren Ergebnissen.
Oberbürgermeister Roland Methling: „Wunschdenken hilft da leider nicht weiter. Neben den laufenden Betriebskosten wäre ein zweistelliger Millionenbetrag nötig, um den Schiff eine Perspektive zu geben. Auch die ambitionierten Ideen aus Belgien waren letztlich nicht durch Finanzierungszusagen untersetzt.“
Oberbürgermeister Roland Methling bedankt sich bei allen, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten für das frühere Ausbildungsschiff der Deutschen Seereederei engagiert haben. „Unser maritimes Erbe geht mit dieser Entscheidung nicht unter. Gerade mit dem Traditionsschiff haben wir ein Pfund in der Hand, mit dem wir wuchern können. Wir sollten alles unternehmen, um das in Warnemünde gebaute Schiff noch mehr ins Bewusstsein der Rostockerinnen und Rostocker zu rücken und es dauerhaft zu erhalten.“
Quelle: Rathaus Pressestelle
heini
Zuletzt geändert von Lattenheini am Di 14. Mai 2013, 22:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rostock verliert seine "Georg Büchner"
Diese Polemik ist, denke ich, überflüssig. In der DDR wäre, wie die VORWÄRTS in Rostock, ohne weiteres Federlesen verschrottet worden mangels Mitteln. Aber ich kann schwer akzeptieren, dass die monetären Interessen aus Osteuropa bzw. auch des Vereins den Denkmalschutz aushebeln.Paapa hat geschrieben:Das hat man doch erst vom Westen gelernt, wie alles abzulaufen hat in dieser "Bananen"RepublikTim S. hat geschrieben:Da kann man sich nur fragen, ob aus dem Osten nicht kräftig geschmiert wird. Unfassbar!