Schweröl "Unfall" vor Altona

lukas bu.
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Re: AW: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von lukas bu. »

Ich hatte am Mittwoch auch bei der Cosco Yantian als sie aus Hamburg auslief sehr dunklen Qualm gesehen [img]http://tapatalk.imageshack.com/v2/14/10 ... 7d72a6.jpg[/img]
Globus
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von Globus »

Beim Hochfahren eines Motors von Null auf Drehzahl qualmt es immer. Auch mit Dieselöl.

Siehe auch LKW. Und die fahren nicht mit Schweröl.

Dazu kommt bei einem Schiff noch der Kessel, der auch mit Schweröl fährt.

Globus
muschelschubser
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von muschelschubser »

HansP hat geschrieben: Zusätzlich zu diesen ECA Zonen hat die EU noch eine Verordnung erlassen, wonach innerhalb von allen Häfen der EU (also auch außerhalb der ECA, z.B. Mittelmeer, Schwarzes Meer, Atlantikküste, etc.) nur Treibstoffe mit 0,1% Schwefelgehalt verbrannt werden dürfen (dieser Verordnung haben sich auch Norwegen, Island und die Türkei angeschlossen!), d.h. sobald ein Schiff einen dieser Häfen anläuft müssen die Hilfsdiesel auf diesen Treibstoff umgestellt werden! Dieser extrem niedrige Schwefelgehalt kann aber zur Zeit nur bei Gasoil (MGO) erzielt werden, welches (je nach Bunkerhafen) ca.USD 250 -300 pro Tonne teurer ist als Schweröl! (Für das Umstellen von HFO auf MGO gibt es Fristen, etc - das detailiert darzustellen führt hier aber etwas zu weit).
Danke Hans für Deinen Beitrag. Dieser sorgt nun Tatsächlich für mehr Klarheit.

Ich habe mal die o.g. EU-Verordnung (bzw. die nationale Umsetzung dieser Verordnung) rausgesucht und da gibt es dann auch endgültige Gewissheit zu den Punkten die mir persönlich noch unklar waren.
Diese Verordnung zielt ausschließlich darauf ab, welche Schwefelgehalte verbrannt werden dürfen sobald das Schiff am Liegeplatz liegt.

"Auf Schiffen an einem Liegeplatz in einem Seehafen dürfen nach der Ankunft am Liegeplatz bis 20 Minuten vor dem Verlassen des Liegeplatzes Schiffskraftstoffe, deren Schwefelgehalt 0,10 Massenhundertteile überschreitet, nicht verwendet werden."

Somit bezieht sich diese Verordnung ausdrücklich nur auf die "Hilfsmotoren" bzw. Generatoren-Antriebsmotoren etc.
Und selbst dafür findet sich in der Verordnung noch ein großzügiger "Spielraum" für die Umstellung:

"Abweichend von Absatz 1 darf Schiffskraftstoff, dessen Schwefelgehalt 0,10 Massenhundertteile überschreitet, für den Zeitraum verwendet werden, der erforderlich ist, um die Kraftstoffversorgung auf einen Schiffskraftstoff umzustellen, dessen Schwefelgehalt 0,10 Massenhundertteile nicht überschreitet. Die Umstellung muss so schnell wie möglich erfolgen und innerhalb von zwei Stunden nach dem Festmachen des Schiffes abgeschlossen sein"

Wenn ich das alles richtig deute, steht da -frei übersetzt-:
Kommt mit HFO < 1% Schwefel bis an den Liegeplatz, verholt mit selbigem HFO ggf. innerhalb des Hafens, und lauft damit auch wieder aus.
Sobald Ihr festgemacht seid (ME ist dann ohnehin aus) muss der dann noch laufende Hilfsmotor (dürfte dann i.d.R. der Generator zu Stromerzeugung sein) mit einem Kraftstoff <0,1% Schwefel betrieben werden.
Das dürfte dann wohl auch der Grund sein, weshalb moderne Schiffe mehrere Generatoren, die dann Grundsätzlich jeweils mit unterschiedlichen Kraftstoffen betrieben werden, an Bord haben.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
Christian Costa
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von Christian Costa »

Das ist nur soweit korrekt, dass du die Verordnung für die Häfen angesehen hast. Diese gilt (korrigiere mich, wenn es falsch ist) für die EU Häfen.
Zudem gibt es kein HFO mit <1%. Das ist dann LSF also low sulphur fuel oder eben Marinediesel.
In der SECA Zone von der ich die Tage sprach ist heute schon nur noch solcher Sprit erlaubt. anders ist es zB im Mittelmeer. Dort scheint es ja in den Häfen auch drahtige Vorschriften zu geben. Auf See hingegen gelten diese auch in 2015 nicht.
Daher müssen ja alle Ostseefähren irgendwie reagieren. Ob Methanol oder MDO oder HFO mit Scrubber, oder LNG bzw. noch andere Ideen die Lösung sind, wird man sehen. Dort wird es an 2015 keine Ausnahmen mehr geben.



MfG Christian

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MfG & bis neulich
Christian

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muschelschubser
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von muschelschubser »

Ja, die o.g. Verordnung bezieht sich auf die europäischen Häfen.

Was das schwefelarme Schweröl angeht, habe ich jetzt gerade ein Verständnisproblem.
Die Feeder für den Ostseeraum bunkern, nach meinen Beobachtungen, in Hamburg weiterhin Schweröl.
Gemäß Bunkerindex gibt es sowohl IFO 380 und IFO 180 (nach meinem Verständnis "klassische" Schweröle die umgangssprachlich als "Heavy Fuel" bezeichnet werden) jeweils in einer Low Sulphur Variante.
Die Low Sulphur-Variante wird scheinbar ausschließlich in Europa und Nordamerika angeboten.

Ist das dann kein Kraftstoff der in den SECA/ECA-Gebieten erlaubt ist?
Beste Grüße
vom Muschelschubser
Christian Costa
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von Christian Costa »

In den USA muss man MDO fahren. Und alle Ostseefeeder müssen jetzt schon zwingend mit Low Sulphur unterwegs sein. Oder eben mit alternativen. HFO Bunkern die schon lange nicht mehr.
Zumal ja über die Tanks Buch geführt werden muss. Und spätestens da fällt es sonst auf.
Es ist schon ärgerlich. Fährt ein Schiff Transatlantikdienste muss es für die USA und die EU verschiedene Spritsorten bunkern und darf HFO auf dem Atlantik nutzen.

Es wird nicht einfacher


MfG Christian

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Christian

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HansP
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von HansP »

muschelschubser hat geschrieben:Ja, die o.g. Verordnung bezieht sich auf die europäischen Häfen.

Was das schwefelarme Schweröl angeht, habe ich jetzt gerade ein Verständnisproblem.
Die Feeder für den Ostseeraum bunkern, nach meinen Beobachtungen, in Hamburg weiterhin Schweröl.
Gemäß Bunkerindex gibt es sowohl IFO 380 und IFO 180 (nach meinem Verständnis "klassische" Schweröle die umgangssprachlich als "Heavy Fuel" bezeichnet werden) jeweils in einer Low Sulphur Variante.
Die Low Sulphur-Variante wird scheinbar ausschließlich in Europa und Nordamerika angeboten.

Ist das dann kein Kraftstoff der in den SECA/ECA-Gebieten erlaubt ist?
Doch, Dein Verständnis ist richtig! IFO 380 und IFO 180 sind beides "klassische" Schweröle und die Low-Sulphur-Variante (LS-HFO) ist exakt für die SECA/ECA Gebiete gedacht, sie hat nämlich einen Schwefelgehalt von maximal 1,00%. Nach dem 1.1.2015 wird diese Qualität sehr wahrscheinlich vom Markt verschwinden, da es dann für sie keinerlei Verwendung (in Bezug auf die Verordnungs- / Gesetzeslage) mehr gibt!
Die Aussage von Christian das es kein HFO <1% gibt ist nicht richtig.

Tatsache ist, dass es zur Zeit (und wohl auch in absehbarer Zeit nicht) kein HFO gibt, welches den neuen SECA / ECA Vorgaben entspricht. Klassische Treibstoffe mit <0,1% Schwefel gibt es nur als MGO (Marine Gas Oil).

Ab 1.1.2015 wird also sowohl der Hilfsdieselbetrieb in EU-Häfen (einschl. Norwegen / Island / Türkei) also auch der Hauptmaschinenbetrieb in den ECA-Zonen im Regelfall mit MGO <0,1% Schwefel durchgeführt werden (was übrigens bei vielen Schiffen zu Kapazitätsproblemen der entsprechenden Tanks führt!).

Herzliche Grüße
Hans

Gruß
Hans
HansP
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Re: Schweröl

Beitrag von HansP »

Christian Costa hat geschrieben:In den USA muss man MDO fahren. Und alle Ostseefeeder müssen jetzt schon zwingend mit Low Sulphur unterwegs sein. Oder eben mit alternativen. HFO Bunkern die schon lange nicht mehr.
Zumal ja über die Tanks Buch geführt werden muss. Und spätestens da fällt es sonst auf.
Es ist schon ärgerlich. Fährt ein Schiff Transatlantikdienste muss es für die USA und die EU verschiedene Spritsorten bunkern und darf HFO auf dem Atlantik nutzen.

Es wird nicht einfacher


MfG Christian

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Entschuldige Christian, aber das stimmt nicht! In den ECA-Zone USA / Kanada gelten genau die gleichen Schwefelgrenzen wie in den ECA-Zone Nordsee und Ostsee. In den amerikanischen Häfen darf im übrigen auch 1,00% schwefelhaltiger Treibstoff verbrannt werden so das hier das Umstellen, wie in den Nord- und Ostseehäfen, im Hafenbetrieb entfällt (logischer Weise gilt in den USA und Kanada die EU Verordnung nicht!).

Die einzige Ausnahme ist der Staat Kalifornien! Hier gilt ein Grenzwert von 0,1% Schwefelgehalt - dieses gilt nicht nur im Hafen sondern auch schon 24 sm vor der kalifornischen Küste.

Gruß
Hans
Christian Costa
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Re: Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von Christian Costa »

Moin Hans, man lernt nie aus. Schönen Dank für deine Infos.
Man lernt nie aus[WINKING FACE]
MfG & bis neulich
Christian

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Christian Costa
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Schweröl "Unfall" vor Altona

Beitrag von Christian Costa »

Moin Hans, man lernt nie aus. Ich habe irgendwo an Bord schon mehrfach gehört, dass sie extra MDO für die USA bunkern....
Schönen Dank für deine Infos.
[WINKING FACE]
MfG & bis neulich
Christian

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