Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

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schwedenelch
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von schwedenelch »

Seekater hat geschrieben: Wo sind also die Veröffentlichungen von Beispielsweise Carnival-Cruises und über die freiwillig an Bord durchgeführten Sicherheitskontrollen ? Wo ist das Marketing mit SOLAS-Regeln "unsere Schiffe sind sicher".
Ich denke mal, das haben die derzeit nicht nötig. Der Run auf die Kreuzfahrten ist einfach zu groß. Niemand sieht hinter die Glamour und Glitter-Kulisse und wenn, dann berichten die Reportagen im Fernsehen über den Hotelbetrieb. Sicherheit von Kreuzfahrern, das wird selbstverständlich vorausgesetzt.
ja...ABER:
wie sähe denn eine unabhängige Reportage aus? vergleichen wir das mal mit Hotels. da läuft ein tester im zweifel rein, guckt sich mal die öffentlichen anlagen an, eventuell mieten sich hoteltester mal ne nacht ein, undercover. wohlgemerkt EINE nacht. für jede redaktion der welt evtl. noch finanzierbar. und nun: Kreuzfahrer: um an Bord überhaupt zu gelangen, muss man ersteinmal eine ganze Reise buchen(zu teuer für rein journalistische Zwecke), einfach so mal drauflaufen und gucken iss nicht. das macht das unterfangen einer unabhängigen Reportage sehr sehr schwer bzw. teuer. alternativ müsste man von der Reederei eingeladen werden, dann könnte man sicherlich auch in die sicherheitsrelevatenen Bereiche eines Schiffes mit kamera etc. vordringen. das ganze ist dann aber weit entfernt davon unabhängig zu sein, und reedereien würden wohl nur die austrahlung von material im TV erlauben, wenn alles bestens dargestellt wird. Fazit: Hinter die Glanz&Glamour Fassade auf nem kreuzfahrer zu kommen ist medienseits unabhängig kaum bis gar nicht möglich. und "zensierte" Dokumentationen helfen wohl nicht wirklich weiter. und wie sollten reedereien glaubwürdig mit sicherheit werben? viele der relevanten sicherheitsbereiche können ja vom passagier nicht überprüft werden, wieviel wert haben solche aussagen dann. evtl "falsche" bzw geschönte werbung mit nicht vorhandenen sicherheitsdaten würde doch erst euffallen, falls es mal zu einem unglück kommt, und das ist ja bekanntermaßen durchaus eher die ausnahme. Wieviel Wert hätten siegel die besagen das auf dme schiff letzutes jahr mal unabhängig getestet wurde? die Crew iss oftmals doch nur n halbes jahr an bord, danach kommen neue, frische arbeitskräfte. udn da das personal und deren schulung durchaus ein wichtiger faktor ist, hilft eien unabhänmgige bewertung/klassifizierung aus dem letzten jahr dann kaum noch weiter. was helfen einem die besten rettungsboote, wenn das personal nicht ordentlich umgehen kann mit gefahrensituationen?

für reine Passagiergebewertungen helfen allenfalls noch die gesammelten Hotelbewertungsportale im Internet, auf einigen von denen werden mittlerweile ja auch Kreuzfahrer von Passagieren bewertet, und da lässt sich denke ich zumindest hier und da durchaus erkennen, wie das entsprechende Schiff&Personal so ist. natürlich auch immer ohne wahrheitsgarantie. fälschen und bescheissen kann man im Internet immer...
Seekater
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von Seekater »

MClassens hat geschrieben:Moin Seekater,
(....)
das Paris MOU umfasst nur einen Teil der Staaten. Es gibt ebenfalls noch das Tokyo MOU u.a. mit Australien, China, Japan, Kanada, link hier: http://www.tokyo-mou.org/member.htm. In den USA führt die Coast Guard die Hafenstaatkontrollen durch: http://homeport.uscg.mil/mycg/portal/ep ... dffhdghj.0

Viele Grüße,
Malte
Moin Malte,
excellent, danke für die Info. (Ich kann zwar den 2ten Link mangels Registrierung nicht Lesen – doch der erste reicht schon). Hier tut sich doch "erheblich mehr Licht auf". Super.



schwedenelch hat geschrieben:ja...ABER:
wie sähe denn eine unabhängige Reportage aus?
(....)
..... und reedereien würden wohl nur die austrahlung von material im TV erlauben, wenn alles bestens dargestellt wird.
(....)
Fazit: Hinter die Glanz&Glamour Fassade auf nem Kreuzfahrer zu kommen ist medienseits unabhängig kaum bis gar nicht möglich.
Moin Schwedenelch,
so 'ne Reportage geht schon: Fachleute befragen – sieh' mal alleine was hier für ein Wissen versammelt ist - Alleine das gegenüberstellen von verschiedene Meinungen (Stimmung an Bord, Promotion-Material, Unfall-Statistiken, Auswertungen der Unfallursachen, Erfahrungen der See BG, der PortControl) das würde schon viel bewirken; in den Redaktionen ist letztlich ja auch Kreativität gefragt. Weiterhin muß es ja nicht unbedingt 'ne Reportage sein. Man könnte auch mal zur Gesprächsrunde einladen. Außerdem gibt's ein "Verbot" der Ausstrahlung gar nicht so wie Du das schilderst – wir haben Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und ein Recht auf Kurzberichterstattung. Das was Du meinst sind die Urheberrechte – doch der Dreh soll ja nicht von 'ner Reederei gemacht werden ;-). Riskant sind lediglich die Konsequenzen (Klage wegen Rufschädigung, Forderung einer Gegendarstellung oder – bei den privaten – Abzug von Werbekunden). Doch das ist Alltag bei jeder kritischen Sendung, das ist Job eines jeden Redakteurs, die Waagschale mittig zu halten.

Das eigentliche Problem liegt jedoch an anderer Stelle: Das "öffentliche Interesse" ist nicht da, die Quote, die eine solche Sendung erzielt, ist nicht unbedingt sicher, das ist kein "übliches" Thema. Wir sind wie gesagt keine Seefahrernation. Wenn so etwas im Kfz-Sektor anstünde, wäre das etwas ganz anderes. (Beobachtet jemand UK oder NL-Sender diesbezüglich ?)

Hoffen wir also, daß die Zeit für derartige Sendungen allmählich reif wird. Noch ein paar Prozent Wachstum des Kreuzfahrtmarktes, noch einige – hoffentlich harmlose – Vorfälle, die irgendwelchen Redakteuren/Autoren auffallen, dann könnte das allmählich in die Medienforschung rein passen.
schwedenelch hat geschrieben:die Crew iss oftmals doch nur n halbes jahr an bord, danach kommen neue, frische arbeitskräfte. udn da das personal und deren schulung durchaus ein wichtiger faktor ist, hilft eien unabhänmgige bewertung/klassifizierung aus dem letzten jahr dann kaum noch weiter. was helfen einem die besten rettungsboote, wenn das personal nicht ordentlich umgehen kann mit gefahrensituationen?
genau, das wäre doch die nächste Idee für 'ne Sendung in den Medien:
Unter welcher Flagge sind welche Leute mit welcher Qualifikation an Bord, die für Sicherheit und störungsfreien Urlaubsgenuß bürgen. Momentan endet das Interesse doch bei der Sprache, die der Stewart spricht. Alles was dahinter ist interessiert nicht. Du bist mit Deinen Fragen schon weiter, als die öffentliche Wahrnehmung.

Auch mich würde die Frage interessieren: Was muß an Bord von Kreuzfahrern an nautisch/seemännischem und technischem Personal an Bord sein ? Was ist da aktueller Stand ? Unterscheidet sich das vom Frachtschiff ? Ist die Besatzung der Technik an Bord noch "gewachsen" ?




ArneKiel hat geschrieben:..... Seven big new cruise ships debut this fall and in 2011, bringing more glamour, more size and more capacity to the already crowded cruising world.
..... "keep in mind that these ships were ordered about three years ago," before the downturn, .......
The big lines, Carnival and Royal Caribbean, have fleets of more than 20 each. That's more than enough to serve markets and destinations worldwide.
Moin Arne,
na das paßt ja super rein in's Bild. Mit anderen Worten: Der Kreuzfahrtmarkt MUSS wachsen, ansonsten droht durch die langen Bauzeiten eine Überkapazität mit ruinösem Preiswettkampf. Je niedriger der Preis, desto höher muß die Auslastung eines jeden Kreuzfahrers sein, um noch Geld zu verdienen. Bei der alten "Astor" lag das mal bei 80% der buchbaren Kojen an Bord [Quelle: Arnold Kludas, "Geschichte der dt. Passagierschiffahrt" Band V]. Wo liegt der reak-even-point momentan ?

Ist das nicht die optimale Konstellation dafür, daß Unglücke wie das hier geschilderte sich häufen werden. Wenn die wirtschaftlichen Risiken steigen bleibt die Sicherheit als erstes auf der Strecke. War's bei Titanic nicht genauso: Auswandererwelle/Kreuzfahrerwelle, (zu) viele Schiffneubauten, Wirtschaftlichkeit ?


Schöne Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung
schwedenelch
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von schwedenelch »

Seekater hat geschrieben:Moin Schwedenelch,
so 'ne Reportage geht schon: Fachleute befragen – sieh' mal alleine was hier für ein Wissen versammelt ist - Alleine das gegenüberstellen von verschiedene Meinungen (Stimmung an Bord, Promotion-Material, Unfall-Statistiken, Auswertungen der Unfallursachen, Erfahrungen der See BG, der PortControl) das würde schon viel bewirken; in den Redaktionen ist letztlich ja auch Kreativität gefragt. Weiterhin muß es ja nicht unbedingt 'ne Reportage sein. Man könnte auch mal zur Gesprächsrunde einladen. Außerdem gibt's ein "Verbot" der Ausstrahlung gar nicht so wie Du das schilderst – wir haben Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und ein Recht auf Kurzberichterstattung.
ja, soweit die Theorie. im öffentlichen Raum hast du natürlich praktischerweise Pressefreiheit die auch immermal wieder funktioniert ;) im Falle von Kreuzfahrtschiffen oder sonstigen nicht-öffentlichen Bereichen ist der Fall dann aber so gelagert das du in dne meisten Fällen erst dann eine Dreh- und Fotoerlaubniss bekommst, wenn du dich da einer gewissen Zensur unterwirfst. Es gibt ja n Haufen "Dokumentationen" sowohl über schiffsunglücke als auch einfach über schiffe. als beispiel nur mal die 45 minuten reportage über die TT-Fähre Nils-Holgersson, die immermal wieder auf N24 läuft. 35 minuten davon waren Werbefilm pur, und ich wette nur unter genau den Vorraussetzungen hat man da eine Drehgenehmigung für das Filmen an Bord bekommen.("entweder ihr stellt TT als superfährlinie dar, oder nix Drehgenehmigung"). Pressefreiheit hin oder her, da man eben nicht einfach an Bord latschen kann und filmen, ist diese freie Berichterstattung relativ schwer umzusetzen. alternativ kann man höchstens Investigativjournalismus a la Günther Wallraff betreiben und zum Beispiel auf so nem Schiff verdeckt anheuern und mit versteckter kamera arbeiten... und ansonsten hast du ja selbst schon erkannt: Die medien selbst brauchen ihre werbekunden, sogar beispielsweise die ARD ist da nur beschränkt handlungsfähig: will man in zukunft für Reisereportagen(Nordseemagazin/Ostseemagazin etc.) irgendwann nochmal an bord drehen dürfen, sollte man es sich besser nicht völlig mit der reederei versauen....

und zu den Gesprächsrunden: die wären ohne frage interessant. nur für wen? problem ist doch die, naja, gespaltene Zielgruppe solcher Sendungen. wenns zu banal wird, schalten schiffsinteressierte die schon einiges an Vorwissen haben(zum beispiel Forenteilnehmer dieses Forums) evtl sehr schnell ab, wenn du eine solche gesprächsrunde auf ein ,naja, höherwertiges Niveau hebst, versteht ottonormal-Kreuzfahrturlauber nur noch Bahnhof. da ein goldenen mittelweg zu finden so das beide zielgruppen interessiert einschalten(nur dann kann man ansatzweise von einer lohnenden quote ausgehen) dürfte schwer werden. Evtl wird das ja besser, wenn noch mehr schiffe ab- bzw anfackeln :roll: Die Häufung in letzter Zeit (Lisco Gloria, Pearl of Scandinavia, Scandlines Mecklenburg-Vorpommern, Carnival Splendor, Stena Brittanica/Scandinavica(wärend dem umbau im dock)) hilft da ja vielleicht mehr aufmerksamkeit und somit eventuelle quote für solche sendungen zu erzeugen.
heavyfuel
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von heavyfuel »

Moin!
schwedenelch hat geschrieben: ...
Auch mich würde die Frage interessieren: Was muß an Bord von Kreuzfahrern an nautisch/seemännischem und technischem Personal an Bord sein ? Was ist da aktueller Stand ? Unterscheidet sich das vom Frachtschiff ? Ist die Besatzung der Technik an Bord noch "gewachsen" ?
...
Seekater
Da wollte ich zuerst antworten: "Das bestimmt der Flaggenstaat nach internationalen Vorgaben." oder so ähnlich. Vorsichtshalber habe ich noch mal gegoogelt, was sich so in den letzten Jahren geändert hat und habe dieses hier gefunden:
Schiffsbesetzung

Gesetzliche Vorgaben

Die Besetzung von Seeschiffen unter deutscher Flagge richtet sich nach der Schiffsbesetzungsverordnung. Die Verordnung enthält keine Vorgaben, wie viele Seeleute insgesamt an Bord eines Schiffes sein müssen (keine Regelbesatzung nach Schiffsgröße oder Fahrtgebiet). Stattdessen macht der Reeder einen Vorschlag für die Besetzung seines Schiffes, der anschließend von der Verwaltung geprüft wird. Für diese Prüfung und die Erteilung des Schiffsbesatzungszeugnisses ist in Deutschland die Dienststelle Schiffssicherheit zuständig.


Die Schiffsbesetzungsverordnung unterscheidet nicht zwischen deutschen Erstregister (Seeschiffsregister) und dem deutschen Internationalen Seeschiffsregister (ISR) und gilt daher ohne Unterschiede für beide Register.



Verantwortlichkeit des Reeders

Nach der Schiffsbesetzungsverordnung hat der Reeder hat sein Schiff so zu besetzen, dass:

* die Schiffssicherheit,
* der sichere Wachdienst,
* die Einhaltung der Vorschriften des Arbeitsschutzes und des Umweltschutzes,
* die Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit an Bord sowie
* die sprachliche Verständigung der Besatzung untereinander gewährleistet ist.

Die Dienststelle Schiffssicherheit prüft bei Beantragung eines Schiffsbesatzungszeugnisses den Vorschlag des Reeders für eine sichere Schiffsbesetzung.
Das ganze findet sich hier: http://www.bg-verkehr.de/dienststelle-s ... sbesetzung
Viele Grüße
heavyfuel

...und immer eine Handbreit
Rum im Glas...
ArneKiel

Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von ArneKiel »

heavyfuel hat geschrieben:Moin!
schwedenelch hat geschrieben: ...
Auch mich würde die Frage interessieren: Was muß an Bord von Kreuzfahrern an nautisch/seemännischem und technischem Personal an Bord sein ? Was ist da aktueller Stand ? Unterscheidet sich das vom Frachtschiff ? Ist die Besatzung der Technik an Bord noch "gewachsen" ?
...
Seekater
Da wollte ich zuerst antworten: "Das bestimmt der Flaggenstaat nach internationalen Vorgaben." oder so ähnlich. Vorsichtshalber habe ich noch mal gegoogelt, was sich so in den letzten Jahren geändert hat und habe dieses hier gefunden:
Schiffsbesetzung

Gesetzliche Vorgaben

Die Besetzung von Seeschiffen unter deutscher Flagge richtet sich nach der Schiffsbesetzungsverordnung. Die Verordnung enthält keine Vorgaben, wie viele Seeleute insgesamt an Bord eines Schiffes sein müssen (keine Regelbesatzung nach Schiffsgröße oder Fahrtgebiet). Stattdessen macht der Reeder einen Vorschlag für die Besetzung seines Schiffes, der anschließend von der Verwaltung geprüft wird. Für diese Prüfung und die Erteilung des Schiffsbesatzungszeugnisses ist in Deutschland die Dienststelle Schiffssicherheit zuständig.


Die Schiffsbesetzungsverordnung unterscheidet nicht zwischen deutschen Erstregister (Seeschiffsregister) und dem deutschen Internationalen Seeschiffsregister (ISR) und gilt daher ohne Unterschiede für beide Register.



Verantwortlichkeit des Reeders

Nach der Schiffsbesetzungsverordnung hat der Reeder hat sein Schiff so zu besetzen, dass:

* die Schiffssicherheit,
* der sichere Wachdienst,
* die Einhaltung der Vorschriften des Arbeitsschutzes und des Umweltschutzes,
* die Erhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit an Bord sowie
* die sprachliche Verständigung der Besatzung untereinander gewährleistet ist.

Die Dienststelle Schiffssicherheit prüft bei Beantragung eines Schiffsbesatzungszeugnisses den Vorschlag des Reeders für eine sichere Schiffsbesetzung.
Das ganze findet sich hier: http://www.bg-verkehr.de/dienststelle-s ... sbesetzung
Wie schön... (der Reeder macht einen Vorschlag... :D )

Das betrifft dann ja nur das Deilmannsche Traumschiff - die Deutschland (um beim Thema zu bleiben)

Für die Bahamas (z.B. Europa) sind hier die Vorschriften http://www.bahamasmaritime.com/index.php?page=19

guidelines and procedures outlined in BMA Information No. 115 http://www.bahamasmaritime.com/downloads/115bulltn.pdf
heavyfuel
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von heavyfuel »

Moin
ArneKiel hat geschrieben: Wie schön... (der Reeder macht einen Vorschlag... :D )
Das betrifft dann ja nur das Deilmannsche Traumschiff - die Deutschland (um beim Thema zu bleiben)
Für die Bahamas (z.B. Europa) sind hier die Vorschriften http://www.bahamasmaritime.com/index.php?page=19

guidelines and procedures outlined in BMA Information No. 115 http://www.bahamasmaritime.com/downloads/115bulltn.pdf
In dieser Nr. 115 steht doch das gleiche in grün:
2. Responsibilities of the Company1
2.1 In accordance with Regulation I/14 of the STCW Convention, the Company
shall be responsible
for ensuring that the ship is manned in compliance with
the SMD by properly qualified, certificated and medically fit seafarers.
Similar requirements are also laid down in paragraph 6 of the International
Safety Management (ISM) Code. It is for these reasons that the BMA requires
the company to apply
for a SMD proposing the appropriate level of manning
that they consider the vessel will require in order to be sufficiently manned
for safe navigation, routine maintenance duties and to meet any emergency
situation bearing in mind the minimum period of rest to be given to each
seafarer.
Bei mehr als 7 Leuten muss ein Doktor an Bord sein, das STCW Abkommen für sicheren Wachdienst muss erfüllt werden und auf Passagierschiffen dürfen weitere Leute im Hotelbereich eingestellt werden etc pp. Das ist doch genauso schwammig wie bei uns.
Ich denke es gibt nirgendwo einen Staat der sagt: pro 100 Paxe müssen mindestens so und so viele erfahrene Leute an Bord sein.

Also besser selber einen F&B-Schein machen bevor man auf Kreuzfahrt geht :-)

Gruß
Viele Grüße
heavyfuel

...und immer eine Handbreit
Rum im Glas...
Seekater
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von Seekater »

heavyfuel hat geschrieben:.......Bei mehr als 7 Leuten muss ein Doktor an Bord sein, das STCW Abkommen für sicheren Wachdienst muss erfüllt werden und auf Passagierschiffen dürfen weitere Leute im Hotelbereich eingestellt werden etc pp. Das ist doch genauso schwammig wie bei uns.
Ich denke es gibt nirgendwo einen Staat der sagt: pro 100 Paxe müssen mindestens so und so viele erfahrene Leute an Bord sein.
und das Entscheidende - um auf den Startbeitrag zurückzukommen - fehlt dabei noch:
Ich habe überall nur gelesen: "Chief + second Engineer", d.h. wieviel Leute mit welcher Qualifikation sind nötig um Maschine/Stromversorgung am Laufen zu halten, bleibt alleine den wirtschaftlichen Überlegungen des Reeders überlassen. Sicherlich wird der Reeder da einiges tun, denn jeder Tag Ausfall, der nicht Bord-intern kompensiert werden kann könnte sich wirtschaftlich auswirken. Jedoch Sicherheitsaspekte sind dabei außen vor.

Natürlich wird es - denkt man einmal weiter - auch wieder schwierig: Welches KnowHow auf wieviele Schultern verteilt, ist mit wieviel Ersatzteilen an Bord nötig, um die Maschine wieder am Laufen zu haben, bevor das Fahrzeug kentert? Diese und ähnliche Fragen dürften nur für jedes Schiff individuell beantwortbar sein - je nachdem, was an Technik verbaut wurde. Andererseits könnte man relativ leicht einige Basisqualifikationen fordern, die ab einer gewissen Menschenanzahl genauso wie ein Doktor an Bord sein müssen, z.B. Nachrichtengerätelektroniker mit Schwerpunkt ....., Hydrauliktechniker mit Schwerpunkt ......, Netzwerktechniker mit Schwerpunkt ......, Computeradministrator mit Skills ........ So wie der Doktor - wenn keiner krank ist sich um die Wellness mit kümmert, können solche Leute genauso im technischen Hotelbereich eingesetz werden. Klar mögen solche Leute auch aus Eigennutz des Reeders, eben zur Aufrechterhaltung des technischen Hotelbetriebes, an Bord sein. Doch dann haben sie möglicherweise keine Ahnung von anderen Resorts außerhalb des technischen Hotelbetriebes, oder es fehlen Qualifikationen, weil es im technischen Hotelbetrieb nicht nötig ist. Sprich: Die Vorschriften müßten nicht nur Qualifikations-, Personenanzahl sondern auch organisatorische Vorschriften enthalten. Genau wie bei den Rettungsbooten müssen auch technische Havarien geübt werden. Also: Einmal monatlich Hauptstromversorgung abschalten, Notbetrieb testen, Hydraulik-Handbedienung des Ruders testen, Notstop-Maschine aus voller Drehzahl und danach Neustart, general Reset der Maschinensteuerung u. dergl. mehr.

Gibt's hier wirklich außer DIN/EU-Normen beim Bau, was die Werft zu beachten hat und sich in irgendwelchen Handbüchern niederschlägt, keinerlei Vorschriften, die den technischen Betrieb der Schiffe unter Sicherheitsaspekten regeln ? Endet das alles beim Wachpersonal und den Rettungsmitteln ?

Wie sieht's da mit den Versicherungen und Klassifikationsgesellschaften aus ? Die müssen doch Forderungen stellen, was an technischer Funktionsfähigkeit nachzuweisen ist. Wird das alles von Prüfbeauftragten gemacht und hat mit dem technischen Betrieb des Schiffes nix zu tun ?

Randthema:
heavyfuel hat geschrieben:Also besser selber einen F&B-Schein machen bevor man auf Kreuzfahrt geht :-)
was bitte ist ein F&B-Schein ? danke


Sollte bei derart gigantische technischer Abhängigkeit, die moderne Kreuzfahrer nun einmal haben, das bisher sichtbar gewordene wirklich alles sein - keinerlei Qualifikations-, Personen- und Übungs-Vorschriften im technischen Bereich, die über "Chief und second Engineer" hinausgehen ??? - also dann falle ich nach dem Lichtblick bei der Port-State-Control jetzt in ein ziemlich tiefes dunkles Loch ........


Gespannte Grüße
Seekater
Wenn schon Irren, dann lieber durch eine Tat, als durch eine Unterlassung
Fischländer
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Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von Fischländer »

Moin,
Seekater hat geschrieben:
also dann falle ich nach dem Lichtblick bei der Port-State-Control jetzt in ein ziemlich tiefes dunkles Loch
Das brauchst du nicht!
Es gibt etliche Bestimmungen und Vorschriften die schon beim Bau eines Schiffes greifen. Das gleiche gilt auch für den Schiffsbetrieb.
Seekater hat geschrieben:
Genau wie bei den Rettungsbooten müssen auch technische Havarien geübt werden. Also: Einmal monatlich Hauptstromversorgung abschalten, Notbetrieb testen, Hydraulik-Handbedienung des Ruders testen, Notstop-Maschine aus voller Drehzahl und danach Neustart, general Reset der Maschinensteuerung u. dergl. mehr.
Wöchentlich werden Notstromaggregate, Notfeuerlöschpumpen durchgefahren; Notbeleuchtung, Funkanlage, Feuermelder,... werden getestet
Monatlich werden diverse Übungen mit der Schiffbesatzung durchgespielt, damit auch jede Person weiß wie ein Notstromaggregat in Betrieb genommen wird.
-Notsteuern der Ruderanlage (Emergency Steering Gear)
-Kontrolle der CO2 Anlage
-Feuerlöschmanöver
-Bootsmanöver
-Schadstoffbekämpfungsmanöver
-Mann über Bord Manöver
-Sicherheitsvideos werden gezeigt
-Bombenattrappen werden ausgelegt und ein Finden und Vorgehen der Besatzung wird geprobt
-es gibt Schulungen über Qualitäsmanagement, IMO, SOLAS....
-Gerätschaften zur Brandbekämpfung u Aussetzen des Bootes, Rettungsausrüstungen werden immer wieder durchgekaut......
Dazu kommt noch die Maintenance. Es gibt unzählige Checklisten die abgearbeitet werden müssen.
Bei vielen Reedereien läuft das über ein Programm z.B, GL Shipmangager, d.h. was an Bord gemacht wird (Drill, Maintenance) sieht die Reederei.
Defiziete werden sofort ausgedeckt.
Ich denke für die Schiffssicherheit wird ziemlich viel getan (bei vernünftigen Flaggenstaaten). Auf einem ägyptischen Kreuzfahrtschiff würde ich nicht fahren wollen.
Das wahre Problem sind ahnungslose Menschenmassen die im Notfall orientierungslos Panik schieben.
Wenn man als Passagier auf einem Kreuzfahrschiff im Notfall ruhig ist und sich den Fluchtweg zum zugeteilten Rettungsboot eingeprägt hat, dann ist man auf jedenfall besser dran.
Wichtig finde ich, wenn man mehr auf schwerentflammbare Materialien setzen würde.
Auch die belächelte Notfallübung "für alle" sollte mit ein bisschen mehr Respekt verfolgt und mit mehr Ernsthaftigkeit vermittelt werden.
heavyfuel hat geschrieben:
Bei mehr als 7 Leuten muss ein Doktor an Bord sein
7 Leute? Wo steht das? Das kann nicht stimmen.

F&B Schein = Rettungsbootmann für Überlebensfahrzeuge und Breitschaftsboote, Einführungs- und Sicherheitsgrundausbildung und Unterweisung für Seeleute
Freundliche Grüße
Meine Fotos sind durch ein Copyright urheberrechtlich geschützt.
ArneKiel

Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von ArneKiel »

Fischländer hat geschrieben:Moin,
Seekater hat geschrieben:
also dann falle ich nach dem Lichtblick bei der Port-State-Control jetzt in ein ziemlich tiefes dunkles Loch
Das brauchst du nicht!
Es gibt etliche Bestimmungen und Vorschriften die schon beim Bau eines Schiffes greifen. Das gleiche gilt auch für den Schiffsbetrieb.
Seekater hat geschrieben:
Genau wie bei den Rettungsbooten müssen auch technische Havarien geübt werden. Also: Einmal monatlich Hauptstromversorgung abschalten, Notbetrieb testen, Hydraulik-Handbedienung des Ruders testen, Notstop-Maschine aus voller Drehzahl und danach Neustart, general Reset der Maschinensteuerung u. dergl. mehr.
Wöchentlich werden Notstromaggregate, Notfeuerlöschpumpen durchgefahren; Notbeleuchtung, Funkanlage, Feuermelder,... werden getestet
Monatlich werden diverse Übungen mit der Schiffbesatzung durchgespielt, damit auch jede Person weiß wie ein Notstromaggregat in Betrieb genommen wird.
-Notsteuern der Ruderanlage (Emergency Steering Gear)
-Kontrolle der CO2 Anlage
-Feuerlöschmanöver
-Bootsmanöver
-Schadstoffbekämpfungsmanöver
-Mann über Bord Manöver
-Sicherheitsvideos werden gezeigt
-Bombenattrappen werden ausgelegt und ein Finden und Vorgehen der Besatzung wird geprobt
-es gibt Schulungen über Qualitäsmanagement, IMO, SOLAS....
-Gerätschaften zur Brandbekämpfung u Aussetzen des Bootes, Rettungsausrüstungen werden immer wieder durchgekaut......
Dazu kommt noch die Maintenance. Es gibt unzählige Checklisten die abgearbeitet werden müssen.
Bei vielen Reedereien läuft das über ein Programm z.B, GL Shipmangager, d.h. was an Bord gemacht wird (Drill, Maintenance) sieht die Reederei.
Defiziete werden sofort ausgedeckt.
Ich denke für die Schiffssicherheit wird ziemlich viel getan (bei vernünftigen Flaggenstaaten). Auf einem ägyptischen Kreuzfahrtschiff würde ich nicht fahren wollen.
Das wahre Problem sind ahnungslose Menschenmassen die im Notfall orientierungslos Panik schieben.
Wenn man als Passagier auf einem Kreuzfahrschiff im Notfall ruhig ist und sich den Fluchtweg zum zugeteilten Rettungsboot eingeprägt hat, dann ist man auf jedenfall besser dran.
Wichtig finde ich, wenn man mehr auf schwerentflammbare Materialien setzen würde.
Auch die belächelte Notfallübung "für alle" sollte mit ein bisschen mehr Respekt verfolgt und mit mehr Ernsthaftigkeit vermittelt werden.
heavyfuel hat geschrieben:
Bei mehr als 7 Leuten muss ein Doktor an Bord sein
7 Leute? Wo steht das? Das kann nicht stimmen.

F&B Schein = Rettungsbootmann für Überlebensfahrzeuge und Breitschaftsboote, Einführungs- und Sicherheitsgrundausbildung und Unterweisung für Seeleute
Freundliche Grüße
Das klingt ja alles ganz toll - trifft das auf deutsche Schiffe zu (also auf die Deutschland) oder auch auf alle anderen (die bspw. auf den TakaTuka-Inseln registriert sind) zu?

Den Doktor betreffend ist man wohl von der Regelung mit den 12 Passagieren abgekommen - bei den Bahamas braucht man erst einen Arzt wenn mehr als 100 Personen an Bord sind... (und bei Fahrten in der Karibik (36 Stunden Regel) offenbar gar keinen.. :D ..)
6.3 Doctor 6.3.1 The ship shall carry a doctor when there are 100 or more persons onboard,engaged on voyages during which the ship may remain more than 36 hours
steaming distance from a port with proper medical facility. Offshore units with 100 or more persons may be exempted from the requirement of a doctor
if it is linked by a helicopter service that has access to a suitable medical facility.
Fischländer
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Wohnort: Fischland

Re: Wie weiter mit dem Kreuzfahrt-Gigantismus?

Beitrag von Fischländer »

Hallo,
ArneKiel hat geschrieben:
Das klingt ja alles ganz toll - trifft das auf deutsche Schiffe zu (also auf die Deutschland) oder auch auf alle anderen (die bspw. auf den TakaTuka-Inseln registriert sind) zu?
Ich habe es auf die deutsche Flagge bezogen, aber die Maßnahmen die ich aufgezählt habe entsprechen "On Top Of SOLAS" (SOLAS-Vorschriften) und somit müsste das auf jeden Flaggenstaat, der die SOLAS Convention, sowie die SOLAS Protokolle 78/88 unterzeichnet hat, zutreffen.
http://www.imo.org/About/Conventions/St ... fault.aspx

Bei den Mitgliederstaaten gibt es Defiziete, das wissen wir alle und dafür gibt es die Port State Control.
Die Port State Control deckt diese auf. Flaggenstaaten mit sehr vielen Defizieten werden auf die "Blacklist"/"Greylist" gesetzt.
"Quality Performance List of Flags" und auch "Recognized Organizations performance table 2007-2009" (weiter unten) sind auf dieser Seite zu finden.
http://www.emsa.europa.eu/end185d007d002d001d001.html

Vielleicht sollte man, bevor man eine Kreuzfahrt bucht, gucken unter welchem Flaggenstaat das Schiff fährt und von wem es klassifiziert wurde. ;)
Freundliche Grüße
Meine Fotos sind durch ein Copyright urheberrechtlich geschützt.
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