Tim S. hat geschrieben:Was, wie man lesen kann, ja auch üblich und normal war. Jetzt beginnt die Skandalisierung und der Shitstorm - der koreanische Schettino. Menno, wird da viel Mist grad wieder geschrieben. U.a. auch, dass die Fähre heute (!) geborgen werden soll z.B. Herr, lass Hirn auf die Reporter regnen.
Er ist in Schiffsführung aber eine unerfahrene Person.
Absolut gang und gäbe, dass der dritte Wachoffizier die Wache alleine stemmt. Hierfür sind offiziell ja Wachsysteme vorgesehen, um sich bei der Wache abzuwechseln (1. NO, 2. NO, 3. NO, Kapitän / 4. NO evtl.).
Angelastet werden KÖNNTE allerdings, wenn im Wachorderbuch festgeschriebene Prozedere nicht eingehalten worden sind, bspw. den Kapitän sofort bei verminderter Sicht zu informieren.
Aber da kann man sich derzeit nur die Mäuler drüber zerreißen und gerüchteweise alles diskutieren. Den wirklichen Ablauf kann man derzeit noch gar nicht feststellen ; traurig, dass es überhaupt passiert ist.
Euere Einwände in allen Ehren.... Aber es wird gesagt, dass die 3. Nautische Offizierin keine Erfahrungen hatte, die Wache allein zu stemmen. Und deren Ortskenntnis für das Seegebiet wo sich das Unglück ereignete, soll auch nicht die Beste gewesen sein. Also der Kapitän hätte da schon noch einen weiteren erfahrenen Offizier der 3.NO zuteilen müssen.
Jetzt sind 3 Personen der Schiffsführung verhaftet und man wird die Ursache des Unglücks schon ermitteln können.
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
und warum soll eine Offizierin mit 6 monatiger Berufserfahrung nicht fähig sein , eine Seewache in relativ freiem Seeraum zu gehen ?
Aussagen wie "Soll -angeblich- auch nicht die beste Ortskenntnis gehabt haben"...."es wird gesagt , dass"...."hätte einen erfahrenen Offizier zur Seite stellen müssen"....beinhalten mir etwas zuviel Konjunktiv und zuviel "stille Post" auf einmal . Nebenbei gesagt : Ich kann mich noch lebhaft an meine erste Wache als frischgebackener 2.Offizier nach der Patentverleihung erinnern . Bei Elbe 1 wurde der Lotse abgegeben , das Schiff beschleunigte auf damals beachtliche 20 Knoten und noch vor dem kreuzenden Verkehr ´gen und von der Wesermündung verschwand der Kapitän ( der natürlich vom Kammerfenster gelegentlich einen Blick nach vorne warf ) von der Brücke , sagte im ´Rausgehen noch :"Wenn etwas ist , ich bin auf Kammer. Wenn Sie sich unsicher sind , zögern Sie nicht , rufen Sie jederzeit an." und dann war ich allein auf der Brücke , denn der Wachmatrose ging "Flötentörn" . Derartig durch einen "Vertrauensvorschuss" geadelt schwitzte ich zwar die nächsten Stunden Blut und Wasser , brachte aber meine erste Wache ganz gut über die Bühne . Das Gebiet war mir -von einer kurzen Zeit als NOA mal abgesehen- völlig unbekannt . Was mir half , waren Radar , Zirkel , KVR , Seekarten , Kursdreiecke , Peildiopter und mein reichlich ungeübter Blick . Dieser alte und erfahrene Kapitän , der mit einem gewissen Vertrauen in seine Offiziere und die nautische Ausbildung gearbeitet hatte, wäre vermutlich im Jahre 2014 von selbsternannten Experten und -wie dieser Kapitän gern zu sagen pflegte- "Sesselfurzern" , umgehend eingelocht worden. Warum also sollte dann eine über immerhin 6 Monate Erfahrung ( von denen sie sicherlich einige in diesem Fahrtgebiet verbracht haben dürfte ) verfügende 3.Offizierin nicht befähigt gewesen sein , selbständig eine Wache zu absolvieren . Soll man die Bericherstattung so interpretieren , dass ein Kapitän 24 Std. am Tag und das 7 Tage die Woche und das 6 bis 8 Monate jährlich nicht schlafen und die Brücke nicht verlassen darf ? Wenn das so ist , kann man sich die Wachoffiziere sparen . Wenn jede Wache mit 2 Offizieren besetzt werden sollte , muss der Reeder für eine entsprechende Anzahl an Offizieren und deren ausreichende Ruhezeiten Sorge tragen . Auf den Fähren namhafter skandinavischer Reedereien befinden sich zwar während der Manöverfahrt Kapitän und WO auf der Brücke , während der eigentlichen Überfahrt jedoch nicht . Brechen die Kapitäne dadurch -wie ja so schön geschrieben wird- das Seerecht ? Vor kurzem beriet ich einen Tanker auf der östlichen Hälfte des NOK und dem LT Kiel . Der Kapitän war sichtlich völlig übermüdet und schlief während der Passage immer mal wieder ein . In der Schleuse bei noch festgemachten Leinen fragte mich der Kapitän , ob es für mich in Ordnung sei , wenn ich das Auslaufen sowie die Fahrt auf der Förde zusammen mit dem ersten Offizier machen würde . Er habe innerhalb der letzen 48 Std. 2 Stunden geschlafen und könne einfach nicht mehr . Wenn etwas sei , könne man ihn ja wecken . Was soll man , wenn man etwas Empathie besitzt , darauf noch antworten ? Was soll der Kapitän denn noch alles machen ? Ob und wenn ja : was auf der Fähre schiefgelaufen ist , vermag ich nicht zu sagen . Ich war nicht zugegen , aber so wie der übermüdete Tankerkapitän vermutlich im Krisenfall anfälliger für Fehlurteile / -entscheidungen gewesen sein dürfte , könnte es auch bei jedem anderen übermüdeten Kapitän gewesen sein . Genauso wie ein befreundeter Lufthansa-Kapitän fassungslos die von wenig Sachverstand getrübte Diskussionen um Flug MH370 , die von Terror über Suizid bis zu ausserirdischen Invasoren alles abgedeckt hatte , verfolgt hat , geht es mir hinsichtlich der medialen Aufbereitung des Fährunglücks vor der koreanischen Westküste . Am besten halten wir uns mit der pauschalierten Verdammung des Kapitäns ( obwohl ja so ein Kapitän so ein wunderbarer Sündenbock für alles ist ) zurück und warten erst mal die weitere -hoffentlich objetiv ohne Vorverurteilung durchgeführte- Untersuchung ab .
Dein Posting kann ich so unterschreiben, auch wenn meine Erfahrungen als 3ter wahrscheinlich noch 15 Jahre früher stattfanden. Das in der Presse Müll geschrieben wird ist bekannt und nicht zu vermeiden. Aber wenn hier die vermeintlichen Fachleute Aussagen wie "der Kapitän hat das Schiff nicht selbst gesteuert" unverändert wiedergeben ärgert mich das schon. Wie schon geschrieben, erwartet der Schreiber dass ein Kapitän 24 Stunden auf der Brücke ist und die ganze Zeit selbst das Schiff steuert?
SEWOL wurde in Japan gebaut unter Aufsicht des Germanischen Lloyd. Das Schiff hatte zuletzt keine Klasse mehr. Das ist auch zu lesen in den Listen von TokyoMOU. Die einzige Hafenstaatkontrolle durchlief die SEWOL am 05.10.2012 in Kagoshima. Es wurden Mängel gefunden im Bereich Brandschutz und auch in der Navigation. Von 1994 bis 2012 war die SEWOL eine japanische Fähre. Den Südkoreanern gehörte das Schiff erst seit 2013.
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Fähre SEWOL eigentlich modernes Schiff.... . Aber wenn Schiff vielleicht schlecht gewartet und Crew schlecht ausgebildet......und kopflos wie der Kapitän
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