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Entwicklung der Seefahrt

Verfasst: Mo 14. Jan 2013, 17:34
von Ysera
Hallo
Ich würde gerne wissen, welche Neuerungen dazu führten, dass Schiffe ca 14. oder 15. Jahrhundert in See stechen und übers Meer auch andere Kontinente bereisen konnten. Schiffe waren ja zuvor nur an der Küste unterwegs.
Bei google konnte ich keine eindeutigen Hinweise finden.

Re: Entwicklung der Seefahrt

Verfasst: Mo 14. Jan 2013, 18:17
von weserwolf
Frag mal das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven http://www.dsm.museum.

Gibt es in der Bibliothek bestimmt Bücher und Schriften drüber.

Evtl. auch direkte Auskunft von dem Fach-Wissenschaftler.

Re: Entwicklung der Seefahrt

Verfasst: Mo 14. Jan 2013, 20:23
von Garsvik
Die Vorstellung, daß die Erde eine Kugel ist, hat zu der Erwartung geführt, daß China auch auf kürzerem Weg zu erreichen sein müßte. Also wollte man Richtung Westen mal kurz nach China fahren quer über den Atlantik. Hat ja auch fast geklappt.

Garsvik

Re: Entwicklung der Seefahrt

Verfasst: Mo 14. Jan 2013, 21:08
von Paapa
Hallo

Ich glaube, dass der Kolonialismus und die Sucht nach Gold und anderen Bodenschätzen zu einer Entwicklung der Navigation von Seeschiffen führte.
Es begann mit dem Übergreifen von Portugal und Kastilien/Spanien auf Afrika und Südamerika gegen Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts einsetzte. Dazu brauchte man Wissenschaftliche und technische Vorbedingungen zum führen eines Seeschiffes.

Wissenschaftliche und technische Vorbedingungen
Die Idee der Weltentdeckung entstand bereits in der Antike. Schon die Pythagoreer in Unteritalien erkannten die Kugelgestalt der Erde, was sich schnell in der griechischen Antike ausbreitete. Bereits im Altertum hatte sich damit die Vorstellung gebildet, dass man durch eine Westfahrt über den Atlantik Asien erreichen könne. Trotz unterschiedlicher Entfernungsvorstellungen hatte Eratosthenes (um 200 v. Chr.) den tatsächlichen Erdumfang annähernd genau berechnet. Allerdings war im europäischen Mittelalter vor allem das astronomische Lehrbuch des Ptolemäus bekannt (Almagest), das einen viel zu niedrigen Wert angab. Kolumbus fühlte sich dadurch ermutigt, den scheinbar nicht allzu weiten Weg bis nach Asien meistern zu können. Des Weiteren hatte die mittelalterliche Vorstellung von der Unwirtlichkeit der Regionen im fernen Norden und Süden, auch gestützt auf die Autorität des Aristoteles, von Expeditionen in diese Erdteile abgehalten. Erst die Entdeckungsfahrten der portugiesischen Seefahrer entlang der afrikanischen Atlantikküste im 15. Jahrhundert ließen zunehmend Zweifel an diesem vorherrschenden Meinungsbild aufkommen. Besonders die Expeditionen Heinrich des Seefahrers zur Suche nach direkten Wegen zu den afrikanischen Goldvorräten und Sklaven unter Umgehung der muslimischen Händler Nordafrikas und die in der Renaissance sinkende Autorität des Aristoteles beendeten die europäischen Hemmungen endgültig.

Die bereits im Altertum entwickelte Kartografie reichte für die Orientierung über größere Entfernungen jedoch noch nicht aus. Erst mit den Karten von Gerhard Mercator um 1569 wurde das Problem der Projektion der Kugelfläche auf Plankarten zufriedenstellend gelöst. Das Kartenmaterial zuvor wich so erheblich von der Wirklichkeit ab, dass ihr Gebrauch sehr fragwürdig war. Dennoch hatte die Fortentwicklung der Kartografie bereits vor ihrer Nützlichkeit für größere Dimensionen wesentliche Anregungen für die Entdeckungsfahrten gegeben.
Persisches Astrolabium aus dem 18. Jahrhundert

Im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren für die Hochseeschifffahrt die astronomischen Kenntnisse zur Standortbestimmung auch ohne Küstensicht viel wichtiger als ihr Kartenmaterial. Als „himmlischer Wegweiser“ dienten Sternenkataloge, wie sie bereits die Astronomen Alexandrias entworfen hatten. Die Beobachtung per Auge war aber zu ungenau, und so bedurfte es der Entwicklung spezieller Instrumente zur exakteren Standortbestimmung. Während das frühe Mittelalter gegenüber der Antike einen deutlichen Rückfall in die Unwissenheit bedeutet hatte (die Kirchenväter bekämpften beispielsweise die Vorstellung der Kugelgestalt der Erde aufs Heftigste), wurde das griechische Erbe in der arabischen Kulturwelt aufbewahrt. Durch den Kontakt mit den Arabern, besonders über Spanien (Kalifat von Córdoba, später Taifa-Königreiche), gelangte dieses Wissen schließlich wieder nach Europa. Aber auch persische und indische Erkenntnisse sowie auf dem Gebiete der Astronomie auch erhebliche Eigenleistungen der arabischen Welt gelangten so zu Beginn der Neuzeit nach Europa. So ermöglichten die Toledaner Tafeln des spanisch-arabischen Astronomen Al-Zarqali aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die genaue Bestimmung der täglichen Stellung der Himmelskörper (Fixsterne), die zusammen mit der Messung der Sonnenhöhe und der bekannten Sonnendeklination des betreffenden Tages die rechnerische Ermittlung des Breitengrades ermöglichten. Portugiesische Seefahrer des 15. Jahrhunderts nutzten diese astronomische Nautik und auch Kolumbus war sie zumindest bekannt.

Besonders die Instrumentenverbesserung des Astrolabiums und des Quadranten zur Messung der Gestirnshöhe sowie die Erfindung des Jakobstabes zur Winkelmessung wurden von den Arabern übernommen und von europäischen Gelehrten weiterentwickelt. Auch verbesserte astronomische Almanache wie die Alfonsinischen Tafeln (um 1259), der Almanach Perpetum (um 1475) und die Ephemeriden (1475) waren wesentliche Beiträge der abendländischen Denker. Auch der Kompass, aus China übernommen und dort schon um 1080 in Verwendung, wurde um 1200 in Europa bekannt und verbessert und war hier bereits spätestens um 1270 in Gebrauch. Auch die Abweichung des magnetischen Nordpols vom tatsächlichen war wahrscheinlich schon vor der Entdeckung Amerikas bekannt.
Karavelle Espirito Santo Brazil

Die wichtigste technische Entwicklung aber waren hochseetaugliche Schiffe. Während die Galeere der Mittelmeervölker für längere Ozeanfahrten untauglich war, wurde das für die raue See durchaus geeignete, schlanke und leichte Wikingerboot zu Beginn des 13. Jahrhunderts von der mächtigen und schweren, im Ostseeraum entwickelten Kogge verdrängt. Durch baskische Piraten in Norditalien bekannt gemacht, wurde die Kogge dort um 1400 zu einem größeren Rundschiff fortentwickelt und löste das "Mittelmeerschiff" Galeere ab. Im 15. Jahrhundert entstand im Atlantikraum, besonders an den Küsten Portugals und Kastiliens, ein kleines, längliches Schiff mit 50 bis 100 Tonnen: die Karavelle. Diese war aufgrund ihrer verschiedenen Mastgrößen für starke wie schwache Winde geeignet und durch das von der Kogge übernommene Ruder (Pinne), viel stärker in Gewalt des Steuermanns als vorherige Schiffe. B. Gille spricht angesichts dieser spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Entwicklungen im Schiffbau von einem zweifellos bereits damals existierendem "technischen Kosmopolitismus".

aus http://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialismus

Ingo