Dieser Teil Deiner Aussage ist nicht ganz richtig. Die Estonia fuhr zwar in einem anderen Seegebiet als das, für das sie gekauft wurde. Konstruiert und gebaut wurde sie für weltweite Fahrt mit Klassenzeichen BV I 3/3 + Deep Sea Ice Class IA Car/Passenger Ferry.
Nicht das andere Fahrtgebiet war das Problem, sondern dass die damaligen Bauverschriften die tatsächlich auftretenden Kräfte nicht richtig wiedergaben.
Hier ein Ausschnitt aus dem von Dir verlinkten Interview:
Frage: Trägt die Werft, die Meyer Werft in Papenburg, eine Mitschuld an dem Unglück?
Antwort: Grundsätzlich hat die Werft -soweit wir Einsicht in die technischen Unterlagen hatten -alle relevanten Sicherheitsvorschriften erfüllt, und somit kann ich keinen Konstruktionsfehler erkennen. Das heißt aber nicht, dass die damaligen Vorschriften die relevante Physik korrekt wiedergegeben haben. So wissen wir heute, dass die Druckbelastung auf das Visier um ein Vielfaches größer war als nach den damaligen Vorschriften.
Hätte die Meyer Werft die damalgen BV Bauvorschriften nicht erfüllt (hat sie aber), hätten die Schlamperei der Reederei und die zu hohe Fahrt sie nicht von der Verantwortung befreit.
Gruß, Volker