Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

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Horstl
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Horstl »

Sassnitzer hat geschrieben: Fr 6. Sep 2019, 14:31 Muss das "politische Thema" im "Schiffs-Forum" unbedingt diskutiert werden?

Eindeutig JA... Das Drama um die Gorch Fock ist ja auch ein Politisches Thema welches hier im Forum heiß diskutiert wird...
Horstl
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Horstl »

slowman hat geschrieben: Do 5. Sep 2019, 16:35 Hallo Frank,

grundsätzlich hast Du nicht ganz Unrecht, ABER:
Es muss die Frage erlaubt sein ob diese Rettungsschiffe der NGOs nicht Teil der Schlepper- und Schleuserkette sind und damit zur Migrationsproblematik beitragen. Man muss sich dazu die Frage stellen ob die Menschen in den libyschen Lägern sich mit den untauglichen Nussschalen auf das Mittelmeer wagten wenn es diese Schiffe nicht gäbe. Rettung bedeutet auch dass der nächste sichere Hafen angelaufen wird. Die DGzRS transportiert Dich nach einer Havarie ebenso in den nächsten Hafen und fährt Dich nicht an ein Wunschziel.

Die ganze Sache ist in meinen Augen eine sehr komplexe Problematik die nicht einfach gelöst werden kann, aber irgendwann gelöst werden muss. Neben berechtigten asylbedürftigen Personen kommen dadurch auch sehr viele Wirtschaftsmigranten nach Europa die nicht unbegrenzt aufgenommen werden können und die Bearbeitung der Anträge dieser Migranten sehr viel Zeit und Manpower in Anspruch nimmt.

Gruß
Chris
Sorry Slowman... Ist dann nach deiner Meinung die "OCEAN VIKING" auch ein Schlepperschiff? .." Mitte 2019 charterten Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee das Schiff zur Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer.[1] Für die Rettung von Bootsflüchtlingen ist ein aus 13 Personen bestehendes Team von SOS Mediterranee verantwortlich, während Ärzte ohne Grenzen das aus neun Personen bestehende medizinische Personal stellt. Die Schiffsbesatzung für den Betrieb des Schiffes besteht aus neun Seeleuten.[1]

Ende Juli 2019 sollte das Schiff seinen Einsatz als Rettungsschiff im Mittelmeer aufnehmen.[6] Es stach am 4. August 2019 von Marseille aus in See in Richtung Libyen.[7] Am 8. August 2019 zog Malta die bereits erteilte Erlaubnis, das Schiff in maltesischen Gewässern betanken zu lassen, ohne Angabe von Gründen zurück.[8][9] Am gleichen Tag wurde die Besatzung durch die Hilfsorganisation Alarm-Phone-Initiative von einem Notruf unterrichtet und rettete im Anschluss 80 Personen. Der italienische Innenminister Salvini kündigte umgehend an, das Schiff nicht in einem italienischen Hafen einlaufen zu lassen" Immerhin ist die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" Mit dem Friedensnobel Preis ausgezeichtet worden und ich glaube kaum das sich diese Organisation mit Libyschen Schleppern zusammentut...

https://de.wikipedia.org/wiki/Ocean_Viking

Die OCEAN VIKING ist im übrigen sehr gut über AIS zu beobachten. Aktuell wieder vor der Libyschen Küste...
Birger Lucas
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Birger Lucas »

um mal meinen Senf dazuzugeben,

vor einigen Beiträgen gab es eine Dikussion um die Anzahl von Arbeits "losen" ohne unsachlich werden zu wollen. denke ich die Diskussion geht am Thema vorbei. Ich sehe kaum ein Handwerkerfahrzeug ohne Schriftzug Kollege gesucht. Im Bekanntenkreis werden Bauherren Arbeitstermine frühestens 2022 in Aussicht gestellt. sicher ist nicht jeder Migrant qualifiziert. aber dann müssen alle bisherigen Bürger und alle Neueinwohner nach der Topf und Deckel-Methode solange sortiert werden bisw es passt. da sich viele Alteinwohner höher qualifizieren bzw. wollen. gibt es sicher auch Platz am unteren Ende. und uns geht es nicht allein so ich las vor kurzem einen Bericht wonach Portugal aktiv um die Rückkehr von abgewanderten Landsleuten wirbt. da akuter Arbeitskräftemangel herrscht. sicher ist daher auch Portugal meist mit dabei wenn Flüchtlinge von Rettungsschiffen aufgenommen werden
Johannes7
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Johannes7 »

JanMartin hat geschrieben: Fr 6. Sep 2019, 20:13 Was meist nicht zur Sprache kommt: In Europa fehlen 20 Millionen Arbeitsplätze, [...]
Im Zuge der fortschreitenden Automatisierung und Abwanderung von Firmen werden es wohl bald noch mehr sein ...

Gruß.
Johannes
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slowman
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von slowman »

Hallo Horstl,

ich habe die Frage in den Raum geworfen ob diese Schiffe nicht ein Teil der Kette sind, richtig aber ich nirgendwo erwähnt dass sie als Schlepper auftreten. Teil der Kette zu werden kann ganz unbewusst und zufällig auch durch die Tatsache entstehen dass diese ganzen NGOs halt die Menschen retten möchten. Europa kann in meinen Augen auch nicht dauerhaft der Lösungsfaktor sein indem wir diese Menschen einfach bei uns aufnehmen, so löblich dies auch ist. Ich hatte ja auch geschrieben dass diese ganze Migrationsproblematik ein sehr komplexes Problem darstellt was global gelöst werden muss, wir helfen Afrika mit seinen Problemen nicht wenn wir die Menschen dauerhaft einfach bei uns in D oder Europa einfach aufnehmen.
Damit kann man den Bogen zum Beitrag von Birger schlagen. Natürlich wäre es ein Ansatz diese Menschen zumindest zu niedrigqualifizierten Arbeitskräften auszubilden, nur leider verschwinden Arbeitsplätze mit niedriger Qualifikation immer mehr von der Bildfläche, ich habe diese Tatsache erst heute morgen im Radio in einem anderen Zusammenhang vernehmen können.



Gruß
Chris
Horstl
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Horstl »

JanMartin hat geschrieben: Fr 6. Sep 2019, 20:13 Was meist nicht zur Sprache kommt: In Europa fehlen 20 Millionen Arbeitsplätze, allein in Deutschland's Metropolen über 1 Million Wohnungen. Welche Perspektive kann Europa sogenannten Flüchtlingen bieten?

Eben gerade in der Tagesschau: "Wir wollen nach Europa und werden dort für Unruhe sorgen!"


Ist es nicht eher umgekehrt?. Es fehlen in Europa eher 20 Millionen Menschen welche vakante Arbeitsplätze besetzen können, oder?
Horstl
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Horstl »

Hallo slowman Chris

Diese ganze Flüchtlingsproblematik ist ja nicht neu, es gibt sie seit zig wenn nicht gar seit Hunderten von Jahren, ich selbst war 1969-70 für ein ganzes Jahr im Tschad und in den 80ger Jahren habe ich 3x die Algerische Sahara bis ins Hoggar Gebirge bereist. Tamanrasset war schon 1989 (da war ich das letzte mal dort) von Kriegs und Hungerflüchtlingen überflutet welche auf irgendeine Möglichkeit zur Weiterflucht Richtung Norden warteten.
Und um das ganze Thema mal wieder mit Schifffahrt zu verbinden, in meiner direkten Nachbarschaft lebt ein Flüchtling aus Somalia, sein Fluchtgrund: Er sollte bei den Piraten am Horn von Afrika mitmachen, er hat sich aber dazu verweigert, zur Strafe wurden seine 2 Kinder zuerst und dann noch seine Frau abgeschlachtet, man wollte ihn damit erpressen doch noch mitzumachen, er hat es dann vorgezogen zu flüchten da er in Somalia eh nichts mehr zu verlieren hatte... Er spricht inzwischen sehr gut Deutsch, hat den Deutschen Führerschein beim ersten Prüftermin bestanden und arbeitet auch seit fast 2 Jahren bei der Post in einem Paketzentrum in der nähe von Magdeburg, Nur Nachtschichten! Ich glaube kaum das er damit einem Deutschen mit dieser Tätigkeit den Job wegnimmt...

Gruß Horst
slowman
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von slowman »

Horstl hat geschrieben: Di 10. Sep 2019, 01:13 Ist es nicht eher umgekehrt?. Es fehlen in Europa eher 20 Millionen Menschen welche vakante Arbeitsplätze besetzen können, oder?
das mag ja alles sein, aber bei den vakanten Arbeitsstellen handelt es sich eben nicht nur um niedrigqualifizierte Jobs sondern eben auch um Facharbeiterstellen und hochqualifizierte Arbeitsplätze. Um eine solche Qualifikation zu erreichen benötigen eben auch Einheimische, welche als Muttersprachler im jeweiligen Land eine Schulausbildung genossen haben, einige Zeit, wenn nicht lange Jahre. Stelle Dir für Dich einmal vor Du flüchtest oder gehst mit einem Bildungsniveau irgendwo zwischen Grund- und Hauptschule in ein fremdes Land dessen Sprache Du gar nicht kennst und sollst binnen sechs oder sieben Jahren die Sprache so sicher erlernen dass Du in diesem Zeitraum noch eine qualifizierte Ausbildung oder gar Studium leisten kannst.
Das von Dir benannte Beispiel zur Erlangung eines Jobs kommt mit Sicherheit oft vor, aber letztendlich sind es bezogen auf die Summe der Migranten wenige Fälle und es werden auch nicht alle Somalier gezwungen werden Piraterie zu betreiben. Natürlich stellt ein solcher Fluchtgrund auch einen berechtigten Asylgrund dar.
Ich habe mich auch nicht gegen die Migration bzw. die Aufnahme von Migranten ausgesprochen, meine Meinung ist nur die, dass eine dauerhafte Aufnahme nicht die Lösung der probleme sein kann sondern Probleme dort gelöst werden müssen wo sie entstehen um den Menschen in ihrer heimat ein würdiges Leben zu ermöglichen. Dies ist allerdings ein Problem welches die Weltgemeinschaft betrifft und nur global gelöst werden kann.

Gruß
Chris
Tim S.
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Tim S. »

Ich wollte nur mal anmerken, offtopic, dass ich es sehr angenehm finde, wie das Thema hier jetzt diskutiert wird, facettenreich, sachlich, mit verschiedenen nachvollziehbaren und gut begründet vorgetragenen Standpunkten und ohne Hass und Hetze. Danke dafür, Kompliment den Foristen, und ein gutes Beispiel für andere.
Volker Landwehr
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Re: Drama im Mittelmeer - wie lange noch ???

Beitrag von Volker Landwehr »

Das Flüchtlingsproblem ist nicht einfach zu lösen. Aber das Beseitigen der Fluchtursachen vor Ort fängt wieder hier bei uns an. Um die Leute vor Ort zu halten, muss es eine Lebensgrundlage geben. Die hat z.B. die EU und damit auch Deutschland mit Billigexporten zum großen Teil mit zerstört. Ich denke da in der Landwirtschaft an Milchpulver, Hähnchenteile, Schweinefleisch etc., die so billig exportiert werden, dass die heimische Landwirtschaft chancenlos und eingebrochen ist.

Und Schutzzölle dürfen die Länder nicht erheben, wenn sie mit der EU Handel treiben wollen. Gebrauchte Textilien und Elektronik wären weitere Beispiele.

Das würde bedeuten, die Agrarindustrie muss die Produktion reduzieren. Das würde Hinsicht der Güllesituation und Nitrat im Grundwasser auch unserem Land gut tun.

Sollten wir das hin bekommen haben, bleibt noch der Klimawandel. Bekommen wir den nicht hin, wird man langfristig in vielen afrikanischen Ländern nicht mehr leben können. Da entsteht dann evt. eine Völkerwanderung nach Norden. Rosige Aussichten......

Da ich nicht glaube, dass wir Menschen intelligent genug und zu egoistisch sind, um den Klimawandel zu stoppen, wird die Völkerwanderung wohl kommen. Ich würde mich gerne vom Gegenteil überzeugen lassen, aber ich bin zu alt, um das noch zu erleben.
Gruß, Volker
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