Forum Schiff

Moin!

Mit größtem Erstaunen habe ich diese Woche von meinen rheinischen Bekannten erfahren müssen, daß der bisher mit einer Dampfmaschine betriebene Schaufelraddampfer "Goethe" der K-D. Rheinschiffahrt nach Abschluß der diesjährigen Fahrsaison (Saisonabschlußfahrt ist am heutigen Sonntag) mit einem Motor ausgerüstet und die Dampfschiffe verschrottet werden soll. Als Begründung werden hauptsächlich wirtschaftliche Zwänge angeführt. Zudem wird bezweifelt, daß die Fahrgäste überhaupt noch an einem Dampfschiff interessiert sind...

Leider gibt es im dortigen Bereich durch die Bevölkerung erst relativ spät Widerstand gegen diese aus meiner Sicht wirklich gravierende Fehlentscheidung. Zeigen doch positive Beispiele in Deutschland als auch im benachbarten Ausland, daß Dampfschiffe trotz aller zusätzlichen Wartungserfordernisse etc. auch von gewerblichen Reedereien durchaus wirtschaftlich betrieben werden können, wenn die Reedereiführung es denn will und sich nicht allzu engstirnig anstellt. Ich finde, daß es schon äußerst peinlich ist, daß es im Bereich eines UNESCO-Weltkulturerbes (die "Goethe" fährt ja als Stammstrecke zwischen Koblenz und Rüdesheim) nicht möglich sein soll, ein Dampfschiff vernünftig zu betreiben und den meisten Fahrgästen ist es eben auch nicht egal, mit welchem Schiff sie fahren, das zeigen doch sehr deutlich die Fahrgastzahlen u.a. der Dampfschiffe in Dresden, der "Kaiser Friedrich" in Berlin, der "Freya" in Kiel, der "Wappen von Minden" auf der Weser, der "Gustav" in Potsdam und der "Europa" in Waren. Alle diese Schiffe werden gewerblich und nicht ehrenamtlich betrieben!

Ich denke, daß die K-D.-Reederei durchaus von ihren Fahrgästen und allen Dampffreunden den Unmut über diese Entscheidung erfahren sollte und empfehle daher, ggf. einen Kommentar an diese Reederei zu senden - vielleicht ist es ja noch nicht zu spät und die Vernunft siegt, denn ist die Dampfmaschine erst einmal verschrottet, gibt es kein zurück mehr und der Rhein hat auch sein letztes Dampfschiff verloren, was ein großer Jammer wäre.

Die E-Mailadresse der Reederei lautet: info@k-d.com

Gruß von der Küste

Malte

so viel in anderen Schifffahrtsforen gelesen habe ist die Sache gelaufen und das Schiff wird sicher umgebaut. Die Maschine wird wohl als Schauobjekt erhalten bleiben. Nachdem der Denkmalschutz auch nichts dagegen hatte wird demnächst mit der Arbeit begonnen werden. Da je wesentliche Teile des Schiffes erst nach dem Krieg entstanden war angeblich kein so besonders historischer Wert gegeben.
Aber warum soll es in Deutschland besser sein als bei uns in Österreich. Hätte der Eisenbahnverein ÖGEG nicht die "Schönbrunn" um einen symbolischen Preis gekauft wäre der letzte österreichische Donauraddampfer auch in den Schrott gewandert.

Grüße aus Wien

Walter

Hier habe ich mal ein Bild vom Goethe auf der Heling der Werft im Mülheimer Hafen :

An das Märchen das die KD irgendwann mal ein neues Schiff mit der alten Maschine ausrüsten will glaube ich ehrlich gesagt nicht. Die Maschine wird als totes Ausstellungsstück im Stadtmuseum bleiben. Die Gründe die die KD für den Umbau des Goethe anführt sind nur die eine Seite der Münze.

Klar, der Goethe war das teuerste Schiff der Flotte. Aber was ist mit dem Werbe-Wert des Schiffes ? Dieser zusätzliche Nutzen wurde von weder KD noch von den anderen Tourismus-Leuten im Rheintal erkannt und auch nicht wirklich genutzt. So sind z.B. Teilnahmen des Goethe an Dampf-Veranstaltungen ausgeblieben.

Die Reparatur des gerissenen Maschinenstuhls wäre problemlos möglich und auch nicht teurer gewesen als die nun erfolgte Umrüstung.

Mit einem überschaubaren Aufwand wäre es möglich gewesen den Vergrauch des Goethe um ca. 30 % zu senken. Hierzu verweise ich mal auf das Ing.Büro Waller (CH), die große Erfolge beim Umbau einer Dampflok erziehlt haben.

Der demnächst auf dem Rhein vorgeschriebene zweite Antrieb (der übrigens sehr viele ältere Binnenschiffe das Leben kosten wird !) wäre beim Goethe leicht einzubauen. Goethe besitzt bereits einen Schottel-Pumpjet. Es wäre leicht möglich gewesen diesen (zu schwachen) Hilfsantrieb durch ein leistungsfähigeres Exemplar zu ersetzen.

Ein Hinderniss dabei wäre allerdings das eh schon vorhandene Übergewicht des Goethe gewesen.

Nun ja, es ist zu spät. Der letzte Dampfer des Rheins ist Geschichte. Er wurde kastriert ...



Fakt ist aber das man der KD nicht die alleinige Verantwortung zuschieben darf. Wer die Zahlen der KD kennt weiß das man für die teure "Spielerei" Dampfschiff Goethe eigentlich keine Möglichkeiten hatte. Wo waren sie denn, die ganzen Gemeinden, Tourismusbüros und alle jene Leute die so oft mit den Bildern des Goethe Werbung gemacht haben ? Wo waren die ganzen Leute die jetzt gegen den Umbau wettern ? Wo war der Denkmalschutz ?

Der Goethe ist von allen diesen Leuten im Stich gelassen worden. Es gab keine Zuschüsse für den Betrieb dieses Denkmals. Und so kam es zu einem Umbau weil es nicht mehr anders ging.



Die allererste Probefahrt mit dem Dieselantrieb fand am 26.3. im Mülheimer Werfthafen statt.

Eine kleinere Panne gab es auch, nach ca. 20 Minuten vor Anker gingen die Probefahrten dann aber weiter. Beschleunigen, aufstoppen, in Gegenrichtung beschleúnigen ...

Man hatte anscheinend die beiden (nun einzeln durch Ölmotoren angetriebenen) Räder noch nicht 100% synchron, der Goethe lief immer wieder etwas zur Seite. Solche kleinen Anfangsprobleme finde ich aber normal. Ich denke man wird das in den Griff bekommen.


An der Rumpflackierung kann man übrigens gut sehen um wieviel höher der Goethe jetzt im Wasser liegt.



Am 2.4.2009 um 13 Uhr wurde der Goethe vom Werfthafen in Köln Mülheim in den Winterhafen der KD (Köln Niehl) überführt. Für Fotos war ich leider 10 Minuten zu spät am Rhein ...

Es sieht so aus als ob man auf weitere Probefahrten verzichten wird. Am 25.4.2009 soll der Goethe pünktlich seinen Dienst zwischen Koblenz und Rüdesheim aufnehmen. Bis dahin muss das Schiff noch für die Fahrten vorbereitet werden. Stühle und Tische müssen aufgestellt werden, es muss gebunkert werden und die Küche muss bestückt werden. Erfahrungsgemäß wird das Schiff ca. 4 Tage vor Saisonstart zur Kölner Altstadt verlegt, dort werden die Getränke an Bord gebracht. Dann wird das Schiff am nächsten Tag nach Koblenz überführt.

Soweit ich das mitbekommen habe sind mit dem neuen Antrieb nur 2 Probefahrten durchgeführt worden.
1.) kurze Fahrten im Mülheimer Werfthafen.
2.) eine Probefahrt auf dem Rhein bis Rodenkirchen bei der mit bis zu 90 % Leistung gefahren worden sein soll. Hierbei wurden auch mehrere Anlegemanöver geprobt.

Weitere Möglichkeiten den neuen Antrieb zu testen bieten die Überführung Niehl > Altstadt sowie die Fahrt Köln > Koblenz.

Hoffen wir mal das es die richtige Entscheidung war auf weitere Probefahrten zu verzichten. Ich drücke dem Goethe jedenfalls die Daumen das die Saison ohne Probleme gefahren werden kann.

Hier noch ein Bild von der zweiten Probefahrt in Höhe der Hohenzollernbrücke :




Am 23.4. wurde der Goethe vom Niehler Hafen bis nach Bonn überführt.


Das nächste Bild zeigt den Goethe in Königswinter. Es wurde geschossen von Marion Kieserg. Vielen Dank für die Genehmigung zur Veröffentlichung !

Die Dampf-Pfeife wird nun durch einen kleinen Dampfkessel betrieben. Wenigstens sie bleibt uns erhalten.

In Bonn wurde übernachtet, am 24.4. ging es dann weiter nach Koblenz.

Hier das WebCam-Bild beim eintreffen in Koblenz :

Vielen Dank an Peter Kieserg der mir diese Aufnahme zugeschickt hat. Durch anklicken des Bildes kommt ihr zu der genutzten WebCam.

Die WebCam auf dem Steuerhaus des Goethe ist bisher noch nicht in Betrieb. Ich bin mal gespannt ob man sie diese Saison wieder nutzen wird.


Dieser Text ist jeweils zum Zeitpunkt der einzelnen Aufnahmen verfasst worden. Es handelt sich hierbei um Texte aus mehreren Postings in einem Modellbauforum die ich hier nochmal "am Stück" einstelle da ich annehme das euch die ganze Geschichte auch interessiert.

VG, Holger

Hallo Holger!

Danke für Deinen interessanten Bericht und die eingestellten Fotos, die ich erst heute gesehen habe.

Bin demnächst ein paar Tage an Rhein und Mosel und werde dann wohl auch eine Fahrt mit dem MOTORSCHIFF "Goethe" machen. Aber die Umrüstung zum Motorschiff werde ich danach wahrscheinlich trotz aller Erklärungsversuche seitens der Reederei etc. auch weiterhin nicht verstehen. Wie schön, daß es hier im Norden noch so viele Dampfschiffbesgeisterte gibt, die dafür sorgen, daß uns einige echte Dampfschiffe trotz aller wirtschaftlichen Zwänge erhalten bleiben.

Danke und Gruß

Malte