Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

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Alexander
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Alexander »

Spreecaptain hat geschrieben:Alexander verglich in einem seiner Postings Stolberg mit Borgward. Die Chronologie der Vorgänge um Beluga wecken bei mir eher Assoziationen mit dem anderen einst großen Bremer B: dem Vulkan nämlich.
Hm, ich weiß nicht so recht, ob dieser Vergleich passt, und zwar aus zwei Gründen:

1)
Beim Vulkan regierte die Politik sehr stark hinein. Der große Zusammeschluß zu einem mächtigen Werftenverbund war damals politisch gewollt, um einen "Nationalen Champion", der am Weltmarkt stark auftreten kann, zu formen, um so die Zukunft des Werftenstandorts Deutschlands zu sichern.

2)
Es kam seitens gewisser Verantwortlicher, namentlich von Hr. Hennemann, auch zu persönlichen Bereicherungen^.

Punkt 1) dürfte für Beluga wohl kaum gelten, ob Punkt 2) zutrifft, bleibt abzuwarten. Ich denke, diese Frage wird die Geriche beschäftigen.

Den Satz "Investoren a la Oaktree fassen eine solche Beteiligung nicht an, wenn für sie und ihre Kapitalgeber nicht nachhaltig erfolgversprechend wäre." zweifle ich in Bezug auf das Wort "langfristig" an. Es ist für eine an kurzfristigem Gewinn orientierte Branche wie die der Hedgefonds völllig wiedersinnig, von "Nachhaltigkeit" zu reden, da dort meisten ein kurzfristiges Denken (überspitzt gesagt: bis zum nächsten Quartalsbericht) vorherrscht. Dieses kurzfristige Denken findest Du bei Investoren aus dem angelsächsischen Raum tendenziell eher als bei einheimischen vor (wobei es auch in beiden Regionen Gegenbeispiele gibt).

Alexander
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Henri
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Henri »

Alexander hat geschrieben:
Henri hat geschrieben:Nicht Oaktree ist der böse, den Part hat sich Stolberg gesichert.
DAS wird sich erst noch zeigen müssen. Viele, wenn auch nicht alle Finanzinvestoren vom Schlage eines Oaktree sind nicht das, was sie zunächst nach außen darstellen...

Alexander

Also ich stimme ja damit sofort überein das es solchen Fonds eher um den kurzfristigen Gewinn geht als um eine Nachhaltige Entwicklung. Ich möchte auch nicht behaupten das Oaktree nicht genau das im Sinn gehabt hat als sie sich letztes Jahr an Beluga beteiltigten. Aber das taten sie allen Anschein nach nur weil sie die Firma als deutlich gesünder ansahen als sie tatsächlich war. Und Fakt ist das Beluga schon lange pleite wäre ohne Oaktree oder will das etwa jemand bestreiten?? Wenn dem nicht der Fall wäre hätte Oaktree ja wohl kaum den Mehrheitseigentümer der dazu auch noch Geschäftsführer ist rausschmeißen können und seine Anteile abnehmen können. Das geht nur wenn Beluga dringend frisches Kapital brauchte und Oaktree bereit war solche in die Firma zu geben, Stolberg aber nicht. Und da Stolberg kein Geld geben wollte oder konnte musste er halt Anteile geben. Ist doch ganz logisch und einfach.
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Alexander
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Alexander »

Im Hamburger Abendblatt findet sich ein recht lesenswerter Kommentar:

http://www.abendblatt.de/hamburg/articl ... Guten.html

Alexander
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Alexander
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Alexander »

Henri hat geschrieben:Und Fakt ist das Beluga schon lange pleite wäre ohne Oaktree oder will das etwa jemand bestreiten?? Wenn dem nicht der Fall wäre hätte Oaktree ja wohl kaum den Mehrheitseigentümer der dazu auch noch Geschäftsführer ist rausschmeißen können und seine Anteile abnehmen können.
Ob sie Stolberg die Anteile "abgenommen" haben, bleibt abzuwarten. Letzter bestätigter Stand seitens der zuständigen Behörde (Bundeskartellamt) ist, daß sie dort nachgefragt haben, ob eine Übernahme weiterer Anteils erlaubt werden würde. Nicht mehr und nicht weniger.

Insofern sollten wir bei den bekannten Tatsachen bleiben und nicht in Spekulationen verfallen...

Ich möchte nochmals an eine der bekanntesten Bremer Pleiten, die von Borgward, erinnern. Da wurde auch von außen (u.a. vom "Spiegel" über finanzielle Problem berichtet - kurz danach war die Firma pleite. Am Ende, nach Abschluß des Vergleichsverfahrens, stellte sich heraus, daß die Lage doch ein wenig anders aussah. wikpedia schreibt dazu: "Im Zuge der Abwicklung der Unternehmen konnten überraschenderweise alle Gläubigeransprüche aus den Unternehmensmassen befriedigt werden, das heißt, auch alle Kredite konnten zurückgezahlt werden. Deshalb wird das Vorliegen der Konkursreife von Kritikern bis heute bestritten. Ursachen waren außer der zu großen Modellpalette das unübersichtliche Finanzwesen. Carl Borgward selbst wurde nicht entschädigt - der Zugang zu seinen ehemaligen Werken wurde ihm vom Senat verwehrt."

Theoretisch denkbar wäre auch ein ganz anderes Szenario (bei dem ich klar sagen muß, daß es nur ein fiktives Szenario ist, welches aber in der Vergangenheit von anderen US-Finanzinvestoren bei anderen Gelegenheiten schon angewandt wurde): Man suche sich ein Unternehmen mit kurzfristigem Kapitalbedarf, bei dem man der Meinung ist, daß es für die Zukunft gut gerüstet ist. Dort erwerbe man mit dem Einverständnis der Alt-Eigentümer eine Minderheitsbeteiligung und installiere einen Vertrauensmann in der Geschäftsführung, so daß man Zugang zu allen Interna hat. Wenn man dann merkt, daß die Firma wirklich Zukunft hat, wende man alle möglichen, auch schmutzigen, Tricks an, um die Alteigentümer zu diskreditieren (dazu könnten dann lancierte Insiderinfos an die Presse über vermeintliches Fehlverhalten, Strafanzeigen, etc.) gehören. Und so könnte es gelingen, das Unternehmen "sturmreif" (d.h. übernahmereif) zu schießen. Klingt jetzt sicher weit hergeholt, aber wenn man mal davon ausgeht, daß solche Finanzinvestoren ihre Ziele häufig mit recht aggressiven Mitteln verfolgen, dann erscheint es nicht ganz abwegig (zumal es solche Vorgehensweisen schon gab). Wie gesagt, ist nur ein alternatives Szenario.


Insofern gilt: Warten wir mal ab, was passiert bzw. was rauskommt. Ich habe in meiner beruflichen Praxis eins gelernt: gerade solchen Kapitvalinvestoren aus dem angelsächsischen Raum sollte man nicht immer alles glauben...

Alexander
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Bernd U
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Bernd U »

Moin Henri!
Ist es aber nicht so,das man vorher die Buecher prüft,bevor man in etwas Geld investiert ??
Gerade Oaktree wird doch nicht Geld geben,ohne die Buecher zu pruefen!Die haben schliesslich eine Verpfichtung ihren Geldgebern gegenüber.
Bin gespannt,was da die naechsten Wochen noch so hoch kommt.Was ich bei Herrn Stollberg gut fand,war seine soziale Seite!
Mfg Bernd
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Alexander
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Alexander »

Bernd U hat geschrieben: Ist es aber nicht so,das man vorher die Buecher prüft,bevor man in etwas Geld investiert ??
Gerade Oaktree wird doch nicht Geld geben,ohne die Buecher zu pruefen!Die haben schliesslich eine Verpfichtung ihren Geldgebern gegenüber.
Bin gespannt,was da die naechsten wochen noch so hoch kommt.Was ich bei Herrn Stollberg gut fand,war seine soziale Seite!
Zur Buchprüfung: Ein sehr berechtigter Einwand. Natürlich könnte es so gewesen sein, daß seitens der Beluga-Führung hier in betrügerischer Absicht falsche Zahlen präsentiert worden sind. Da müsste dann aber schon sehr viel kriminelle Energie dahinter gesteckt haben, denn so was ist nicht ganz einfach und für gute Wirtschaftsprüfer, etc. relativ leicht zu durchschauen, wenn es nicht in höchstem Maße professionell gemacht wurde (incl. der Beteiligung einer ganze Menge von Mitarbeitern, die dann ja alle Stillschweigen bewahren müssen).

Zum sozialen Engagement: Sollte Oaktree wirklich langfristig das Ruder bei Beluga in der Hand halten, können wir davon ausgehen, daß es bald gen Null tendieren wird. Einem ausländischen Finanzinvestor sind soziale Aspekte in Bremen und umzu ziemlich egal. Das zeigte sich ja auch (auch wenn es in dem Fall kein Finanzinvestor, sondern ein Mitbewerber war) bei der Übernahme von Beck & Co. - InBev hat das soziale Engagement auch massiv eingedampft.

Alexander
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Bernd U
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Bernd U »

Ich hab da noch mal eine Frage:
Wenn Beluga in die Insolvenz geht,bekommen dann die Eigentuemer ihr Geld als letztes wieder??
Stlloberg 50,5%,Oaktree 49.5% Eigentuemer der Firma.
Dann wuerde Oaktree ja 178 Millionen in den Wind schiessen,was ich mir nicht vorstellen kann,auch wenn Oaktree ein Riese unter den Fonds ist.
Insolvenz kann da ja keine Loesung sein.
Man muss die Reederei also wieder Profitabel machen und wird Sie dann sicherlich ganz schnell wieder verkaufen.
Was mich wundert,ist das man gar nichts oder wenig von den Deutschen Banken und Finanzierern hoert?
Und laut Radio soll ja Oaktree auch noch nicht mit der Politik gesprochen haben,obwohl Die ja schon ueber Hilfen nachdenken soll!
Mfg Bernd
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Garsvik
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Garsvik »

[quote="Bernd U"]Moin Henri!
Ist es aber nicht so,das man vorher die Buecher prüft,bevor man in etwas Geld investiert ??

Beispiel:
Als ich 1999 50% einer GmbH gekauft habe, habe ich - nicht unbegrenzt Zeit gehabt und - nicht beliebigen Einblick in die Geschäfte gehabt. Also habe ich erstmal per Überschlagsrechneung den Umsatz, den Gewinn und die Fixkosten berechnet und - habe erstmal die Hälfte des vereinbarten Kaufpreises gezahlt. Im Kaufvertrag habe ich mir bestätigen lassen, daß mir nichts verschwiegen wurde. Monate später habe ich bemerkt, was wirklich los war - worauf der Verkäufer sofort auf das Restgeld verzichtet hat. Binnen 6 Monaten habe ich meine 50% der GmbH ohne Verlust weiterverkaufen können (ohne falsche Angaben). Erst fünf Jahre später hat diese GmbH Insolvenz angemeldet.

Das wird in diesem Fall nicht viel anders gewesen sein, nur waren es Millionenbeträge. Der Investor prüft, was er auf die Schnelle prüfen kann und läßt sich versichern, daß nichts wichtiges verschwiegen wurde. Hat der Verkäufer geschummelt, kann er ruhig noch die Mehrheit an der Firma besitzen - er hat dann schlechte Karten, wenn er erwischt wird. Das würde den spontanen und freiwilligen Verzicht Stolbergs auf den Chefposten erklären. Dann würden jetzt folgende Auseinandersetzungen vor Gericht klären, in welcher Höhe Schadensersatz geleistet werden muß (Üblicherweise per Absprache ohne Gerichtsurteil). Vermutlich bekommt Stolberg seinen Restanteil ausbezahlt - eine vertrauensvolle Zusammenarbeit halte ich für die Zukunft für unwahrscheinlich.

Garsvik (irgendwie ist mir das Zitat mißglückt-ich lerne das noch)
Dieter
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Dieter »

Moin moin,

dazu heute in der "NORD-WEST-ZEITUNG": http://www.nwzonline.de/Region/Artikel/ ... nwalt.html
Viele Grüße von der Elbe

Dieter

Ueber 10500 Schiffsvideos: https://www.youtube.com/user/DiFooII
26.06.2025 INDEPENDENCE OF THE SEAS - Elbe / Müggendorf: https://youtu.be/PYgomMPKCzY
Alexander
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Re: Niels Stolberg nicht mehr Beluga-Geschäftsführer

Beitrag von Alexander »

Garsvik hat geschrieben:Als ich 1999 50% einer GmbH gekauft habe, habe ich - nicht unbegrenzt Zeit gehabt und - nicht beliebigen Einblick in die Geschäfte gehabt. Also habe ich erstmal per Überschlagsrechneung den Umsatz, den Gewinn und die Fixkosten berechnet und - habe erstmal die Hälfte des vereinbarten Kaufpreises gezahlt. Im Kaufvertrag habe ich mir bestätigen lassen, daß mir nichts verschwiegen wurde. Monate später habe ich bemerkt, was wirklich los war - worauf der Verkäufer sofort auf das Restgeld verzichtet hat.
Ich gehe mal, ohne Deine Transaktion näher zu kennen, davon aus, daß die finanzielle Dimension bei Dir deutlich geringer als beim Einstieg von Oaktree bei Beluga war...

In den Dimensionen, um die es hier geht, sind extrem gründliche Prüfungen, das sog. Due Diligence, vor Abschluß eines Vertrags die Regel. Da wird sehr, sehr genau nachgeschaut, ob sich irgendwelche versteckten Risiken in den Büchern befinden. Und jeder noch so kleine, evtl. auftretende Zweifel wird geklärt.

Natürlich ist es dennoch möglich, die Prüfer zu täuschen, aber das würde, wie oben schon geschrieben, erhebliche kriminelle Energie mit massiven Manipulationen im Zahlenwerk voraussetzen. Dazu brauchst Du einige Leute in der Firma, die mitmachen - und noch mehr, die zumindest den Mund halten...

Alexander
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