Seit 1991 groesstenteils von den Hafenanlagen befreit, ist der Rostocker Stadthafen zu einer Promenade für die Besucher und die Einwohner Rostocks geworden. Schiffsanleger für den Passagierverkehr sowie fuer Sportboote laden zu entsprechenden Aktivitaeten ein. Seitdem ist er zur alljährlichen Hanse Sail, dem größten Windjammertreffen der Groß- und Traditionssegler, der zentrale Veranstaltungsort, wo der Verein der Seeleute Rostock seit langem mit einem Stand stets dabei sind.
Im Haedgehafen ("Museumshafen") liegen kleine, noch fahrbereite Museumsschiffe, aber auch private Sportboote. Auf der Haedgehalbinsel sind vereinzelte Zeugen der ehemaligen Umschlagtechnik zu bewundern. Neben einer äusseren Ansicht dieser musealen Splitter sollten die Besucher Rostocks unverzüglich die wirklich bedeutsamen, lehrreichen und sehr interessanten Exponate aus der maritimen Geschichte besuchen können. Die aber sind am abgelegenen Standort in Rostock-Schmarl drapiert.
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Beispiel für einen maritim interessierten Touristen in Rostock:
Schauen wir uns doch einmal an, wie unsere Familie Robes (Rostock-Besucher) an einem Sonntag ihren Tagesausflug in Rostock zubringt. Am Vormittag schlendert sie den Stadthafen entlang, bewundert die alten und die neuen Gebäude, schaut sich die historischen Hafenkräne an, wirft einen Blick auf die Boote im Haedgehafen und stärkt sich zu Mittag in einer Gastlichkeit. Dabei ruft der Filius der Familie mit leuchtenden Augen: "Ich will auch noch auf das große Schiff, von dem mir ein Freund erzählte!" Wo aber ist es zu finden? Nun, die umweltbewusste Familie Robes war mit der Bahn nach Rostock gekommen, also kümmert sich Vater Robes um den Weg dorthin. "Kommen wir vielleicht mit einer zünftigen Fahrt über's Wasser zum Traditionsschiff Rostock "MS Dresden"?" Wie schade, das ist nicht möglich. Nur der Landweg bleibt übrig.
Dann geht es los (von ausserhalb über das Internet recherchiert):
- Fußweg zur Strassenbahn-Linie 1, Kroepeliner Tor = 15 Minuten
- (Währenddessen bestellt der Vater bei der Rostocker Straßenbahn AG unter der Tel.-Nr. 0381-8021900 mit seinem Handy ein Linientaxi, LTA35A.)
- Straßenbahnfahrt mit der Linie 1 bis Holbeinplatz = 11 Minuten
- Holbeinplatz, Fußweg zur S-Bahn und Wartezeit = 11 Minuten
- S-Bahnfahrt mit der Linie S2 bis Luetten Klein = 8 Minuten
- Wartezeit auf das Linientaxi = 6 Minuten
- Fahrt mit dem Linientaxi 35A nach Schmarl-Dorf, vielleicht sogar bis zum IGA-Park = 5 Minuten
- Fußweg zum Schifffahrtsmuseum mit dem grossen Schiff = 15 Minuten
Insgesamt ist unsere Familie Robes etwa 70 Minuten unterwegs - im Idealfall! Was passiert, wenn die Route an irgendeinem Punkt ins Stocken gerät? Laut persoenlichem Fahrplan der RSAG fremdlink.gif ist dieser Weg an einem Sonntag nur stundenweise möglich! Das Linientaxi hat Vater Robes inzwischen abbestellt, weil er die Ausflugskasse nicht mit Kosten für Wartezeiten belasten möchte. Also macht sich die Familie Robes zu Fuß auf den Weg durch das IGA-Gelaende zum Traditionsschiff. Mit einem 20 km/h schnellen Fahrgastschiff hätte unsere Familie die 7 km vom Stadthafen bis zum Traditionsschiff inklusive Ab- und Anlegen in höchstens 30 Minuten zünftig und ganz bequem zugebracht. (Für einen kleinen Ansturm von Besuchern könnte eigentlich eine Barkasse den gleichen Zweck erfüllen.)
Endlich am "Tradi" angekommen fragt der Filius recht geschafft, warum denn das große Schiff nicht gleich bei den alten Kränen liegt? Aber diese Antwort müssen ihm seine Eltern schuldig bleiben. Nach dem Besuch des Rostocker Schiffbau- und Schifffahrtsmuseums, zu dem das Traditionsschiff gehört, steht noch der Rückweg zum Hauptbahnhof aus.
Dabei bestünde in Rostock die Chance, es besser als andernorts zu machen! Die Einwohner und auch die Besucher Rostocks erlebten es bereits, als einmal Rostocks "großes Schiff" im Stadthafen lag. Wegen Bauarbeiten an der Kaikante in Rostock-Schmarl musste das Traditionsschiff kurzweilig in den Rostocker Stadthaden. In Vorbereitung zur Errichtung des Rostocker IGA Parks, auf welchem im Jahr 2003 die Internationale Gartenbauaustellung (IGA) in Rostock stattfand, wurde das Traditionsschiff für rund 5 Millionen EURO komplett grundsaniert. Seitdem das Traditionsschiff wieder in Rostock-Schmarl ist, taucht immer wieder die Frage auf, wo es denn nur hingekommen sei?
Das Traditionsschiff an der Haedgehalbinsel im Jahre 2002
Am Ende des Tages tauscht sich unsere Familie Robes über den Ausflug aus. Zuerst wird der Filius gefragt, wie ihm der Tag gefallen hat. "Auf dem grossen Schiff war's richtig toll! Aber soviel Fahren und Laufen - das machte mir keinen Spass. Mutter Robes meint nur: "Um die Rostocker maritime Tradition kennenzulernen, hatten wir viel überfluessige Zeit dabei". Und Vater Robes erklärt: "Dass es wirklich traurig ist, wie abgelegen und umständlich erreichbar das einmalige Museumsschiff liegt. Woanders werden solcherart Erbstücke von den Leuten wie Kultobjekte verehrt und entsprechend präsentiert, so dass auch spontane Besuche möglich sind."