Somalia: Piraterie ohne Ende

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frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Alexander hat geschrieben:
frank0265 hat geschrieben:Man weiß gar nicht so richtig, ob die HANJIN TIANJIN wirklich von Piraten überfallen wurde. Vllt handelte es sich auch um eine Meuterei der Besatzungsangehörigen. Immerhin sind die Indonesier die Offiziere und die Koreaner die Mannschaft.
Und wie kommst Du unter Bezug auf diese Zusammensetzung der Crew auf Deine Meuterei-Spekulation?


weil es in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle gegeben hat. Mannschaft hat gemeutert und die Offiziere haben sich auf der Brücke verbarrikadiert und die Küstenwache alarmiert. Geschehen auf der EASTERN NAV in den späten 80ern. Hat man damals auch als Piratenüberfall eingestuft. War es aber nicht. Es gab keine Piraten, sondern meuternde Besatzungsmitglieder. Die haben monatelang zu wenig oder gar keine Heuern bekommen und die Arbeits-und Lebensbedingungen an Bord waren auch unter aller Würde. Die Mannschaft wollte die Schiffsführung an sich reißen und die Offiziere "absetzen".
Also meine Vermutung, dass es bei der HANJIN TIANJIN einen adäquaten Fall gegeben haben könnte, ist sicher nicht ganz abwegig. Mit der Nationalität der Crew hat das aber nichts zu tun. Nur soviel dazu.... Das Schiff ist eigentlich ein Koreaner und die Mannschaft besteht zum großen Teil auch aus Koreanern. Aber die Schiffsführung besteht aus Indonesiern. Und die ist auch noch in der Unterzahl. Und welche Verhältnisse an Bord herrschten, wissen wir ja auch nicht. Also ich meine, wie "grün" die sich untereinander waren und sind.

Und einen gültigen Tarifvertrag gibt es auf der HANJIN TIANJIN momentan auch nicht. Außerdem ist sie ausgeflaggt nach PANAMA. Also ein Billigflaggenschiff... .
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Alexander
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Alexander »

frank0265 hat geschrieben: Also meine Vermutung, dass es bei der HANJIN TIANJIN einen adäquaten Fall gegeben haben könnte, ist sicher nicht ganz abwegig. Mit der Nationalität der Crew hat das aber nichts zu tun. Nur soviel dazu.... Das Schiff ist eigentlich ein Koreaner und die Mannschaft besteht zum großen Teil auch aus Koreanern. Aber die Schiffsführung besteht aus Indonesiern. Und die ist auch noch in der Unterzahl. Und welche Verhältnisse an Bord herrschten, wissen wir ja auch nicht. Also ich meine, wie "grün" die sich untereinander waren und sind.

Und einen gültigen Tarifvertrag gibt es auf der HANJIN TIANJIN momentan auch nicht. Außerdem ist sie ausgeflaggt nach PANAMA. Also ein Billigflaggenschiff... .
"Nicht ganz abwegig" also. Aha! Man könnte also auch sagen: Es ist pure Spekulation. Mann, Mann, Mann, was sollen solche Latrinenparolen denn?

Mit solchen Begründungen könnten wir bei jedem Piratenüberfall spekulieren, ob es nicht doch eine Meuterei war.

Alexander
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frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

...also jetzt muss ich mal unbedingt was klarstellen.. Irgendwelche Latrinenparolen, wie Du es nennst, sind das definitiv nicht. Sogar die Behörden vor Ort des Geschehens sind sich nicht ganz sicher, ob es wirklich ein Piratenüberfall war.

Alexander, da wirst Du mir ganz sicher zustimmen. Die Besatzungsmitglieder sind oft im Recht, gegen die Schiffsführung und ihren Arbeitgeber zu meutern. Schau dir doch mal die wahren Zustände in der Schifffahrt an. Schlechte Arbeits-und Lebensbedingungen, schlechte Zahlungsmoral der Reedereien, angeheuerte Billigkräfte (auch noch aus verschiedenen Staaten), zwielichtige Reeder usw... das sind Motive für Meutereien. Schau Dir auch mal Berichte vom ITF an. Die Schifffahrt nur schönzureden ist nicht notwendig. Nicht durch die rosarote Brille schauen.....
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Alexander
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Alexander »

frank0265 hat geschrieben: Alexander, da wirst Du mir ganz sicher zustimmen. Die Besatzungsmitglieder sind oft im Recht, gegen die Schiffsführung und ihren Arbeitgeber zu meutern. Schau dir doch mal die wahren Zustände in der Schifffahrt an. Schlechte Arbeits-und Lebensbedingungen, schlechte Zahlungsmoral der Reedereien, angeheuerte Billigkräfte (auch noch aus verschiedenen Staaten), zwielichtige Reeder usw... das sind Motive für Meutereien. Schau Dir auch mal Berichte vom ITF an. Die Schifffahrt nur schönzureden ist nicht notwendig. Nicht durch die rosarote Brille schauen.....
Nein, ich stimme Dir grundsätzlich nicht zu. Ein Recht auf Meuterei kann es wohl nicht geben, wenn überhaupt, ist eine Meuterei maximal die Ultima Ratio bei extremst miesten Bedingungen an Bord. Aber all das, was Du da so aufführst, ist zwar Realität, aber rechtfertigt wohl kaum eine schwere Straftat.

Alexander
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frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Alexander hat geschrieben:
frank0265 hat geschrieben: Alexander, da wirst Du mir ganz sicher zustimmen. Die Besatzungsmitglieder sind oft im Recht, gegen die Schiffsführung und ihren Arbeitgeber zu meutern. Schau dir doch mal die wahren Zustände in der Schifffahrt an. Schlechte Arbeits-und Lebensbedingungen, schlechte Zahlungsmoral der Reedereien, angeheuerte Billigkräfte (auch noch aus verschiedenen Staaten), zwielichtige Reeder usw... das sind Motive für Meutereien. Schau Dir auch mal Berichte vom ITF an. Die Schifffahrt nur schönzureden ist nicht notwendig. Nicht durch die rosarote Brille schauen.....
Nein, ich stimme Dir grundsätzlich nicht zu. Ein Recht auf Meuterei kann es wohl nicht geben, wenn überhaupt, ist eine Meuterei maximal die Ultima Ratio bei extremst miesten Bedingungen an Bord. Aber all das, was Du da so aufführst, ist zwar Realität, aber rechtfertigt wohl kaum eine schwere Straftat.

Alexander

Ich habe nicht gesagt, dass es ein Recht auf Meuterei gibt. Aber die Seeleute haben Grund, sich wehren zu dürfen. Gegen schlechte Arbeits-und Lebensbedingungen an Bord und fehlende Zahlungseingänge (Heuer) zum Beispiel. Und diese Zustände sind in der internationalen Seeschifffahrt nicht allzu selten.

"Aufgegebene Schiffe, weggeworfene Seeleute" - so oder ähnlich lauten dann die Überschriften zu den Berichten. Und hierüber habe ich eine Menge an Materialien, die diesen Sachverhalt beweisen. Äußerstes Mittel um Rechte einzufordern, haben die Seeleute ein Schiffsgläubigerrecht (Pfandrecht). Vor Gericht kann die Crew entweder die ausstehenden Forderungen "eintreiben" oder eine Zwangsversteigerung des Schiffes herbeiführen. Das kann oft lange dauern, da oftmals erst die wahren Eigentumsverhältnisse des Schiffes geklärt werden müssen. Na, wem gehört denn der Zossen nu wirklich ???

"Seeleute sind im Niemandsland gestrandet. Solche Art der Strandung geschieht überall auf der Welt. Besonders häufig sind Seeleute davon betroffen, die auf unternormigen Schiffen beschäftigt sind. Wird ein solches Schiff bei einer Hafenstaatkontrolle festgehalten, so lässt sein Eigner die Mannschaft in dieser Zeit unter Umständen völlig unversorgt, gibt das Schiff womöglich sogar ganz auf. Oder ein Schiff wird auf Antrag von Gläubigern des Eigners an die Kette gelegt. In den letzten Jahren haben solche Fälle in erschreckendem Maße zugenommen. Manche dauern zwei Wochen, andere bis zu zwei Jahren. Zu jedem Zeitpunkt sind derzeit nicht weniger als 60000 Seeleute irgendwo in der Welt "verlassen", aufgegeben, abandoned. Jeder Fall einer solchen Strandung im Niemandsland hat seine ganz eigenen schrecklichen Seiten, zusammengenommen sind diese "aufgegebenen Seeleute" ein schauderhafter Beleg für die Gefahren, die Seeleuten im Niemandsland drohen.

Tatsächlich macht sich zwar ein Kapitän strafbar, der seine Mannschaft in solch einer Situation im Stich lässt, ein bankrotter Schiffseigner aber kann sich unbehelligt davon machen."Heide Gerstenberger (Arbeit auf See)
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Alexander
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Alexander »

frank0265 hat geschrieben: Ich habe nicht gesagt, dass es ein Recht auf Meuterei gibt. Aber die Seeleute haben Grund, sich wehren zu dürfen. Gegen schlechte Arbeits-und Lebensbedingungen an Bord und fehlende Zahlungseingänge (Heuer) zum Beispiel. Und diese Zustände sind in der internationalen Seeschifffahrt nicht allzu selten.

"Aufgegebene Schiffe, weggeworfene Seeleute" - so oder ähnlich lauten dann die Überschriften zu den Berichten. Und hierüber habe ich eine Menge an Materialien, die diesen Sachverhalt beweisen. Äußerstes Mittel um Rechte einzufordern, haben die Seeleute ein Schiffsgläubigerrecht (Pfandrecht). Vor Gericht kann die Crew entweder die ausstehenden Forderungen "eintreiben" oder eine Zwangsversteigerung des Schiffes herbeiführen. Das kann oft lange dauern, da oftmals erst die wahren Eigentumsverhältnisse des Schiffes geklärt werden müssen. Na, wem gehört denn der Zossen nu wirklich ???

"Seeleute sind im Niemandsland gestrandet. Solche Art der Strandung geschieht überall auf der Welt. Besonders häufig sind Seeleute davon betroffen, die auf unternormigen Schiffen beschäftigt sind. Wird ein solches Schiff bei einer Hafenstaatkontrolle festgehalten, so lässt sein Eigner die Mannschaft in dieser Zeit unter Umständen völlig unversorgt, gibt das Schiff womöglich sogar ganz auf. Oder ein Schiff wird auf Antrag von Gläubigern des Eigners an die Kette gelegt. In den letzten Jahren haben solche Fälle in erschreckendem Maße zugenommen. Manche dauern zwei Wochen, andere bis zu zwei Jahren. Zu jedem Zeitpunkt sind derzeit nicht weniger als 60000 Seeleute irgendwo in der Welt "verlassen", aufgegeben, abandoned. Jeder Fall einer solchen Strandung im Niemandsland hat seine ganz eigenen schrecklichen Seiten, zusammengenommen sind diese "aufgegebenen Seeleute" ein schauderhafter Beleg für die Gefahren, die Seeleuten im Niemandsland drohen.

Tatsächlich macht sich zwar ein Kapitän strafbar, der seine Mannschaft in solch einer Situation im Stich lässt, ein bankrotter Schiffseigner aber kann sich unbehelligt davon machen."Heide Gerstenberger (Arbeit auf See)
Und wen trifft die Meuterei unmittelbar? Den Kapitän oder den Eigner?
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Es gibt auch sogenannte Ein-Schiffs-Reedereien, wo auch der Eigner selbst Kapitän ist.

Vllt kannst Du dir deine Frage selbst beantworten.


Schon eine dauerhaft schlechte Essensversorgung an Bord kann eine Meuterei auslösen..... . Koch ist der Stimmungsmacher an Bord. Arbeitsmoral kann auf den Tiefpunkt sinken. Gefahr einer Eskalation. Wenn es dann noch seit Monaten keine Heuern gibt..... Das ist ein Pulverfass !
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Alexander »

frank0265 hat geschrieben:Es gibt auch sogenannte Ein-Schiffs-Reedereien, wo auch der Eigner selbst Kapitän ist.

Vllt kannst Du dir deine Frage selbst beantworten.


Schon eine dauerhaft schlechte Essensversorgung an Bord kann eine Meuterei auslösen..... . Koch ist der Stimmungsmacher an Bord. Arbeitsmoral kann auf den Tiefpunkt sinken. Gefahr einer Eskalation. Wenn es dann noch seit Monaten keine Heuern gibt..... Das ist ein Pulverfass !
Klar, THEORETISCH kann dieser Piratenüberfall eine Meuterei gewesen sein, genau wie THEORETISCH die "Estonia" durch ein Torpedo hätte versenkt worden sein, genau wie THEORETISCH der "Fliegende Holländer" wirklich existieren könnte und genau wie es THEORETISCH Cpt. Jack Sparrow real sein könnte. ;-)

Kurz gesagt: alles reine Spekulation. Man kann natürlich aus theoretischen Möglichkeiten auch eine Theorie zusammenzimmern und sich in diese verrennen...
Meine Schiffsfotos bei Fotocommunity: http://home.fotocommunity.de/squarerigg ... 4&g=240434
Jürgen
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Jürgen »

Gericht befragt mutmaßlichen «Taipan» Piraten

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/re ... raten.html
Lieber den Anker verlieren als das ganze Schiff
Jürgen
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Jürgen »

Im Hamburger Piraten-Prozess hält die Kammer den jüngsten Angeklagten, der nach eigenen Angaben erst 13 Jahre alt ist, für mindestens 14 Jahre alt. Damit wäre der mutmaßliche Pirat strafmündig.

http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/re ... endig.html
Lieber den Anker verlieren als das ganze Schiff
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