Somalia: Piraterie ohne Ende

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Hoss50

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Hoss50 »


Piraten-Anwälte ziehen Antrag zurück


Im Hamburger Piraten-Prozess um den Angriff auf das deutsche Containerschiff „Taipan" hat die Verteidigung des angeblich 13-jährigen Angeklagten gestern den Antrag auf Einstellung des Verfahrens gegen ihren Mandanten zurück genommen. Experten schätzen sein Alter auf mindestens 14.


Der wegen des Angriffs auf das Schiff der Hamburger Reederei Komrowski angeklagte Somalier hatte angegeben, erst 13 Jahre alt zu sein – damit wäre er nicht strafmündig. Im Laufe der Hauptverhandlung hatten jedoch mehrere Experten zur Altersbestimmung ausgesagt, nach ihren Untersuchungen sei er mindestens 14 Jahre, wahrscheinlich sogar über 18 Jahre alt.

Die Anwälte eines weiteren Angeklagten, der noch nicht volljährig sein soll, hatten in der vergangenen Woche ebenfalls eine Aufhebung des Haftbefehls beantragt. Ein Mitarbeiter des Hamburger Jugendamtes sagte gestern vor Gericht, der angeblich 17-Jährige müsse „so schnell wie möglich integriert werden", da er vermutlich nach der Verhandlung weiter in Deutschland leben werde. Die zehn mutmaßlichen Piraten müssen sich in der Hansestadt wegen Gefährdung des Seeverkehrs und erpresserischen Menschenraubs verantworten. Bislang haben drei von ihnen eine Beteiligung an dem Überfall
zugegeben.

Die jüngsten Schiffsentführungen im Indischen Ozean zeigen unterdessen einmal mehr, dass die Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie vor Ort nicht ausreichen.

Auch wenn sich betroffene Reedereien zumeist mit der Veröffentlichung genauer Zahlen zurückhalten, gehen Experten davon aus, dass die Seeräuber einen Milliardenschaden verursachen. Das britische Beratungsunternehmen Chatham House schätzt die Kosten in einer neuen Studie auf sieben bis zwölf Milliarden Dollar pro Jahr. Neben Lösegeldern rechnet Chatham auch zusätzliche Versicherungsprämien, die Kosten durch umgeleitete Reiserouten, militärische Patrouillen und Strafverfolgungsmaßnahmen in die Summe ein. Sie habe sich in den letzten Jahren nahezu verfünfacht; durchschnittlich würden 5,4 Millionen Dollar Lösegeld gezahlt, heißt es. In 2005 waren es noch 150 000 Dollar.

Die Studie kritisiert, dass der Großteil der Gegenmaßnahmen lediglich die Symptome des Problems, nicht aber seine Wurzel bekämpft, die vor allem in der schlechten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation im vom Bürgerkrieg zerrütteten Somalia gesehen wird. Laut Chatham gehen 95 Prozent der Milliardenkosten auf die Seeräuber vor Ostafrika zurück.

Erst am Sonnabend wurde wieder ein Frachter Opfer eines Piratenangriffs. 350 Seemeilen südöstlich von Muskat im Arabischen Meer wurde der südkoreanische Chemikalientanker „Samho Jewelry" der Reederei Samho Shipping entführt. Der 19 900-Tonner mit 21 Seeleuten aus Myanmar, Südkorea und Indonesien war nicht für die Passage durch das gefährdete Seegebiet registriert. Eine Lösegeldforderung ist bislang nicht bekannt. Aus dem Verteidigungsministerium in Seoul hieß es, dass man nicht mit Piraten verhandle. Von Samho war bereits der 319.000-Tonnen-Tanker „Samho Dream" entführt wurden. Er wurde erst für das Rekordlösegeld von 9,5 Millionen Dollar freigelassen.

Außerdem brachten Seeräuber gestern den Bulker „Eagle" der Reederei Perosea (Athen) 490 Seemeilen südwestlich von Salalah im Golf von Aden in ihre Gewalt. An Bord sind 24 philippinische Seeleute.

Ein anderer griechischer Buljer ist hingegen seit Sonnabend wieder frei. Die „Motivator" war am 4. Juli 2010 im Roten Meer entführt und danach als Basisschiff genutzt worden. Dem Vernehmen nach starteten die Piraten von der „Motivator" aus ihre Attacke auf den deutschen Frachter „Ems River", der am 27. Dezember gekapert wurde


aus THB
Tim S.
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Tim S. »

ArneKiel

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von ArneKiel »

Moin,

Daten EAGLE (IMO 8126408)

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Bilder bei SP: http://www.shipspotting.com/gallery/pho ... mo=8126408
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

[quote= Die jüngsten Schiffsentführungen im Indischen Ozean zeigen unterdessen einmal mehr, dass die Bemühungen zur Bekämpfung der Piraterie vor Ort nicht ausreichen.

Die Studie kritisiert, dass der Großteil der Gegenmaßnahmen lediglich die Symptome des Problems, nicht aber seine Wurzel bekämpft, die vor allem in der schlechten politischen, wirtschaftlichen und sozialen Situation im vom Bürgerkrieg zerrütteten Somalia gesehen wird. Laut Chatham gehen 95 Prozent der Milliardenkosten auf die Seeräuber vor Ostafrika zurück.

aus THB[/quote]


....genau das sagte ich ja schon....aber es musste ja Diskussionen darüber geben. Danke, dass Du das hier eingestellt hast.
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ArneKiel

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von ArneKiel »

Moin,

Piraten nahmen 2010 weltweit 1181 Geiseln - 53 Schiffe wurden im Vorjahr gekapert.

Kuala Lumpur. Piraten haben im vergangenen Jahr weltweit 1181 Geiseln genommen, so viele wie nie zuvor. Das teilte die Internationale Seefahrtsbehörde (IMB) am Dienstag in Kuala Lumpur mit. Die Seeräuber hätten 53 Schiffe in ihre Gewalt gebracht.

Alle Überfälle bis auf vier wurden vor der Küste Somalias verübt. Die Zahl der Geiseln und der überfallenen Schiffe sei die höchste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1991, hieß es in dem Jahresbericht weiter. Acht Besatzungsmitglieder wurden getötet.

Somalische Piraten haben demnach derzeit 31 Schiffe und 713 Besatzungsmitglieder in ihrer Gewalt. Weitere Angriffe gab es in indonesischen Gewässern, vor der Küste von Bangladesch und vor Nigeria. Insgesamt habe es im Jahr 2010 445 Piratenangriffe weltweit gegeben, zehn Prozent mehr als 2009.

Wiener Zeitung: http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=538014

Focus Online: http://www.focus.de/panorama/vermischte ... 91483.html
Garsvik
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Garsvik »

Aus dem Focus-Text:

Die Seefahrtsbehörde verwies zudem darauf, dass Somalia ohne funktionierende Regierung sei und damit viele Maßnahmen auf See untergraben würden. „Wenn man Piraterie ernsthaft bekämpfen will, dann muss man dies eher an Land tun als auf hoher See“, sagte hierzu der Piraterie-Experte Roger Middleton von der britischen Denkfabrik Chatham House.

Finde ich sehr passend. Eine Regierung wird gebraucht, die an Land für Ordnung sorgt.

Garsvik
Hoss50

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Hoss50 »


Mehr Schiffsentführungen als je zuvor


Mittwoch, 19. Januar 2011......Die ostafrikanischen Piraten bleiben die aktivsten der Welt. Im vergangenen Jahr entführten sie mehr Seeleute als je zuvor.

http://www.thb.info/news/single-view/id ... zuvor.html
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Hoss50 hat geschrieben:
Mehr Schiffsentführungen als je zuvor


Mittwoch, 19. Januar 2011......Die ostafrikanischen Piraten bleiben die aktivsten der Welt. Im vergangenen Jahr entführten sie mehr Seeleute als je zuvor.

http://www.thb.info/news/single-view/id ... zuvor.html


Mr. Mukundan vom Londoner IMB sagt es ja auch, dass der Schutz durch die Marineeinheiten kein Dauerzustand sein könne und es sehr wichtig ist, wieder normale Zustände in Somalia zu schaffen.
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ArneKiel

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von ArneKiel »

frank0265 hat geschrieben:
Hoss50 hat geschrieben:
Mehr Schiffsentführungen als je zuvor


Mittwoch, 19. Januar 2011......Die ostafrikanischen Piraten bleiben die aktivsten der Welt. Im vergangenen Jahr entführten sie mehr Seeleute als je zuvor.

http://www.thb.info/news/single-view/id ... zuvor.html


Mr. Mukundan vom Londoner IMB sagt es ja auch, dass der Schutz durch die Marineeinheiten kein Dauerzustand sein könne und es sehr wichtig ist, wieder normale Zustände in Somalia zu schaffen.
Entscheidend bleibt immer noch das JETZT - nicht was vielleicht in 5-10 Jahren eventuell der Fall sein könnte...
In Afghanistan oder im Irak hat man das in vielen Jahren und trotz Milliardenaufwand auch nicht geschafft :evil:
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Mr. Mukundan vom Londoner IMB sagt es ja auch, dass der Schutz durch die Marineeinheiten kein Dauerzustand sein könne und es sehr wichtig ist, wieder normale Zustände in Somalia zu schaffen.[/quote]

Entscheidend bleibt immer noch das JETZT - nicht was vielleicht in 5-10 Jahren eventuell der Fall sein könnte...
In Afghanistan oder im Irak hat man das in vielen Jahren und trotz Milliardenaufwand auch nicht geschafft :evil:[/quote]


Auch wenn man hier von einer "JETZT"-Situation sprechen, zaubern kann niemand. Die Situation in und vor Somalia ist ja auch nicht von heute auf morgen entstanden. Es gibt keinen Schalter, den wir einfach umlegen können, damit die Piraterie dort aufhört zu existieren. Das wird in allen Fällen ein langwieriger Prozess werden. Egal auf welche Maßnahmen man setzt. Die Hauptsache ist, dem somalischen Volk wird geholfen und wieder ein funktionierender Staat geschaffen. Alles andere ergibt sich dann. Schnellschlüsse sind hier fehl am Platze.
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