Maritime Innovationen

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Volker Landwehr
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Volker Landwehr »

Die Behala Reederei in Berlin hat ein Schubboot mit Wasserstoff-Brennstoffzelle in Auftrag gegeben. Die Gesamtkosten betragen 13 Mio € wovon 8 Mio € vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) als Förderung kommen. Die Projektleitung erfolgt durch das Fachgebiet Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme der TU Berlin. Weitere Beteiligte sind in der Behala Pressemitteilung enthalten. https://www.behala.de/wp-content/upload ... 8_2019.pdf

Weitere Details inklusive Illustrationen liefert die Website e4ships.de: https://www.e4ships.de/deutsch/projekte ... t/elektra/
Die Antriebsleistung beträgt 2 x 200 kW, es gibt drei Brennstoffzellen mit je 100 kW, Photovoltaik 2,7 kWp, Akkus mit 2 x 1160 kWh (Antrieb) und 1 x 160 kWh (Bordnetz).
Gruß, Volker

P.S.: Es gibt auch ein Video: https://youtu.be/gdBwdcOnRTo
Garsvik
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Garsvik »

Die Projektoren haben alles richtig gemacht:
- Das Schiff heißt "'Elektra"
- Es ist grün lackiert
- Ein Großteil zahlt der Staat

- Die eher kurze Lebensdauer der Brennstoffzellen wird wohl bis Projekt Ende nicht zum Tragen kommen. Die sind aber nicht billig.
- Die Akkus sind ordentlich dimensioniert
- Die 300 KW Leistung der beiden Brennstoffzellen wird wohl reichen
- Abbremsen wird durch Gegenschub erzeugt und selbst wenn die Motore wie bei eMotoren üblich überlastet werden können (bremsen hat in diesem Fall nichts mit rekuperieren zu tun), sind 400 bis evtl. 600 kW Leistung zum bremsen eines Schubverbands nicht viel.

Man wird lesen, wie viele Wasserstofftankstellen in Berlin am Wasser entstehen.

Wasserstoff lässt sich auch direkt in Motoren verbrennen (sowohl Benzin- wie auch Dieselmotore) und das mit eher besserem Wirkungsgrad. Aber so Hybrid ist ja wohl zu simpel.

Garsvik
Volker Landwehr
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Volker Landwehr »

Ballard ist mit gelieferten Brennstoffzellen von insgesamt 320 MW in den letzten 35 Jahren kein unerfahrener Brennstoffzellenlieferant. Sie geben je nach Typ Lebensdauern bis zu 30.000 Std für ihre Zellen an. https://www.ballard.com/fuel-cell-solut ... ell-stacks

Was Deinen Vorschlag des Wasserstoff-Verbrennungsmotors betrifft, siehe hier: https://www.forum-schiff.de/phpBB3/view ... 25#p163125
Gruß, Volker
slowman
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von slowman »

Bis zu 30.000 Stunden?
Ein Tag hat 24 Std. -> 1000 Tage gleich 24.000 Stunden. Also kann man folgern dass die Zellen im Dauerbetrieb nach gut 3,5 Jahren am Ende ihrer Lebenserwartung angekommen sind was ich jetzt nicht gerade viel finde.

Gruß
Chris
Garsvik
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Garsvik »

Ich würde mal davon ausgehen, dass die Brennstoffzellen lediglich als Reichweitenverlaengerer für das Elektro-Schubboot dienen. Sonst sind sie nach einigen Jahren hin (in PKW ca. 10000 h Betriebsdauer).

Also nur, wenn am Kanal grad keine Ladestation am Wasser steht, muss die Brennstoffzelle ran. Die Akkus werden vergleichsweise "ewig" halten.

Garsvik
Volker Landwehr
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Volker Landwehr »

Ich habe mir mal die angehängten Links angesehen. NOW: https://www.now-gmbh.de/de/bundesfoerde ... ff/elektra
Dort heißt es im ersten Absatz: Die Brennstoffzellentechnologie wird zur wasserstoffbasierten Grundlastenergieversor-gung des Antriebsstranges genutzt. Spitzenlasten werden durch Akkumulatoren bereitgestellt.

Institut für Land- und Seeverkehr (ILS), FG Entwurf & Betrieb Maritimer Systeme: https://www.marsys.tu-berlin.de/menue/f ... g/elektra/
Die dort gezeigten Illustrationen sind schon aus meinem 2. Link bekannt, hier lassen sie sich aber auf Bildschirmgröße vergrößern.
Gruß, Volker
windrose
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von windrose »

"Flügel" auf einem Schiff zur Energieeinsparung - erstes Schiff wird damit ausgerüstet
https://gcaptain.com/airplane-like-wing ... fficiency/
Garsvik
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Garsvik »

Wenn ich das richtig überflogen habe, sind die senkrechten "Flügel" Profile drehbar und einklappbar. Und es findet eine Luftabsaugung statt, die den Vortrieb verbessert.

Das kann durchaus sinnvoll sein.

- Wenn der Wind von vorn kommt,werden sie eingeklappt.
- es werden Bulker ohne störende Kräne abgebildet
- wenn man Energie reinsteckt, funktioniert es noch besser
- je nach Seitenwind wird das Profil gedreht

Das erinnert mich an die Yacht von dem filmenden Taucher Custeau, die allerdings erst nach seinem Tod fertig wurde: Alcyone
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alcyone
Fest montierte senkrechte Profile (rund) und Vortrieb wurde durch Luftabsaugung erzeugt. Das sieht aus wie 2 Flettner Rotore (neudeutsch Stahlsails oder so), dreht aber nicht.
Gute Idee war, so was auf eine 30m Yacht zu montieren, die eh nicht schnell unterwegs ist - dann kommt der Wind nicht stets von vorn.
Schlecht war, dass dieser Antrieb kaum funktioniert hat. Da wären Flettner Rotore aufwendiger, aber effektiver gewesen.

Also ein enormer Aufwand (zu großem Teil staatlich gefördert) und vielleicht klappt's.

Garsvik
Fabian
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Fabian »

Im Segelsport haben sich solche senkrechten Tragflügel bereits bewährt, jedoch werden dort zwei verstellbare Tragflügel direkt hintereinander angeordnet. Gut erklärt in diesem Video.
Bild

Das System von eConowind gibt es übrigens auch als Container-Version.
Garsvik
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Re: Maritime Innovationen

Beitrag von Garsvik »

Danke. Kann ich mir viel lesen sparen.

Also einklappbar und drehbar und mit Luftabsaugung. Und automatisierbar, damit die Besatzung nicht zu Segelspezialisten ausgebildet werden muss. Vermutlich brauchts eine derbe Befestigung auf dem Deck, da sich eine seitliche Abspannung des Mastes - wie auf dem Segelboot - wohl verbietet.

Garsvik
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