Historische Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Peter Hartung
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Re: Historische Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen:
Die "VENEZIA" läuft zum ersten Mal den "New State Pier" von Providence (Rhode Island) an. Teil 2.


Guten Abend!

Zufall oder Glück? Wer weiß das schon so genau...

Im Archiv der "New York Times" fand ich eben (ca. 21 Uhr) zum Untergang der "VENEZIA" am 14. Oktober 1919 folgende Meldung von Mittwoch, den 15. Oktober 1919:

"Fabre Liner "VENEZIA" brennt, Besatzung gerettet. Dampfschiff "NIAGARA" sendet Funkmeldung von Rettung. Kein Wort von den 250 Passagieren."
Weiter heißt es in dem Bericht, dass das Schiff in Flammen stehe und von der Mannschaft verlassen wurde. Unklar sei das Schicksal der 250 Passagiere. Es wird ferner u.a. aus Havana berichtet, dass die "VENEZIA" mit 16.250 Sack Zucker auf dem Weg von Havana nach St. Nazaire war und das Feuer 1.200 Meilen östlich von Nantucket an Bord ausgebrochen sei. Das Schiff sei am 3. Oktober 1919 mit 53 Passagieren von mexikanischen Häfen in Havana eingetroffen, wo weitere 200 Passagiere an Bord gingen. Die Mannschaft bestünde aus 60 Mann.

Die englischsprachige Meldung im Einzelnen:

FABRE LINER VENEZIA BURNS; CREW SAVED; Steamship Niagara Sends Radio Word of Rescue--No Word of 250 Passengers.
October 15, 1919, Wednesday, Page 19

HALIFAX, Oct. 14.--The French steamer Venezia is reported abandoned and on fire in a wireless message received here today by the Marine Fisheries Department from the steamer Chicago. The Venezia is a vessel of 4.057 tons net.

HAVANA, Oct. 14. - The Fabre Line steamer Venezia, reported abandoned on fire at sea, carried at least 250 passengers, according to the best information here tonight. The Venezia arrived here Oct. 3 from Mexican ports with fifty-three passengers in transit for Spain, and some 200 other passengers were taken on at Havana. The vessel had a cargo of 16.250 sacks of sugar. - The agents of the Fabre Line, at 17 State Street, owners of the Venezia, received a message yesterday by radio stating that the crew of the burning vessel had been rescued by the French liner Niagara, which sailed from New York for Bordeaux last Thursday, and would have been about 1.200 miles east of Nantucket on Monday afternoon. The agents said the Venezia was in the passenger service between New York and Marseilles before the war, and had accommodations for 1,500 passengers of all classes. After August, 1914, the Venezia was chartered by the French Government for transporting troops from Algeria to France and also from Tonquin and Indo-China to Marseilles for the labor battalions. On the present voyage she had sailed from Havana on Oct 4, with a cargo of sugar for St. Nazaire and had no passengers. The crew numbered about 60. Officials of the French Line said last night that the Chicago had sent a message by radio late on Monday night confirming the one picked up at Halifax. It was considered probable that the Chicago, which is due here tomorrow or Friday, might have some of the survivors of the Venezia on board. The Venezia was a twin-screw steamship of 6.827 gross tonnage, built in 1907 at Swan & Hunter´s Shipyard, Newcastle on Tyne, for the Fabre Line. She was 457 feet long, 51 feet 2 inches beam and 30 feet 9 inches depth of hold. (The New York Times, published October 15, 1919. Copyright: The New York Times)

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Sa 21. Jul 2012, 19:49, insgesamt 2-mal geändert.
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Tim S.
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Re: Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Tim S. »

Moin Peter,
da deine pm-Adresse nicht aktiviert ist, auf diesem Wege eine Antwort - ja, den vielen Geschichten nachzuspüren ist ungemein spannend. Auch und gerade, wenn es sich um eher vergessene Desaster handelt, und jene der "kleinen Leute". Das ist doch mal was anderes als das 89. Buch über die eigentlich geschichtslose Queen Mary 2 z.B. Den Geschichten nachzuspüren war mir bei meinen beiden Buchpublikationen auch eine große Freude, und das schöne ist, es gibt so viele Geschichten, dass sie nie ausgehen...
In diesem Sinne - weiter so!
Viele Grüße
Tim
Peter Hartung
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Re: Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen:
Der Hapag-Dampfer "HAMBURG" verlässt am 8. Februar 1911 den Hafen von Havanna auf Kuba in Richtung New York - (Update)


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Bildnachweis: Library of Congress, Washington (D.C.), USA. Bildtitel "S.S. Hamburg departing From Havana Harbor". No known restrictions on publication (Public domain). Copyright 1911 by American Photo Co., Havana Cuba, dated February 8, 1911.

Der unbekannte Fotograf, der am 8. Februar 1911 auf den Auslöser seiner Panorama-Kamera - möglicherweise war es eine "Al-Vista Panoramic Camera" - drückt, hat sich die alte Hafen-Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro in Havanna (Kuba) als Fotostandort ausgesucht. Sein Blick geht über die Hafeneinfahrt auf die Bucht von Havanna mit ihrer berühmten Malecón (Uferstraße).

Zum Vergleich zwei digitale Panorama-Fotos, die fast einhundert Jahre später entstanden:

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Bildnachweis: Christoph Reuter, 30659 Hannover. Public Domain.

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Bildnachweis und Copyright: Heiko Seifert, Hamburg. Schriftliche Veröffentlichungserlaubnis liegt vor.

Doch zurück in das Jahr 1911. Im Gegenlicht sieht der unbekannte Fotograf auf dem Wasser ein großes Passagierschiff , das den Hafen von Havanna verlässt.

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Es ist die "HAMBURG", die 1900 für die Hamburger Reederei Hapag in Dienst gestellt wurde. Sie war eines von 11 Schiffen aus der Serie der Barbarossa-Klasse, die zwischen 1896 und 1901 für den Norddeutschen Lloyd und Hapag gebaut wurden.

Sehr wahrscheinlich, dass das Foto die "HAMBURG" in dem Augenblick festhielt, als sie mit Destination Hew York den Hafen von Havanna verließ, denn: Die Hapag setzte den Dampfer im Winter 1910/1911 auf der Route New York-Havanna-New York ein.

Hier die Daten zum Schiff:

Name: "HAMBURG"
Baujahr: 1900
Flag: DEU
Typ: Passagierschiff (Reichspostdampfer)
Kiellegung am: 1899
Stapellauf am: 1899
Indienststellung am: 21.3.1900
BRT: 10.531
DWT: 10.000 tons
Länge über alles: 158,50 m
Länge zwischen den Loten: 152,20 m
Breite: 18,30 m
Tiefgang: max. 10,6 m
Besatzung: 225
Bauwerft: Stettiner Maschinenbau Actien-Gesellschaft Vulcan, Bredow bei Stettin
Bau-Nr.: 243
Antrieb: Zwei Vierfach-Expansions-Dampfmaschinen
Anzahl Schrauben: 2 Schrauben
Dienstgeschwindigkeit: 15 Knoten
Zugelassene Passagierzahl als "Hamburg":
I. Klasse: 290
II. Klasse: 100
III. Klasse: 80
Zwischendeck: 1.700

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Blick auf das Promenadendeck der "HAMBURG". Aufnahme von 1905 aus einem Hapag-Prospekt. No known restrictions on publication (Public domain)

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Der große Salon. Aufnahme von 1905 aus einem Hapag-Prospekt. No known restrictions on publication (Public domain).

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Der Rauchsalon der "HAMBURG". Aufnahme von 1905 aus einem Hapag-Prospekt. No known restrictions on publication (Public domain).

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Das Vestibül der "HAMBURG". Aufnahme von 1905 aus einem Hapag-Prospekt. No known restrictions on publication (Public domain).

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Der Musiksalon der "HAMBURG". Aufnahme von 1905 aus einem Hapag-Prospekt. No known restrictions on publication (Public domain).

Der ereignisreiche Lebensweg der "HAMBURG" dauerte in jenen bewegten Zeiten immerhin 28 Jahre. Das Schiff ging am 21.3.1900 auf Jungfernfahrt. Die "HAMBURG" war der erster Reichspostdampfer der Hapag. Die Reise ging von Hamburg durch den Suezkanal nach Yokohama (Japan). Den Postdampferdienst nach Ostasien betrieb man gemeinsam mit dem Norddeutschen Lloyd. 1903 endete die Zusammenarbeit. Während das Schwesterschiff "KIAUTSCHOU" an den Norddeutschen Lloyd abgegeben wurde, verblieb die "HAMBURG" bei der Hapag und wechselte in den Transatlantikdienst. Die erste Reise der "HAMBURG" nach New York erfolgte am 2.6.1904. Im Winter 1904/1905 wurde der Dampfer auf der Hamburger Reiherstiegwerft umgebaut und für den rauhen Transatlantik-Dienst fit gemacht. Das Schiff absolvierte aber auch Kreuzfahrten und diente Kaiser Wilhelm II. zweimal als Staatsyacht für Staatsbesuche, so zum Beispiel ab dem 23.3.1905 für eine Mittelmeerreise des Kaisers von Hamburg über Lissabon, Tanger und Gibraltar nach Neapel. Anschließend wurde die "HAMBURG" auf der Route Genua - New York eingesetzt. 1906 fuhr das Schiff ein zweites Mal als Kaiseryacht bis ins Mittelmeer.

Im Winter 1910/1911 wurde die "HAMBURG" zwischen New York und Havanna auf Kuba eingesetzt (siehe Panoramafoto oben). Diese Information stimmt überein mit dem Datum des Panorama-Fotos vom 8. Februar 1911. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Schiff an diesem Tag Havanna mit Destination New York verließ.

Bei Kriegsbeginn im August 1914 wurde die "HAMBURG" in New York interniert. Das US-amerikanische Rote Kreuz charterte die "HAMBURG" für eine Reise von New York nach Rotterdam und zurück und nannte sie dafür in "RED CROSS" um.

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Bildnachweis: NavSource Naval History. Naval Historical Center photo NH 74740. Public Domain.

Anschließend wurde der Dampfer, der wieder "HAMBURG" hieß, weiter in New York festgehalten. Mit Kriegseintritt der USA im Jahr 1917 wurde die "HAMBURG" endgültig beschlagnahmt, in USS "POWHATAN" (ID-3013) umbenannt, mit einer Bewaffnung von vier 15-Zentimeter-Kanonen, 2 Stück "1-Pounder" und zwei Maschinengewehren aufgerüstet und als Truppentransporter bis zum September 1919 eingesetzt. Danach diente die "POWHATAN" in New York dem Army Transport Service als Lazarettschiff.

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Bildnachweis: NavSource Naval History. U.S. Navy Photo NH 103460. Public Domain.

Die Baltic Steamship Company of America charterte das Schiff im August 1919 und nannte sie "NEW ROCHELLE". Durch Umbauten konnte der Dampfer nun 350 Kabinenpassagiere und 1.500 Auswanderern in der Dritten Klasse Platz bieten. Drei Reisen gingen von New York über Le Havre nach Danzig und wieder zurück. Im Februar 1921 übernahm die US Mail Steamship Company das Schiff und setzte es auf der Route New York-Bremerhaven-Danzig und zurück ein. Ein weiteres Mal wurde die Passagiereinrichtung verändert. Jetzt gab es Platz in 350 Kabinen und 900 Passagiere konnten in der 3. Klasse untergebracht werden.

Im Mai 1921 wurde die "NEW ROCHELLE" in "HUDSON" umbenannt und von der United States Lines übernommen, die das Schiff nur noch zwischen New York und Bremerhaven einsetzte. 1922 kam es zur letzten Umbenennung, die ehemalige "HAMBURG" hieß jetzt "PRESIDENT FILLMORE" und fuhr letztmalig am 20.11.1923 für die United States Lines von Bremerhaven nach New York.

1924 ging die "PRESIDENT FILLMORE" an die Dollar Line in San Francisco für deren "Around-the-World-Service". 1928 kam es zur Ausserdienstellung und im Juli 1928 wurde die "HAMBURG" in Baltimore abgewrackt.

Für den Beitrag wurden u. a. folgende Text- und Bildquellen ausgewertet: Library of Congress, Washington (D.C.), USA; theshipslist.com; wikipedia.com; wikipedia.de; NavSource Naval History; simplonpc.co.uk; dvrbs.com; Ellis Island Ship List freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com; earlyphotography.co.uk; gjenvick.com; Miramar Ship Index.

mfg Peter Hartung
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Peter Hartung
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Re: Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen:
Der Hapag-Dampfer "VICTORIA LUISE" ex "DEUTSCHLAND" läuft am 28. April 1913 den Hafen von Havanna auf Kuba an.

Update: 17.10.2010-19:42

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Bildnachweis: Library of Congress, Washington (D.C.), USA. Bildtitel "S.S. Victoria Luise entering Havana Harbor ". No known restrictions on publication (Public domain). Copyright: Claimant's address: Obispo 70, Havana, Cuba. Copyright deposit; American Photo Co.; April 28, 1913.

Es ist der 28. April 1913, als ein unbekannter Fotograf auf den Auslöser seiner Panorama-Kamera drückt. Sein Fotostandort ist wieder die alte Hafen-Festung Castillo de los Tres Reyes del Morro in Havanna (Kuba). Von dort geht sein Blick über die Hafeneinfahrt auf die Bucht von Havanna mit ihrer berühmten Malecón (Uferstraße). Ein großer Passagierdampfer mit vier Schornsteinen läuft gerade ein. Es ist das Kreuzfahrtschiff "VICTORIA LUISE" der Hapag-Lloyd AG in Hamburg. "VICTORIA LUISE" war 1900 als "DEUTSCHLAND" für den Hapag-Nordatlantik-Dienst bei der Vulcan AG in Stettin fergtiggestellt worden. Sie errang das "Blaue Band" als schnellstes Schiff auf dem Nordatlantik. Vibrationen und Erschütterungen am Achterschiff brachten ihr den unvorteilhaften Namen "Cocktail-Shaker" ein. 1910 wurde die "DEUTSCHLAND" zunächst ausser Dienst gestellt und dann auf ihrer Bauwerft in Stettin zum damals größten Kreuzfahrer der Welt umgebaut. Die Dampfmaschine wurde durch eine Maschine mit geringerer Leistung ersetzt und des Schiff in "VICTORIA LOUISE" umbenannt.

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Im Herbst 1911 traf die "VICTORIA LOUISE" auf ihrer ersten Kreuzfahrtreise in New York ein. In der "New York Times" lesen wir dazu am 3. Oktober 1911 wie folgt:

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"Die alte "DEUTSCHLAND" liegt im Hafen.
Sie ist nun die "VICTORIA LOUISE" und der größte schwimmende Kreuzfahrtdampfer.

Der HAPAG-Liner "VICTORIA LOUISE", früher die "DEUTSCHLAND", umgebaut und ausgerüstet für den Kreuzfahrt-Dienst der Reederei, wird heute von Hamburg kommend in New York eintreffen. Sie ist nun der größte Kreuzfahrtdampfer der Welt."

Ein Faksimile des Original-Berichtes der "NEW YORK TIMES" kann hier heruntergeladen und gelesen werden: http://www.das-floss-der-medusa.de/asse ... aluise.pdf

Die Schiffstaufe der "DEUTSCHLAND" fand am 10. Januar 1900 auf der Bauwerft AG Vulcan Stettin statt. Das Schiff hatte die Baunummer 244. Ihre Vermessung betrug 16.502 BRT, später dann 16.333 BRT. Über alles war der Dampfer 208,5 Meter lang, 20,4 Meter breit und hatte eine Tiefgang von 8 Metern.
Der Antrieb bestand zunächst aus 2 Sechszylinder-Vierfachexpansionsdampfmaschinen mit einer Maschinenleistung von 37.800 PS bei max. 23,36 Knoten. Mit Indienststellung konnte das Schiff folgende Passagier-Zahlen befördern: 450 in der I. Klasse, 300 in der II.Klasse, 350 in der III.Klasse. Die Besatzung umfasste 536 Personen.

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Es war beabsichtigt, das Schiff für den 1. Weltkrieg als Hilfskreuzer einzusetzen, aber die zurückgebaute Maschinenanlage war für den Kriegseinsatz ungeeignet. Das Schiff blieb im Hafen und auch die Siegermächte wollten nach Kriegsende die "VICTORIA LOUISE" wegen ihres schlechten Zustandes nicht beanspruchen. Trotz Generalüberholung und Wiederinfahrtnahme als "HANSA" im Oktober 1921 verblieb dem Dampfer nur noch eine kurze Lebenszeit. 1925 wurde die "HANSA" in Hamburg verschrottet.

Zur "DEUTSCHLAND" bzw. "VICTORIA LOUISE" gibt es einen längeren Beitrag bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschland_%281900%29

mfg Peter Hartung
Update: 17.10.2010-19:42
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Re: Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Morgen!

Die riesige Fotosammlung der us-amerikanischen Congress-Bibliothek birgt weitere alte Schätze von Panorama-Fotos vom Anfang des letzten Jahrhunderts.

Hier sehen wir einen kombinierten Fracht- und Passagierdampfer neben einem "Sidewheeler" in New York um 1905. Die Bildunterschrift lautet im Original: "New York circa 1905. "Piers at foot of Wall Street. Steamship Curityba and sidewheeler Nantasket." 8x10 inch dry plate glass negative, Detroit Publishing Company, Library of Congress."

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Bildnachweis: Library of Congress; Detroit Publishing Company, siehe auch shorpy.com.

Wenn man sich den Dampfer links genauer anschaut und die einschlägigen Schiffsdatenbanken durchstöbert hat, stellt man fest, es handelt sich um ein Schiff der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft HSDG (Hamburg-Süd).

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Bildnachweis: Library of Congress; Detroit Publishing Company; siehe auch shorpy.com.

Die "CURITYBA" wurde gebaut in Hamburg auf der damaligen Reiherstieg-Werft und lief im August 1887 von Stapel. Die Länge des Dampfers betrug 94,2 Meter, die Breite 12,2 Meter. Das Schiff hatte 2.363 BRT. Zum Zeitpunkt der Aufnahme führte der Dampfer die Flagge Kubas und fuhr für die Reederei Munson. Siehe auch die Reedereiflagge im Topp des hinteren Mastes mit dem Buchstaben "M". Ab 1914 fuhr das Schiff als "LIBERIA", ab 1917 hieß der Frachter "MARYANNE". Ab 1.4.1921 begann der Abbruch in Vigo (Spanien).

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Fr 18. Mai 2012, 12:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Historische Panorama-Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Noch ein Detail aus dem obigen Foto der "CURITYBA": Wenn man genau hinschaut, sieht man hinter der Ankerwinde ein gerefftes helles Vorsegel.

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Offensichtlich fuhr der Dampfer mit Hilfssegeln. War also ein so genannter "Transition Steamer". Ausserdem sind Wanten am Mast zu erkennen.

mfg Peter Hartung
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Re: Historische Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Abend!

Aus den offenbar unerschöpflichen Archiven der Library of Congress in Washington (USA) heute ein besonderes Schmankerl: Die Eisenbahnfähre "DETROIT". Hier zunächst die Fotos:

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Die Eisenbahnfähre "DETROIT" kurz vor dem Stapellauf im Jahr 1904 auf der Bauwerft Great Lakes Engineering Works in Ecorse (Michigan).

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Das fertige Schiff im Jahr 1905 auf dem Detroit River.

Die Aufnahmen sind aus dem Jahre 1905 und 1905 (Quelle: Library of Congress - Detroit Publishing Co.).

Dazu schrieb das Bulletin of the International Railway Congress, (Band 19) im Jahr 1905 wie folgt:

"Bulletin of the International Railway Congress
Volume 19, 1905.
Car-ferry steamer "Detroit": Michigan Central Railway

A four-screw car-ferry steamer of exceptional size and power, designed to serve as an ice-breaker and maintain communication through the heaviest ice, has been built for the Detroit River service of the Michigan Central Railway (between Detroit, Mich., and Windsor, Ont.). The railway company has four car-ferry steamers, and all but the new one are propelled by side wheels. The distance across the river is half a mile, and the time allowed for crossing is ten to twelve minutes, including landing. The new steamer has been in service through the latter part of the winter, and in January performed successful work in contending with very heavy ice and ice jams.

The Detroit is 308 feet long, 64 feet beam of hull, and 76 feet beam over the guards, with a molded depth of 19 ft. 6 in. and a displacement of 3,850 tons. Its average speed is 18 miles an hour. The draft is 10 feet light and 14 feet loaded. The engines and boilers are placed below the deck, from which rise four smokestacks. On each side is a deck house about 90 feet long, with accommodation for the officers and crew (34 in summer and 55 in winter), and for the American and Canadian customs officers, as well as special quarters for the superintendent and superintending engineer of the railway company's marine department. The top of each deck house forms a promenade deck. There are three tracks, the two outer tracks being spread so as to clear the smokestacks, and the vessel can carry 24 freight cars or 12 Pullman cars. The cars are secured to the tracks with clamps and chains. The vessel had rudders and screws at both ends, for use in manoeuvring, but it is not double-ended; one end is normally the bow and has a high steel bridge spanning the tracks and carrying the pilot house. At each side of the river the boat is run with its bow against a pier or slip having three tracks.

There are four compound engines of the marine type, with cylinders 24 X 33 and 48 X 33 inches. The crank shafts arc 10 3/4 inches diameter, of the built-up type and with counterbalanced cranks.

There are two twin vertical compound air pumps, and duplicate compound boiler-feed pumps. As the vessel may stay in the slip for several hours, and the hot-well supply is then cut off by the stoppage of the air pumps, a special feed system is used. Two of the air pumps discharge into the bottom of a large feed tank, from which the water is pumped into an open Cochrane heater connected to the suction pipes of the feed pumps. The tank pump and feed pumps are fitted with pressure governors, and the feed-water supply is controlled entirely by the feed valves at the boilers. When the feed pumps are stopped, the water rises in the heater and by means of a float closes a valve in the delivery pipe of the tank pump, which pump is then shut down by its governor. The exhaust steam from the engines of the pumps, dynamos, fans and steering gear is passed through a separator and thence to the feed-water heater. Two direct connected dynamos supply current for the lighting system, including a large searchlight.

Steam is supplied by four Scotch boilers; they are built for 150 lb. pressure, but except when the vessel is working in the ice the working pressure is 100 lb. Forced draft on the closed ash pit system is provided in case of necessity. There are four oblong smokestacks rising 35 feet above the deck and surrounded to a height of 14 feet by casings which serve as ventilating trunks for the fire rooms. The bunkers carry 300 tons of coal and are supplied by hopper bottom cars standing on the outer tracks over deck openings 40 feet long."

mfg Peter Hartung
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Dietmar Tillmann
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Re: Historische Fotos von Schiffen und Hafenanlagen

Beitrag von Dietmar Tillmann »

Gut recherchierte Berichte, sowas lese ich immer gerne.

Peter, weiter so, und ich bleibe noch lange Mitglied hier...

Diddy
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