Auflieger: Nach der Finanzmarkt- die Schifffahrtskrise!

Antworten
Peter Hartung
Mitglied
Beiträge: 2384
Registriert: So 13. Jan 2008, 17:19

Auflieger: Nach der Finanzmarkt- die Schifffahrtskrise!

Beitrag von Peter Hartung »

Moin!

Ich denke, wir sollten die Tatsache, dass zunehmend Schiffe aus der Beschäftigung gehen und aufliegen, mehr Aufmerksamkeit schenken. Deshalb möchte ich diesen Thread hier eröffnen, unter dem wir Informationen und Meinungen zu diesem Thema sammeln könnten.

Ich fasse einfach mal zusammen, was dazu in den letzten Tagen hier im Forum unter unterschiedlichen Beiträgen gepostet wurde:

:arrow: Die Fähre "Rostock" liegt auf und die Frachtfähre "Fellow" hat nur noch eine Abfahrt pro Woche nach Ventspils in Lettland.

:arrow: Die Reederei DFDS Tor Line die Frachtfähre "Mermaid II" von der "Hansa-Brücke" zwischen Lübeck und Riga abgezogen. Das Frachtfährschiff liegt seit 21.10.08 im Kieler Ostuferhafen und wartet dort auf eine Anschlussbeschäftigung.

:arrow: Der Hamburger Hafen verliert eine Linie der Reederei Maersk. Der Marktführer im Containertransport auf See legt zwei Linien im Fahrtgebiet zwischen Fernost und Europa zusammen. Durch den Rückgang bei den Ladungsmengen aus Asien und den USA fällt in Hamburg auch weniger Ladung für den Weitertransport ins Baltikum an. Die trifft besonders die Feeder-Linien mit ihren Zubringerschiffen.

:arrow: Die japanische Reederei MOL hat die Reduzierung der Schiffsgrößen im Fahrtgebiet zwischen der Westküste der USA und Japan sowie China angekündigt.

:arrow: Die ARA ATLANTIS (ein 168er) hat ihren Einsatz für OOCL zum Monatswechsel beendet und liegt jetzt direkt neben der LAURA ANN an den Dalben in der Norderelbe.

:arrow: ANDREA (168er) scheint nicht mehr für CMA-CGM tätig zu sein - Anfang letzten Monat lag sie auch mal kurz an den Norderelb-Pfählen... Derzeitiger Liegeplatz ist die Stromkaje in B´haven. Fährt nun für MSC meistens zwischen Bremerhaven-Kronshtadt.

:arrow: Die STINA hat, von der Norderwerft kommend, sich in Hamburg auch an die Dalben gesellt.

:arrow: Inzwischen hat sich zu ihnen auch noch die wieder HUSKY RACER (=Maersk Rijeka) gesellt, zwar kein 168, aber schon eine vergleichbare Größenklasse.

:arrow: Es sind da noch mehr Schiffe aufgelegt mittlerweile, und zwar (...) ELISABETH (...).

:arrow: ... die letzte Fahrt der KONGSHAVN (Kystlink) nach Langesund.

Hierzu passt auch noch diese Meldung: Einer der größten deutschen Schiffbaufinanzierer, die HSH Nordbank, wird wahrscheinlich - nach Informationen des NDR - auf die angebotenen Bürgschaften des Bundes zurückgreifen müssen.

Ein HSH-Sprecher hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, dass alle Institute die Garantien des Bundes für den Handel zwischen den Banken nutzen sollten. Die Landesbank hatte mehrfach beklagt, dass sich die Banken untereinander kein Geld mehr leihen. HSH-Nordbank-Chef Hans Berger sagte, nachdem die Finanzbranche laut und deutlich nach Hilfen des Staates gerufen hätte, sollten jetzt auch die angebotenen Hilfen in Anspruch genommen werden. Jedes Institut müsse nun entscheiden, welche Möglichkeiten des Rettungspaketes es nutzen wolle, so Berger.

Die HSH Nordbank ist aus der Hamburgischen Landesbank und der Landesbank Schleswig-Holstein hervorgegangen. Als einzige Landesbank hat sie einen privaten Anteilseigner: Der US-Investor JC Flowers hält knapp 27 Prozent der stimmberechtigten Anteile. Die Hansestadt Hamburg hält 35,4 Prozent, der Rest gehört dem Land Schleswig-Holstein und den Sparkassen des Landes.


Gibt es mehr Meldungen über Auflieger? Gibt es evtl. auch Stornierungen auf den Werften?
Falls ich Schiffe übersehen haben sollte, können diese ja hier ergänzt werden.

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am So 25. Jan 2009, 05:20, insgesamt 3-mal geändert.
Alle Fotos von Peter Hartung sind (falls nicht anders angegeben) unter einer
Creative Commons-Genehmigung lizenziert. Siehe hier: Foto-Lizenz: CC-BY-NC-ND
Philipp F.

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Philipp F. »

Hurtigruten fällt mir dazu noch ein...
Nordnorge, Vesterålen (ab 6.11.) und Nordlys (ab 11.11.).
Claus Heinrich
Mitglied
Beiträge: 154
Registriert: Di 11. Mär 2008, 21:25

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Claus Heinrich »

Auf der Cassens Werft liegt (so jedenfalls mehrfache TV Berichte aus den letzten Tagen) auch ein Schiff, welches nicht abgenommen wurde, da die Banken keine benötigte Zwischenfinanzierung und/oder Bürgschaft übernehmen wollte.
Gruß
Claus
Marko Stampehl
Mitglied
Beiträge: 174
Registriert: Mo 14. Jan 2008, 12:09
Wohnort: Hamburg
Kontaktdaten:

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Marko Stampehl »

:arrow: DFDS hat die QUEEN OF SCANDINAVIA ausser Dienst gestellt und aufgelegt - Route Bergen-Stavanger-Newcastle eingestellt
:arrow: Superseacat Finland hat Konkurs angemeldet und SUPERSEACAT FOUR und SUPERSEACAT THREE (gehören beide
Aegean Speed Lines) liegen in Gdansk
:arrow: Superfast/Blue Star Ferries haben den Dienst Zeebrugge-Rosyth eingestellt - BLUE STAR 1 soll zurück ins Mittelmeer
stwie
Mitglied
Beiträge: 58
Registriert: Sa 12. Jan 2008, 19:57

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von stwie »

Die Kieler Lindenau Werft hat am 22. September 2008 trotz voller Auftragsbücher Insolvenz anmelden müssen, da sie von den Banken kein Geld für eine Zwischenfinanzierung eines im Bau befindlichen Schiffes bekommen hat.

http://www.meingeld.org/index.php/news/ ... lvent.html
Joerg B.
Mitglied
Beiträge: 35
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 15:34

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Joerg B. »

Die heutige Lloyds List enthält auch einige Artikel zum Thema. Ron Widdows, Chef von NOL / APL wird mit der Aussage zitiert, das APL bereits einige Schiffe aus den Liniendiensten genommen hat und an dritte unterverchartert hat. Weiterhin wird man weiter Schiffe aus den Diensten nehmen, die dann 'aufliegen' werden.
Ein anderer Bericht spricht davon, dass manche Linien anfangen, die Verträge für Ihre gecharterten Schiffe nachzuverhandeln, um niedrigere Raten zu erzielen.

Ron Widdows geht davon aus, dass die nächsten 18 - 24 Monate relativ unbequem für die Schifffahrt werden.

Gruß
Jörg
"Guten Tag, wir hätten gerne ihre Leber."
"Aber ich lebe doch noch."
"Nun seien sie doch nicht so kleinlich."

Aus Monty Pythons "Sinn des Lebens"
Arne J
Mitglied
Beiträge: 2344
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:16
Wohnort: Rendsburg / Brunsbüttel
Kontaktdaten:

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Arne J »

Moin Peter,
ich würde das Thema jetzt nicht überdramatisieren. LAURA ANN liegt beispielsweise an den Dalben, da sie bei UNIFEEDER durch die wesentlich größere HEINRICH EHLER abgelöst wurde. Selbige Linie hat ja nun auch das Schwesterschiff VERA RAMBOW eingechartert. Die 178er tragen mit über 1400TEU fast das doppelte, wie ein 168er. Für mich logisch, dass man sich dann von "kleinerer" Tonnage trennt.

ELISABETH gehört der Reederei Draxl, ist mit Baujahr 1993 mit Abstand das älteste und zugleich kleinste Schiff der Reederei. Draxl hat seine Flotte kontinuierlich ausgebaut. So wuchs die hauseigene Flotte erst dieses Jahr um drei Neubauten an. Allein zwei Feederneubauten von jeweils GT 7545 verstärken nun den eigenen Pool. Ich gehe davon aus, dass daher ELISABETH in Kürze aus der Flotte ausscheiden wird.

Gruß
Arne
Gunnar
Mitglied
Beiträge: 233
Registriert: Di 26. Feb 2008, 21:13

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Gunnar »

Vermutlich kommen hier gerade verschiedene Entwicklungen zusammen. Bezüglich der Feeder stimme ich Arne zu. Bei den Ostsee-Verkehren besteht einerseits Bedarf an möglichst großen und unter den gegebenen Bedingungen einsetzbaren Schiffen. Diese Schiffe sind die neuen Feeder mit 1400 TEU, von denen bereits drei bei Unifeeder (Heinrich Ehler und Vera Rambow, Sietas 178) und FESCO ESF (Emotion, Peene-Werft) laufen. Als nächstkleinere Alternative gibt es dann ja noch die etwas über 1000 TEU liegenden Feeder (z. B. SSW 1000 oder 168V).

Auf der anderen Seite kommen aber diverse Feeder im Bereich zwischen 750 und 1000 TEU in Fahrt, von denen auch einige im Ostsee-Raum auftauchen. Seitens der Schiffe entsteht also zusätzliche Kapazität, die der Markt erst einmal mit Containern füllen muss.

Wenn es sich nun so zuträgt, dass mehrjährige Charterverträge auslaufen, was bei den meisten der aufliegenden Feeder in Hamburg und anderswo der Fall sein dürfte, dann steht man in Konkurrenz der diversen Neubauten. Grundsätzlich gibt es dann ja drei Möglichkeiten:

:arrow: größeres Schiff chartern

:arrow: das alte Schiff weiter chartern, möglicht für weniger Geld

:arrow: einen Neubau gleicher Größe Chartern

Dass da Altschiffe zunächst auf der Strecke bleiben, ist eigentlich klar. Spannend dürfte sein, ob sich das weiter verschärft, dann vermutlich aus Gründen einer Finanz- oder Wirtschaftskrise, oder die Schiffe in absehbarer Zeit wieder in Fahrt kommen...

Gruß
Gunnar
Meine Bilder bei Flickr: https://www.flickr.com/photos/g-meisner

Meine Forenbeiträge bei DSO: http://www.g-meisner.de/website/foren.html (Achtung! Schwerpunkt Eisenbahn...)
Jan F.
Mitglied
Beiträge: 73
Registriert: So 20. Jan 2008, 09:41

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Jan F. »

Weitere Nachrichten:

SYMS aus Hong Kong hat alle Schiff zurück gegeben und den Dienst eingestellt. Davon sind Reedereien wie Conti-Gruppe, Briese, NSC, Marconsult, Harmstorf, etc betroffen.
EWL hat den Dienst eingestellt.
NSB soll beispielsweise bei Daewoo acht Bauaufträge für 4250 TEU Neubauten aufgelöst haben.
EIn Ukrainischer Bulkcharterer (Industrial Carriers) hat insovenz angemeldet und über 50 Bulker freigesetzt.
Lt. THB hat Oldendorff einen 200.000tdw Bulker für unter 5000 USD gechartert. Das schein mir ein unterirdischer Preis zu sein.

Was im Moment passiert scheint etwas übertrieben zu sein, aber mittelfristig könnte die Schiffahrt auf eine magere Zeit zusteuern.

Gruss

jan
Mario
Mitglied
Beiträge: 222
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:33

Re: Auflieger: In der Finanz- die Schifffahrtskrise?

Beitrag von Mario »

Die Julia (ex-Christan IV.) liegt nach Einstellung der Stella-Lines-Verbindung Helsinki - St. Petersburg in Kotka auf.

Die Einstellung der England-Route von DFDS und der damit verbundenen Außerdienststellung der QoS hat imho nichts mit der Finanzkrise zu tun, sondern eher damit, dass die Route Verluste eingefahren und DFDS "die Haare vom Kopf gefressen" hat. Da musste man die Reißleine ziehen.
Antworten