NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

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WeißerHai
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von WeißerHai »

queenvictoria hat geschrieben:[...]sind Hochschulabsolventen weit aus angesehener und haben am Monatsende einen höheren Betrag auf ihrem Konto als ein Nautiker, der seine Ausbildung an einer Fachschule gemacht hat.[...]
Das bezweifel ich stark und so gut wie alle Leute, mit denen ich mich hierüber ausgetauscht habe, ebenfalls.
Für einen Landjob sind Hochschulabsolventen mit Erfahrung öfters gefragt, das stimmt. Für den Bordeinsatz wird man lieber einen Absolventen nehmen, der entweder:
- Eine Schiffsmechanikerausbildung und einen Fachschulbesuch / Fachhochschulbesuch hat
- Nur studiert hat, sich aber schon viele Jahre an Bord bewiesen hat (und derzeit ist es schwierig die Fahrzeit zu bekommen)

Zudem zählen heutzutage einige Sachen mehr, um erfolgreich zu sein und weiter beschäftigt zu werden:
- Der Umgang mit der Besatzung, das zwischenmenschliche pflegen
- Lösung von unvorhergesehenen Problemsituationen
- Sich nach außen hin gut verkaufen können, da du als Kapitän Vertreter der Reederei bist
- Verlässlichkeit und Flexibilität
- Einspringen und die Kuh vom Eis ziehen, wenn es benötigt wird

Auch ich befürworte nach wie vor den Weg über die Schiffsmechanikerausbildung, da man in allen Bereichen viel Erfahrung bekommt. Das fängt schon bei der Arbeits- und Aufgabenplanung an, der Zusammenarbeit mit der Maschinenbesatzung (sachkundig mitreden zu können, was dort unten gerade an Arbeiten anfällt / was defekt ist), Verantwortungsgefühl entwickeln und aus Fehlern, die einem unterlaufen zu lernen uvm. ; die Liste ist eigentlich unendlich lang.
Dies hat dann nichts damit zu tun, dass man als Student nichts lernen würde, aber es ist eben sehr viel Theorie dabei, die in der Hochschule auch mal schnell wieder vergessen wird. Im Studiengang gibt es u.a. ein Fach, dass sich Systemüberwachung nennt ; die Inhalte die dort gelehrt werden unterschieden sich sehr stark von bereits als SM befahrenen Leuten und Praktikanten.

Bezüglich des Gehalts:
Es werden schon die Daumenschrauben angezogen und man muss leider auch ganz klar sehen: Auch wenn die Bezahlung höher ist, möchte das der Reeder denn immer tun?
Sieh es mal so: Der Fachschulnautiker bringt das Schiff pünktlich, sicher und ökonomisch von A nach B. Der Hochschulnautiker bringt das Schiff pünktlich, sicher und ökonomisch von A nach B.
Warum sollte der Reeder sich nun sagen "Hey, ich hol mir auf jeden Fall den Hochschulabsolventen. Auch wenn der pro Jahr (deiner Quelle nach, die durchwachsen scheint) 23.000€ (!) mehr kostet." Dazu fließen natürlich noch die Punkte oben ein und der obligatorische Anruf bei der Reederei (und deren Versicherung), wo man zuvor war. Es wird sich nicht mehr auf das Arbeitszeugnis verlassen, sondern persönlich mal hinterhertelefoniert und gefragt, wie zufrieden man denn war.
Die Reedereien haben nichts zu verschenken und die Personalschraube ist derzeit leider ein sehr beliebtes Stellglied, zur Senkung der Kosten.
bonito
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von bonito »

Man kann doch nach der SM-Ausbildung die FHS besuchen. Dann bist du am angesehensten. Dauert zwar länger, aber lernst am Meisten. Und zum Gehalt : Einach Googeln oder hier
http://www.hapag-lloyd.de/downloads/pdf/HTV_2012.pdf
Gruß
WeißerHai
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von WeißerHai »

Das Thema ist auch eine endlose Geschichte und muss jeder für sich entscheiden.

Nur um das mal klar zu stellen:
Es gibt bei Nautik nur noch den Bachelor-Studiengang, der Master-Studiengang wurde abgeschafft (falls das auf den Studiengang Nautik bezogen war). D.h. der höchste Bildungsgrad ist der Bachelor.
Der ist entweder rein über den Studiengang mit Praxissemestern zu erlangen oder eben über den Schiffsmechaniker mit anschließendem Studium, beides endet im Bachelor.
Die Kopie eines Zeugnisses gibt erstmal nur einen groben Überblick darüber, wie sich der Bewerber in der Schule gemacht hat ; die Praxis sieht dann komplett anders aus und erfordert oft andere Fähigkeiten, als die auf dem Zeugnis vergebenen Noten, die immer nur subjektiv einen ersten Eindruck vermitteln können. Ein Zeugnis kann nicht alles darüber aussagen, was jemand nun wirklich auch von der Theorie in die Praxis umgesetzt bekommt, das nur noch als abschließende Bemerkung dazu, warum lieber befahrenes "nur" Fachschulpersonal, als völlig unbeflecktes Hochschulpersonal genommen wird.

Man sollte nur alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, nichts anderes wollte ich aussagen. Geh deinen direkten Weg, wird schon. ;)
Wellenbrecher
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von Wellenbrecher »

Moin in die Runde & queenvictoria,

ich beginne zum September mit Nautik an der FH bzw. mit dem Praxissemester, demnach habe ich all das Prozedere, was du in deinem Intro beschrieben hast durch...
Ich habe jetzt (mangels Zeit) nicht jeden einzelnen Kommentar durchgelesen, aber vielleicht ist es ja sinnvoll, dass ich aus der Perspektive eines Studenten auch noch meinen Senf dazu gebe :D

Zum Thema ausländische Reedereien, bareboatcharter; vergiss das alles! Du gehst, wenn du so rangehst viel zu sehr nach deinen Wünschen oder nach einer Sparte, die du gerne hättest, das wird so (wohl eher) nix... als PS-Student kannst du froh sein und machst Luftsprünge, wenn du nur irgendeinen Platz bekommst und diesen nimmst du mit offenen Armen an...Stichwort Finanzkrise, Auflieger, etc...
Ich kann dir nur aus meinem Vorgehen berichten; ich habe im Sommer 2011 damit begonnen erste Bewerbungen (15 Stück) für das PS zum Sept. 2013 zu schreiben und im Oktober 2012 weitere 65 Bewerbungen versendet... Diese 80 Bewerbungen gingen allesamt an deutsche Reedereien, von denen es mehr als genug gibt (vergiss nicht die kleinen Reedereien mit nur 2 oder drei Schiffen, damit kommst du locker auf über 250), sodass die Frage nach ausländischen Reedereien erstmal nebensächlich sein dürfte. Zumal z.B. auch ein großer Teil der COSCO Pötte (auch bei Langzeitcharter) weiter von ER Personal betrieben werden.

Nächstes Thema Aida; Vergiss alles was mit Kreuzfahrt zu tun hat (zumindest für den 1. Teil deines Studiums), es gibt für die PS Vorlagen von der BG-See, nach denen diese Zeit an Bord abläuft. Das sogenannte Training Record Book ist dabei dein Leitfaden und hierbei zählen insbesondere Themen wie Ladungssicherung, in Ballast gehen usw, all das geht auf einem Fleischfrachter nicht. Leider wissen das die wenigsten Kreuzfahrtreedereien, warum ist mir schleierhaft...

Allgemein gilt zu sagen, die zwei PS alleine sind wirklich ein bisschen mager um sich nachher als Offizier auf die Brücke zu stellen, aber das entscheidet jeder für sich, wie und ob er an das Thema Seefahrt rangeht...

Falls es noch speziellere Fragen gibt, kannst du mich auch per PN kontaktieren, bis Ende August bin ich noch an Land.

Grüße aus Flensburg
Es folgen freundliche Grüße
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Auf jedem Schiff, ob's dampft, ob's segelt, gibt's einen, der die Sache regelt.
(Henning Staar)
AnkerM
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von AnkerM »

Ich habe in vielen Gesprächen die Aussage gehört, daß Personalchefs bei mehreren Bewerbern zunächst schauen, wer zuvor dem SM gelernt hat und dementsprechend die Einstellungsentscheidung treffen, ich würde es genau so tun.

Bei Hapag-Lloyd z.B. braucht man als PS-Kandidat überhaupt nicht beiklappen, die stellen nur Kandidaten mit SM-Brief und FH-Studium ein ... verständlich!

Deutsche Seeleute aller Dienstränge hatten immer den Ruf hervorragender Praktiker, was am vormaligen System des "von der Pike auf Lernens" lag.



All das aber ist für die allermeisten völlig unerheblich, seit es mit dem PS-System "the easy way to license" gibt, werden die Seefahrtschulen gestürmt ... trotzdem alles Gute!
Garsvik
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von Garsvik »

Nun mein Senf zum Thema:

Mit einem Universitätsabschluß (Diplom, Bachelor, Master, ziemlich egal) kann man immer noch im Vorstand einer großen Firma arbeiten, so das mit dem Traumberuf nichts wird. Die Praxis ist stets anders als das Studium, aber man hat ja unter Beweis gestellt, daß man lernfähig ist.

Und man sollte tun, was einem Spaß macht.

Garsvik
muschelschubser
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von muschelschubser »

queenvictoria hat geschrieben:Ohne jetzt abwertend zu klingen möchte ich noch sagen, dass Nautikstudien die Zukunft sind und daher auch immer mehr Menschen diesen Weg gehen. Ausbildung war gestern.
Moin Queenviktoria,
mich würde sehr interessieren wie Du zu diesen Zahlen/dieser Aussage kommst.

Die Weg zum nautischen Patent, über den NOA, hat bis zum Jahr 2004 eine absolut untergeordnete Rolle gespielt.
Jetzt sind wir, was die Zahlen der neu beginnenden NOA betrifft, auf dem niedrigsten Stand seit 2004.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
Wellenbrecher
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von Wellenbrecher »

queenvictoria hat geschrieben:
Du studierst also an der Fachhochschule in Flensburg? Nimmst du den selben Weg wie ich (Nautikstudium mit zwei Praxissemestern) obwohl du findest, dass zwei PS etwas mager sind oder hast du schon eine Ausbildung zum SM oder Ähnliches gemacht?
Moin,

im Prinzip mache ich genau das, was du dir vorstellst an der FH in Flensburg. Aber da ich eben finde, dass nur diese zwei PS etwas mager sind fahre ich zusätzlich noch Fahrzeiten ab, in denen ich Themen durchnehme, die in der regulären Ausbildung etwas zu kurz kommen oder die nicht behandelt werden, mich aber dennoch interessieren, klar werde ich nie auf das Vorwissen eines SM kommen, dennoch würde ich sagen, weiß ich dann mehr von Nautik und SBT, als ein Student, der stur seine zwei PS ableistet...

Dass Hapag oder Hamburg Süd nur Leute mit SM Brief nehmen ist nicht korrekt, nur ist speziell bei Hapag zu beachten, dass die deine Bewerbung spätestens 24 Monate vor Beginn vorliegen haben wollen. An ähnliches erinnere ich mich bei Hamburg Süd auch...
Aber wenn dich die großen interessieren, dann versuche es neben Hapag und der roten Flotte auch bei Offen und Döhle, auch Hartmann ist dann vielleicht für dich nicht uninteressant...

Sorry, aber Nautikstudenten sind nicht nur die Seefahrer von heute! Ausbildung und Studium nehmen sich hier nicht viel. Klar muss man nach der Ausbildung noch den Teil an der FH oder Fachschule machen für den Abschluss, aber in diesem Fall sind SM nicht "schlechter".
In diesem Fall muss ich Muschelschubser Recht geben, und ja, wie man es dreht und wendet, es klingt ein wenig "abwertend", damit wäre ich vorsichtig.

Wie die Aufteilung der Ps ist, ist von FH zu FH unterschiedlich. In Rostock ist es zb so, dass die Ps im 2. und 6. Semester sind, hier startet man sozusagen mit Vorlesungen. Bei mir in Flensburg ist es so, dass die PS im 1. und 7. regulär sind und dazwischen sind Vorlesungen.
Du bewirbst dich im Regelfall nur für ein PS, in deinem Fall nun für das 1. In Paar Jahren geht der ganze Prozess wieder von vorn los und das Bewerbungsprozedere startet für das 2. PS.
Es folgen freundliche Grüße
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(Henning Staar)
Maurice
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von Maurice »

queenvictoria hat geschrieben: Bei den PS ist es also so, dass ich mich nun zu erst einmal für das erste PS bewerbe. Später dann für das zweite. Beide PS kann ich dann also bei verschiedenen Reedereien machen.
So ist es!
Dein Praxissemestervertrag gilt nur für das erste Praxissemester.
Bei welcher Reederei du dein zweites PS absolvieren möchtest, ist komplett dir überlassen.

Hier findest du viele weitere nützliche Infos und Antworten auf deine Fragen.
http://www.praxissemester.info/faq.html


Gruß,
Maurice ;)
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Wellenbrecher
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Re: NAUTISCHES BEFÄHIGUNGSZEUGNIS (STCW 95)

Beitrag von Wellenbrecher »

queenvictoria hat geschrieben:Moin Maurice,

danke für die Info. Hab mir das mal durchgelesen. Gibt es also für das zweite PS keinen Vertrag? Wieso nicht? Welche sonstigen Verfahren gibt es um das zweite PS nachzuweisen? Die Zeit für das zweite PS ist von der (Fach-)Hochschule vorgeschrieben?


MfG
Es gilt für das zweite Ps genau das gleiche, wie beim 1.!
Der Vertrag ist sogar der gleiche, man kreuzt an ob es sich um das 1. oder 2. handelt.
Es ist alles genau das gleiche nur ein paar Jahre später... Suchen, finden, angenommen werden, vertrag, fahren nach TRB
Es folgen freundliche Grüße
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(Henning Staar)
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