Jakarta: Besuch an Bord der HARAPAN INDAH JAYA

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Hans Rosenkranz
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Jakarta: Besuch an Bord der HARAPAN INDAH JAYA

Beitrag von Hans Rosenkranz »

Mein diesjähriger Besuch Indonesiens begann, wie immer, im Segelschiff- und Kümohafen von Jakarta, SUNDA KELAPA (=Kokosnuss von Sunda). Dichtgedrängt liegen die Versorger der 17.000 Inseln meist wegen Platzmangels nur mit dem Vorschiff an der Pier, um die Naturprodukte des Archipels zu löschen bzw. um lebenswichtige Güter zu laden.

Nur wenige Touristen wagen ein paar Schritte unter sengender Sonne in den staubigen Hafen, um die letzen Lastensegler, Phinisi oder auch Bugis-, bzw. Makassar-Schoner genannt, zu bewundern.

Zwischen der Vielzahl von durchweg heimischen Kümos fiel mir ein ‚hölzernes Schiff mit eisernen Männern’ auf.

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Der Ladebetrieb ruhte, denn auch in Indonesien ist die Mittagspause heilig.

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Der Name der stolzen Dame: HARAPAN INDAH JAYA, was soviel heißt wie ‚Hoffnung, schön, erfolgreich’. Das vorgestellte K.M. bedeutet nichts weiter als unser ,MS’, nämlich Kapal Motor.
Vom Achterdeck lud mich die Crew zum Anbordkommen ein. Dieser Einladung folgte ich nur zu gerne, denn hier ist ISPS-freie-Zone, und mein Interesse an der Seefahrt hat auch seit meinen aktiven Tagen nicht nachgelassen.

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Zum Glück hatte man hier statt der üblichen Holzplanken eine, für hiesige Verhältnisse luxoriöse Gangway ausgebracht.

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Der Salon des Schiffes ist das Achterdeck. Hier wird in der Freizeit geklönt, gequalmt, gefaulenzt, gespielt, gewaschen, denn ein Aufenthalt unter Deck käme dem Besuch einer Sauna gleich.

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Der Captain, ,Nakhoda’ oder ,Kapten Kapal’ genannt, erklärte mir sichtlich voller Stolz den Namen seines Schiffes. Mir schien, dass die Hoffung nicht ohne Absicht vorangestellt worden war, über schön lässt sich bekanntlich streiten und erfolgreich mag sein Unternehmen schon sein, denn man wird mit voller Ladung von gut 600 t auf die nächste Reise gehen.

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Daraufhin wurde ich ins Allerheiligste gebeten, barfuß betrat ich die Brücke.

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Ein Blick über Ruder und Kompass auf das Deck und das Gewirr von unzähligen Masten und Kränen des überfüllten Hafenbeckens.

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Die Crew präsentierte sich stolz an ihrem Arbeitsplatz auf See

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und gab mir einen Einblick in das Wachsystem (24 Std im Hafen, linke Spalte und auf See, rechts), wobei der Kapten Kapal wohl die 4-6 Wache abzudecken scheint.

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Natürlich hat der Eigner (vermutlich ein Chinese, denn an Bord befanden sich nur Indonesier und ein Inder) einen Hausaltar an exponierter Stelle im Rücken des Rudergängers installieren lassen.

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Und für die Wachfreien gibt es hier oben guten Empfang und ein Käffchen dazu.

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Die Ladung bestand überwiegend aus Sackgut, wie in alten Zeiten per Hand gestaut, Getränkekartons, und, wie ich sehen konnte, warteten noch einige Paletten Klebreis, ,Beras ketan’ auf das Verladen an Bord.

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Die Besichtigung des Maschinenraumes musste ausfallen, denn just, als wir den Niedergang betraten, gab der Jockel seinen Geist auf.

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Des Storekeepers Reich hatte enge Grenzen

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Dafür hatte der Koch schon etwas mehr Bewegungsfreiheit, wenn sich auch die Wände für ihn etwas kahl präsentierten und ein Verweilen bei der Hitze nicht gerade zum Bereiten kulinarischer Feinheiten einlud.

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In der Matrosenkammer war die Warnung, hier nicht zu rauchen, kaum zu übersehen. Kein Wunder, denn alles um uns herum bestand aus brennbarem Material.

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Der Logger auf dem Achterdeck wurde doppelt genutzt: Als Stauraum für wertvollere Ladung und als Logis für einen weiteren Matrosen.

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Dann war mein kleiner Rundgang zu Ende. (Das Shirt trägt übrigens die Aufschrift ‚Hafen Sunda Kelapa’)

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Der Kapten Kapal hatte sich inzwischen landfein gemacht und präsentierte sich zu einem Abschiedsfoto

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Der Blick zurück mit den Gedanken an eine hoffentlich glückliche Reise,

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auf einen der letzten Vertreter einer Spezies, gefertigt aus heimischen Hölzern von erfahrenen Schiffbauern in Sunai Pasir, Süd-Sumatra, im Jahre 1995, der, eingezwängt von Stahlwänden der ,modernen’ Schiffe, auf das Ende der Mittagspause und das Auslaufen am gleichen Tage wartet.

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Übrigens: Die stolze HARAPAN INDAH JAYA konnte ich in keinem Schiffsregister finden,
auch nicht im nationalen Klasifikasi Indonesia. Mich wundert es nicht.

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©Hans Rosenkranz, 2009
Mit Gruß aus der Pfalz
Hans Rosenkranz

http://www.rosenkranz-shipphotos.de
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