Das bezweifel ich stark und so gut wie alle Leute, mit denen ich mich hierüber ausgetauscht habe, ebenfalls.queenvictoria hat geschrieben:[...]sind Hochschulabsolventen weit aus angesehener und haben am Monatsende einen höheren Betrag auf ihrem Konto als ein Nautiker, der seine Ausbildung an einer Fachschule gemacht hat.[...]
Für einen Landjob sind Hochschulabsolventen mit Erfahrung öfters gefragt, das stimmt. Für den Bordeinsatz wird man lieber einen Absolventen nehmen, der entweder:
- Eine Schiffsmechanikerausbildung und einen Fachschulbesuch / Fachhochschulbesuch hat
- Nur studiert hat, sich aber schon viele Jahre an Bord bewiesen hat (und derzeit ist es schwierig die Fahrzeit zu bekommen)
Zudem zählen heutzutage einige Sachen mehr, um erfolgreich zu sein und weiter beschäftigt zu werden:
- Der Umgang mit der Besatzung, das zwischenmenschliche pflegen
- Lösung von unvorhergesehenen Problemsituationen
- Sich nach außen hin gut verkaufen können, da du als Kapitän Vertreter der Reederei bist
- Verlässlichkeit und Flexibilität
- Einspringen und die Kuh vom Eis ziehen, wenn es benötigt wird
Auch ich befürworte nach wie vor den Weg über die Schiffsmechanikerausbildung, da man in allen Bereichen viel Erfahrung bekommt. Das fängt schon bei der Arbeits- und Aufgabenplanung an, der Zusammenarbeit mit der Maschinenbesatzung (sachkundig mitreden zu können, was dort unten gerade an Arbeiten anfällt / was defekt ist), Verantwortungsgefühl entwickeln und aus Fehlern, die einem unterlaufen zu lernen uvm. ; die Liste ist eigentlich unendlich lang.
Dies hat dann nichts damit zu tun, dass man als Student nichts lernen würde, aber es ist eben sehr viel Theorie dabei, die in der Hochschule auch mal schnell wieder vergessen wird. Im Studiengang gibt es u.a. ein Fach, dass sich Systemüberwachung nennt ; die Inhalte die dort gelehrt werden unterschieden sich sehr stark von bereits als SM befahrenen Leuten und Praktikanten.
Bezüglich des Gehalts:
Es werden schon die Daumenschrauben angezogen und man muss leider auch ganz klar sehen: Auch wenn die Bezahlung höher ist, möchte das der Reeder denn immer tun?
Sieh es mal so: Der Fachschulnautiker bringt das Schiff pünktlich, sicher und ökonomisch von A nach B. Der Hochschulnautiker bringt das Schiff pünktlich, sicher und ökonomisch von A nach B.
Warum sollte der Reeder sich nun sagen "Hey, ich hol mir auf jeden Fall den Hochschulabsolventen. Auch wenn der pro Jahr (deiner Quelle nach, die durchwachsen scheint) 23.000€ (!) mehr kostet." Dazu fließen natürlich noch die Punkte oben ein und der obligatorische Anruf bei der Reederei (und deren Versicherung), wo man zuvor war. Es wird sich nicht mehr auf das Arbeitszeugnis verlassen, sondern persönlich mal hinterhertelefoniert und gefragt, wie zufrieden man denn war.
Die Reedereien haben nichts zu verschenken und die Personalschraube ist derzeit leider ein sehr beliebtes Stellglied, zur Senkung der Kosten.