Karl H. Struve hat geschrieben:Brook

Moin Peter,
frei nach dem Motto "da gebe ich doch meinen Mist dazu" habe ich heute ein paar Zugaben (für diverse threads) gescannt. Als erste zu Deinen umfassenden Daten eine Gesamtansicht der "Brook". Ich habe die Aufnahme am 23.06.1979 am NOK geschossen.
Viele Grüße Karl
Guten Abend!
@ Karl: Von wegen "Mist", Karl! Wie immer: Ein Schiffsfoto von Dir vom Feinsten. Deshalb: Große Freude. Konsequenterweise müssen nun aber auch die "CREMON", die heute noch als norwegische "DEBORA" fährt und die "WANDRAHM" hier präsentiert werden. Übrigens: Die "DEBORA" liegt aktuell im Hafen Slite auf Gotland.

Mein Foto zeigt die "CREMON" im Juni 1969 in Emden. Ich war in Brunsbüttel eingestiegen. Wir löschten in Emden Zellulose. Anschließend ging es durch den NOK rauf nach Gävle und Sundsvall, von dort rüber nach Rauma und Oulu. Mit Zeitungsdruckpapier in Rollen kamen wir zurück zum Schürfeld-Schuppen im Hamburger Baakenhafen. Ich hatte gerade meinen Kaufmannsgehilfenbrief vor der Handelskammer Hamburg für den Beruf des "Kaufmanns im Reederei- und Schiffsmaklergewerbe" erfolgreich bestanden und der olle Heinrich Martin Gehrckens spendierte für seinen "Ausgelernten" ´ne Schiffsreise. Als kleinen Unkostenbeitrag bezahlte ich damals 5 Mark pro Tag an die Reederei. Das waren noch Zeiten...

Und das tolle Foto der "WANDRAHM" im Eis der Ostsee hat mir Jürgen Musyal mal geschickt. Das Bild entstand im März 1969.
Die „WANDRAHM“ trug das Unterscheidungssignal DHGW und die IMO-Nr. 6704969. Die Hamburger Reederei H. M. Gehrckens übernahm das Frachtschiff, welches wie die „CREMON“ und die „BROOK“ als „Offenes Schiff“ mit besonders breiten Luken für den Transport von Zeitungsdruck-Papierrollen konzipiert war, am 15. Dezember 1966 von der Bauwerft Nobiskrug in Rendsburg mit der Werftbaunummer 649. Das "Hamburger Abendblatt" Nr. 292 vom 15.12.1966, Seite 18, berichtete wie folgt:
"Wandrahm" für Gehrckens
Die Hamburger Reederei H. M. Gehrckens übernimmt heute das von der Werft Nobiskrug gebaute Motorschiff "Wandrahm" (Baunummer 649). Es ist eine Weiterentwicklung des MS "Cremon", das im Januar vergangenen Jahres in Dienst gestellt wurde. Der Neubau ist ebenfalls ein "offenes" Schiff mit besonders großen Luken. Er erhielt drei elektrohydraulische Bordkräne von je 5 t und einen elektrohydraulischen Mastkran von 10 t. Obgleich das Schiff besonders für den Transport von Zeitungspapier konstruiert wurde, können auch andere Stückgüter gefördert werden. MS "Wandrahm" hat folgende Abmessungen: 97,25 m Länge, 13,20 m Breite, 7,90 m Seitenhöhe und 4,97 m Tiefgang. Die Tragfähigkeit beträgt 2800 t und der Laderauminhalt 192 820 bzw. 78 690 cbf. Ein 2000-PS-MAK-Diesel gibt über 13 Knoten Geschwindigkeit.
Vom Stapel gelaufen war das Schiff am 18. Oktober 1966. Der Germanische Lloyd klassifizierte das Schiff mit + 100 A 4 E3 als offener Schutzdecker. Zusätzlich besaß die MS „WANDRAHM“ die höchste finnische Eisklasse 1 A, das heißt eine spezielle Eisverstärkung. Bei H. M. Gehrckens war die „WANDRAHM“ mit dem Heimathafen Hamburg von 1966 bis 1974 in der Finnland- und Schwedenfahrt im Einsatz. Das Schiff hatte einen Raumgehalt von 1.559 Brutto-Registertonnen sowie 869 Netto-Registertonnen. Ihre Tragfähigkeit betrug 2.622 Tonnen bei einer Länge von 97,25 Metern, einer Breite von 13.20 Metern und einem Tiefgang von 4,83 Meter. Der Laderauminhalt fasste für Schüttgut 192.820 Kubikmeter und für Stückgut 179.400 Kubikmeter.
Die „WANDRAHM“ hatte drei besonders breite Ladeluken. Das Schiff war ausgerüstet mit drei Kränen mit einer Tragfähigkeit von fünf Tonnen und einem Kran mit 10 Tonnen Tragfähigkeit. Die Hauptmaschine war ein Zweitakt-Dieselmotor mit 9 Zylindern und einer Leistung von 2.000 PS. Damit schaffte die „WANDRAHM“ eine Dienstgeschwindigkeit von 13,5 kn. Bei Indienststellung bestand die Gesamtbesatzung aus 21 Seeleuten.
Ab 1974 fuhr die „WANDRAHM“ als "SAMOS PEARL". 1981 hieß sie „FAEDRA“, ab 1986 „APOLLONIA XII“ und ab 1988 „MARC CARRIER“ und zuletzt ab 1989 „MERCS MAHO“. Der Abbruch erfolgte ab dem 22.12.1999 im Hafen von Kankesanturi.
Und hier die Daten zur "CREMON":
Die „CREMON“ ist, neben dem Museumsschiff MS „BLEICHEN“, das letzte Frachtschiff der Reederei H. M. Gehrckens, welches heute noch in Fahrt ist. Die „CREMON“, das vierte HMG-Schiff mit diesem Namen, trug während ihres Einsatzes für HMG das Unterscheidungssignal DNIH und hat auch heute noch die IMO-Nr. 6501537. Die Hamburger Reederei H. M. Gehrckens übernahm das Frachtschiff, welches wie die „BROOK“ und die „WANDRAHM“ als „Offenes Schiff“ mit besonders breiten Luken für den Transport von Zeitungsdruck-Papierrollen konzipiert war, am 14. Januar 1965 von der Bauwerft Nobiskrug in Rendsburg mit der Werftbaunummer 639. Vom Stapel gelaufen war das Schiff am 12. November 1964. Bei H. M. Gehrckens war die „CREMON“ mit dem Heimathafen Hamburg von 1964 bis 1972 in der Finnland- und Schwedenfahrt im Einsatz. Der Germanische Lloyd klassifizierte das Schiff mit + 100 A 4 E3 als offener Schutzdecker. Zusätzlich besitzt MS „CREMON“ die höchste finnische Eisklasse 1 A, das heißt eine spezielle Eisverstärkung. Das Schiff hat einen Raumgehalt von 3.903 Brutto-Kubikmeter sowie 2.095 Netto-Kubikmeter bzw. von 1.378 Brutto-Registertonnen sowie 739 Netto-Registertonnen. Ihre Tragfähigkeit beträgt 2.390 Tonnen bei einer Länge von 89,57 Metern, einer Breite von 13,24 Metern sowie einer Tiefe von 3,59 Metern mit einem Tiefgang von 4,67 Metern. Der Laderauminhalt fasst für Schüttgut 181.800 Kubikmeter und für Stückgut 168.700 Kubikmeter. Die „CREMON“ hat drei besonders breite Ladeluken. Die größte Ladeluke hat die Abmessung 49,50 Meter x 10,40 Meter. Die kleinste Ladeluke ist 10,87 Meter x 8,50 Meter groß. Das Schiff war ausgerüstet mit vier Kränen mit einer Tragfähigkeit von fünf Tonnen Tragfähigkeit. Die "CREMON" war 1964 übrigens das erste Schiff mit blauer Bordwand, die danach alle Schiffe der Reederei bekamen. Der damalige Juniorchef Heino Gehrckens hatte im Hafen von Helsinki einen blauen Fischdampfer gesehen und überrascht festgestellt, dass das Schiff, obgleich von langer Fahrt hart mitgenommen, weit gepflegter aussah als grau gestrichene Schiffe im gleichen Zustand. Die Hauptmaschine ist ein MAK-Zweitakt-Dieselmotor mit 8 Zylindern und einer Leistung von 2.000 PS mit einem RENK-Getriebe bei max. 375 Umdrehungen pro Minute an der Schraubenwelle. Damit schaffte die „CREMON“ eine Dienstgeschwindigkeit von 13,4 kn. Die Ballastwassertanks fassen 585 Kubikmeter, die Dieselöltanks 297 Kubikmeter. An Frischwasser kann die "CREMON" 73 Kubikmeter mitnehmen. Die nautische Ausrüstung bestand bei Werftübergabe aus: 1 Plath-Projektionskompass, 1 Plath-Kreiselkompassanlage,1 Kelvin-Hughes-Radaranlage, 1 Atlas-Echolot, 1 ARCAS-Selbststeueranlage, 1 Hagenuk-Funksprechanlage, 1 Hagenuk-Sichtfunkpeilanlage, 1 Hagenuk-Funktelefonanlage, 1 Hagenuk-Bordtelefonanlage und 1 Hagenuk-UKW-Anlage. Bei Indienststellung bestand die Gesamtbesatzung aus 21 Seeleuten. 1972 wurde die „CREMON“ an die Samos Property Maritime Co, Piräus (Griechenland) verkauft. Am 19. Juni 1975 wurde das Schiff in Hamburg an die Contimar Schlieker & Zander, Hamburg, übergeben (Korrespondent-Reeder H. von Bargen & Sohn OHG) übergeben und in "CONTI LIBAN" umbenannt. Fuhr diesen Reeder fuhr das Schiff bis 1982. Ab 1983 hieß das Schiff „LILL-NINA“ und wurde von Hast Shipping AB, Ahus (Schweden) übernommen. 1987 ging die "LILL-NINA" an AB Grundstenen, Ahus. Im Frühjahr 1988 wurde das Schiff für 240.000 US-Dollar an Latin Export Ltd., Nassau (Bahamas) verkauft für Mgrs. Shipping Management S.A.M.-V Ships, Monte Carlo und in "PORRINO" umbenannt. Im Juli 1990 ging das Schiff an Pelmar Shipping AG, Ahus, Mgrs. Sandhammaren Shipping AB, Ystad, die das Schiff in "DEBORA" umbenannten. 1992 übernahme die Partenreederei Debora, Ahus, das Schiff. Die vier Ladekräne wurden entfernt. Die "Debora" strandete in schwerem Wetter am 1. November 1997 vor Klaipeda. Zunächst scheiterten Bergungsversuche. Schließlich gelang es doch das Schiff zu bergen und wieder in Fahrt zu setzen. 1995 erhielt die "Debora" eine neue Vermessung, ihre Bruttoraumzahl ist 2.331 bei 3.228 tdw. Heute fährt die alte „CREMON“ immer noch als „DEBORA“ für Hannestad A/S, Halden (Norwegen).
mfg Peter Hartung