wie einigen bereits bekannt ist, war ich mit der MS AURORA ein paar Tage auf Reise. Ich möchte euch hiermit an meinen ganz persönlichen Eindrücken und Erlebnissen teilhaben lassen. Gerade weil mir eure Reiseberichte immer sehr gut gefallen und mir bei der Planung sehr geholfen haben, stelle ich hier Stück für Stück mein Tagebuch und die entsprechenden Fotos dazu ein. Gerne beantworte ich eventuelle Fragen, soweit mir das möglich ist. Ich hoffe auf kurzweilige Unterhaltung...

Mein "Zuhause" für die nächsten Tage
Nachdem ich im letzten Herbst eher zufällig zu einer 1-tägigen "Mitfahrgelegenheit" auf der "Anna Sirkka" gekommen war, wurde der Wunsch, eine "richtige" Frachtschiffreise zu machen, noch einmal größer. Seit Jahren redete ich von einem solchen Vorhaben. Das war meiner Familie natürlich nicht entgangen und so hatte ich anläßlich meines runden Geburtstages schon auf ein solches Geschenk spekuliert...

Seit Wochen verfolge ich den Fahrplan der "Aurora" auf der Unifeeder-Seite. Losgehen soll es am Donnerstag, 13.05. und es soll nach St.Petersburg! Das ist genau "mein" Ziel. Ein Reisführer liegt bereits in den zu verpackenden Sachen und das notwendige Visum ist ebenfalls für €60 erworben. Ganz schön teurer Eintritt in Russland... Aber während der geplanten 25 Stunden Aufenthalt MUß man natürlich in die Stadt!
Dienstag, 11.05.
Der Fahrplan auf der Unifeeder-Seite hat sich geändert. Abfahrt soll jetzt erst der 16.05. sein.Und das erst um 18.00 Uhr, d.h. auch die Passage durch den NOK wird im Dunklen statt finden. Sehr bedauerlich. Die Krönung könnte aber sein, dass der Aufenthalt in St.Petersburg von 25 auf 2 Stunden geändert wurde... Da ist´s natürlich nichts mit dem Landgang.
Mittwoch, 12.05.
Frau Naß von http://www.frachtschiffe.de, die mich bezüglich der Organisation sehr freundlich und engagiert betreut, gibt mir die Telefonnummer des Schiffes bekannt und bittet mich, am Freitag morgens den Kapitän anzurufen, um die Boardingzeit abzusprechen. Außerdem meint sie, dass ein 2-stündiger Aufenthalt in St.Petersburg nicht praktikabel sei. Der Mindestaufenthalt beträgt immer 6-8 Stunden...(Später weiß ich auch, warum) Na ja, lasse ich mich halt überraschen.
Freitag, 14.05.
Ich sitze längst auf gepackten Koffern. Auch habe ich den Tage vorher festgelegten (und zurecht gelegten) "Reisedress" bereits an.( Ich laufe sonst am liebsten im Blaumann rum..) Jetzt fehlt nur noch der entscheidende Anruf, der mir die Zeit zum "Entern" des Schiffes preisgibt. Eine gewisse Hemmschwelle ist schon da und natürlich habe ich mir hundert mal vorher überlegt, was ich denn mit meinem knappen Schulenglisch so von mir geben will. Leider ist nur die Mailbox an und so spreche ich in feinstem deutsch mein Anliegen auf die Maschine.
Bis 14 Uhr habe ich keine Rückmeldung und so werde ich gleich noch mal Frau Naß anrufen. Irgend wie sitze ich wie auf Kohlen und finde nicht die Ruhe, etwas anderes zu tun, außer AIS zu gucken und diese Zeilen zu schreiben.
AIS ist schon eine tolle Sache. Ich sehe jede Bewegung, bekomme alles mit. Eigentlich könnte ich mich in´s Auto setzen und 20 Minuten später "Mein" Schiff in Augenschein nehmen, aber....
14 Uhr 10: Frau Naß berichtet, dass sie die falsche Telefonnummer von der Reederei bekommen hat und somit natürlich kein Kontakt zustande kommen kann. Mit der richtigen Nummer klappt es dann aber nach ein paar Anläufen. Und dann geht alles ganz schnell: Zwar spricht mein Gegenüber Englisch mit starkem russischen Akzent, aber ich verstehe,dass ich -wenn ich will- sofort an Bord gehen kann. Super! Das ist das Signal zum Aufbruch, nur noch schnell bei Frau Naß mitteilen, dass alles in Butter ist und dann die besagten 20 Minuten bis zum Burchardkai. Auch dort geht das "Einchecken" schnell und reibungslos, so dass ich bereits um 16Uhr30 an Bord gehen kann

Nur noch wenige Schritte bis an Bord
Die ersten Kontakte sind -wie anzunehmen war- etwas verhalten und gewöhnungsbedürftig.
Nicht nur, dass meine Englischkenntnisse eingeschränkt sind und meine Ohren dem Hirn nicht jede Information weiterleiten, sondern erschwerend kommt noch der russische Akzent als Gesprächsblocker hinzu. Mich beruhigt ein wenig, dass auch die Crew zeitweise um die richtige Vokabel ringt. Wenn man gar nicht auf den gemeinsamen Nenner kommt, lächelt man sich halt an und wechselt das Thema...
Gegen 20Uhr30 sind die Entladetätigkeiten auf der Aurora beendet und es wird ein wenig ruhig an Bord. Dieser Zustand ändert sich, als gegen 21Uhr30 der Lotse per Lotsenboot am Burchardkai erscheint und an Bord geht. Die Aurora muß den Liegeplatz frei machen und zum Schuppen 70 verholen. Ein Ort im Hafen, der mir durch etliche Fototouren bestens bekannt ist.

Burchard-und Eurokai
Die leider nur sehr kurze Fahrt vom Burchardkai zum Schuppen 70 ist phantastisch. Gerade recht zur "blauen Stunde" ist der Weg elbaufwärts Richtung Landungsbrücken mit den vielen Lichtern gut geeignet, Gänshaut zu erzeugen. Wenn man dann noch dazu auf der Brücke eines Schiffes steht, fühlt man sich schon ein wenig wie ein König....

Übrigens darf ich zu jeder Zeit und bei jedem Manöver die Brücke betreten. Auch die Bedienung des Heißwasserboilers zum Zwecke der Kaffee- oder Teezubereitung wurde mir hier noch vor allen anderen Dingen erklärt..


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>wird fortgesetzt<