Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Cornelia
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Cornelia »

frank0265 hat geschrieben:Irgendwie finde ich es eckelhaft...Die Touris werden 260km nördlich von Port au Prince an einen Privatstrand gesetzt, trinken ihren Batida de Coco und am anderen Ende ist Hunger, Tod und Elend.
MfG

Ich finde daran gar nichts ekelhaft, im Gegenteil. Die Leute trinken ihren Batida de Coco, welcher von Einheimischen gemixt wird = einer hat schon mal einen Arbeitsplatz. Die Besitzer der Anlage bzw. der Restaurants usw. beschäftigen Menschen, welche wiederum so ihre Familien ernähren können. Die Besitzer selber zahlen Steuern an den Staat.

Dies ist immer noch besser als die Leute haben keinen Job, keine Zukunft und - einfach nichts.

Ob nun Geld damit verdient wird, Touristen zu bewirten und ihnen eine heile Welt mit Drinks und Exotik vorzugaukeln, oder ob man (falls möglich) auf Landwirtschaft und Export usw. aufbaut, ist eigentlich irrelevant. Das wichtigste ist erstmal, die Leute haben eine Zukunft, eine Arbeit und - dass Geld ins Land kommt !!!

Und wenn dies durch cocktailschlürfende Omis aus Deuschland und den USA geschieht..

Klar, sowohl Tourismus als auch Industrialisierung haben beide Nachteile. Jedoch ist beides besser als gar nichts.
frank0265
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von frank0265 »

Ja, Geld ist auf dieser Welt schon genügend vorhanden, nur ist es leider falsch verteilt. Auch in Haiti gibt es ganz gewiss eine Oberschicht, die das Geld gehortet hat. Das normale Volk hingegen geht leer aus. Weshalb ist denn dann das Straßenvolk so verarmt ? Haiti ist eines der ärmsten Länder der Erde. Aber warum ? Spätfolgen der Kolonialisierung....?


Der UN-Beauftragte für Haiti hat erst kürzlich die Probleme öffentlich genannt und Hilfe angefordert. Das schwere Erdbeben hat die ganzen Probleme noch verstärkt und es wird sehr sehr schwer, diese zu lösen.


Na die Hauptsache ist, die Kreuzfahrtgäste leben auch in der Realität. Nur manchmal könnte man auch das Gegenteil behaupten.
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Cornelia
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Cornelia »

frank0265 hat geschrieben:Ja, Geld ist auf dieser Welt schon genügend vorhanden, nur ist es leider falsch verteilt. Auch in Haiti gibt es ganz gewiss eine Oberschicht, die das Geld gehortet hat. Das normale Volk hingegen geht leer aus. Weshalb ist denn dann das Straßenvolk so verarmt ? Haiti ist eines der ärmsten Länder der Erde. Aber warum ? Spätfolgen der Kolonialisierung....?


Der UN-Beauftragte für Haiti hat erst kürzlich die Probleme öffentlich genannt und Hilfe angefordert. Das schwere Erdbeben hat die ganzen Probleme noch verstärkt und es wird sehr sehr schwer, diese zu lösen.


Na die Hauptsache ist, die Kreuzfahrtgäste leben auch in der Realität. Nur manchmal könnte man auch das Gegenteil behaupten.
Es stimmt, das Geld ist auf dieser Welt falsch verteilt.. deswegen wäre es ja nicht schlecht, wenn einiges von diesem Geld nach Haiti gebraucht werden würde :D Natürlich sollten dabei dann Arbeitsplätze für das "normale Volk" dabei rausspringen (deswegen meine Utopie mit dem Bewirten der deutschen und amerikanischen Omis) und der Besitzer diverser Privatstrände, Beach-Clubs usw. sollte natürlich schön Steuern abdrücken damit der Staat auch Geld für die Infrastruktur hat.. es natürlich nicht in die eigene Tasche stecken und verprassen !!

Dieses Szenario klar, wäre besser als wenn GAR NICHTS passiert und das Land weiter vor sich hindämmert.

Klar, habe ich hier sehr utopische Vergleiche mit z. B. der Dominikanischen Republik gezogen, der es - dank Tourismus wesentlich besser geht als Haiti und das auch schon vor dem Erdbeben.

Meine Art Urlaub zu machen ist es auch nicht, ich bin nicht so Fan von Beachclubs und Massentourismus - oben genanntes ist einfach mal ein Gedankenspiel, einfach in dem Wissen, dass es schon einige Regionen dank Tourismus (sei es nun der eigene Geschmack oder nicht) zu einem relatiaven Wohlstand gebracht haben.
horkini

Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von horkini »

Moin,
jetzt mal was zum Nachdenken:
Wenn wir das Erdbeben ausblenden, wo ist dann der Unterschied zwischen Haiti und den meisten Ländern in Africa?
Schlimmer noch: Viel afrikanische Staaten haben Bodenschätze ohne Ende und könnten sich außerdem durch eine eigene Landwirtschaft selbst ernähren!
Stattdessen werden diese Länder gnadenlos durch Weltkonzerne ausgebeutet und korrupte Regierungsmitglieder bereichern sich.
Zusätzlich werden die Länder mit von der EU massiv subventionierten Lebensmittel überschwemmt, so daß sich eine eigene Landwirtschaft (evtl. sogar mit Export) nicht lohnt!
Derlei Dinge passieren in Haiti nur deswegen nicht, weil dort nichts zu holen ist!
Grüße
horkini
Dorado

Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Dorado »

Als ich 1973 9 Monate auf PaP fuhr ,jede Woche ein Anlauf,lagen immer große und kleine Kreuzfahrer dort deren Paxe Geld an Land gelassen haben.Dem Volk ging es damals auch nicht besser als vor dem Beben.BabyDoc war an der Macht und die Mehrheit des Volkes lebte in Slums. Bild Sun Viking am 19.07.73 und die Begrüßungskapelle für die Paxe Bild.Gruezi aus dem Nordwesten :P @ Horkini genau,in diesem Land ist außer Arbeitskraft nix zu holen.Deshalb engagierte man sich auch nur halbherzig.N.B. Während ich die Bilder lud hast du deinen Beitrag geschrieben
Peter Hartung
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Abend!

Gestern zeigte ich hier dieses Foto (Quelle: USCG-Publ.Dom.) und fragte, ob und wann die Pier in Port-au-Prince für das Löschen von Hilfsgütern wieder hergestellt wird. Nicht bedacht hatte ich dabei, dass es unweit davon heute schon völlig anders aussah, wie die ersten dreißig Sekunden eines TV-Beitrags im österreichischen Fernsehen zeigen. Schaut es Euch selbst an und achtet nach der Anmoderation auf die ersten fünf Filmszenen.

http://tvthek.orf.at/programs/1203-Zeit ... tert-Haiti

Quelle: Österreichisches Fernsehen ORF, Wien

Meines Wissen sind dies die ersten TV-Bilder vom Hafen Port-au-Prince seit dem Erdbeben, die ein europäischer Fernsehsender brachte.

Die Pier voll mit flüchtenden "Boat Peoples", die alten Kähne ebenfalls völlig überfüllt. Viele wollen offenbar nur raus aus Port-Au-Prince, es gibt wohl aber auch einige, die übers Meer in Richtung Kuba oder Florida fliehen wollen. Wer genau hinschaut, wird im Hintergrund die beiden beschädigten Kaikräne sehen, von denen hier schon die Rede war.

Bootsflüchtlinge waren schon immer die Folge von Naturkatastrophen und politischen Unruhen auf Haiti. Die USA, aber auch Kuba fürchten den Exodus tausender Erdbebenopfer. Trotzdem besteht wohl die Absicht, den Hafen baldigst für einkommende Hilfslieferungen (z. B. Lebensmittel, Baumaterial, Treibstoff) per Schiff wieder in Ordnung zu bringen. Die Londoner "Sun" schreibt dazu heute:

"US troops rushed in vain to seal off the capital's wrecked port as the wretched armada set sail - destination America.
One marine said: "It's like a disaster movie".
His comrades were battling to make the docks safe so aid ships can unload. But he said grimly: "Survivors stuck here can't wait. They are getting out however they can."


Und im "Miami Herald" konnte man heute dazu wie folgt lesen: "At a wharf near the Port-au-Prince port, hundreds of families camped in squalor (hunderte Familien kampieren dort in ärmlichsten Verhältnissen), hoping for a boat to take them to the countryside. "We have nowhere else to go,'' said Richard Louis, 24, who joined 20 family members at the camp."

Update 21.1.2010: Unterdessen bereiten die USA ihren Militärstützpunkt Guantanamo auf Kuba für einen möglichen Ansturm haitianischer Flüchtlinge vor. Auf dem Gelände wurden bereits etwa 100 Zelte für jeweils zehn Personen errichtet, wie Konteradmiral Thomas Copeman sagte.Sollten Überlebende der Katastrophe tatsächlich massenweise ihr Land verlassen, stünden mehr als 1000 weitere Zelte zur Verfügung. Anfang der 1990er Jahre waren bereits Tausende Bootsflüchtlinge aus Haiti vorübergehend auf dem Stützpunkt Guantanamo untergebracht worden. (Quelle: apn/dpa)

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Do 21. Jan 2010, 09:32, insgesamt 4-mal geändert.
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Peter Hartung
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Peter Hartung »

Update 21.1.2010, 14:30 Uhr

Guten Morgen!

Die US-Navy berichtet von ersten Taucher-Einsätzen und Schaden-Surveys im Hafen von Port-Au-Prince, um sich ein Bild von den Erdbebenschäden zu machen und veröffentlicht dazu diese Fotos: :!:

http://www.navy.mil/management/photodb/ ... 4L-241.jpg
Update: Im Hintergrund ist die Barge "CRIMSON CLOVER" zu erkennen, die zum Zeitpunkt, als dieses Foto entstand, bereits am Südpier festgemacht hatte.

http://www.navy.mil/management/photodb/ ... 4L-261.jpg
Hinweis zu diesem Foto-Link: Am Pier liegt das US-Coastguard-Schiff "OAK (WLB 211).

http://www.navy.mil/management/photodb/ ... 4L-209.jpg

http://www.navy.mil/management/photodb/ ... 4L-046.jpg

Quelle: U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Chris Lussier/Released - Public Domain. Die Aufnahmen datieren vom 18.1.2010. Dank an Thomas Seeliger für den Tipp.

Die Situation im Hafen von Port-Au-Prince wird heute auch zunehmend in der Medienberichterstattung erwähnt.

Wie "FOCUS Online" heute morgen berichtet, soll nach Angaben der US-Armee der zerstörte Hafen in Port-au-Prince am Freitag wieder teilweise geöffnet werden. Dann könne vielleicht wieder die Hälfte seiner ursprünglichen Kapazität genutzt werden, habe US-Army-General Kan Keen gesagt. Wenn dort wieder Schiffe mit Hilfslieferungen anlegen könnten, werde auch der völlig überfüllte Flughafen entlastet, so der "FOCUS"

Und der US-Verteidigungsminister Robert Gates habe am Mittwoch die Entsendung eines Militärschiffes angekündigt, das die Trümmer im Hafen von Port-au-Prince beseitigen soll, schreibt heute früh der Wiener "Standard" unter Bezugnahme auf eine Meldung der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Damit könne der Hafen in ein oder zwei Wochen wieder in Betrieb genommen werden.

Und "BILD" schreibt: "Wer kann, versucht dieser sterbenden Stadt zu entkommen. Im zerstörten Hafen von Port-au-Prince lassen Familien kleine Boote zu Wasser. Nur weg von hier!" Und weiter liest man in der "BILD" heute wie folgt: "Der zerstörte Hafen in Port-au-Prince soll nach Angaben der US-Armee am Freitag wieder teilweise geöffnet werden. Der Marschbefehl sei bereits am Dienstag an eine Flugzeugträgerkampfgruppe und eine Einheit der Marineinfanterie ergangen, teilten die US-Streitkräfte mit."

Und die "Süddeutsche Zeitung" zitiert heute früh aus einem Bericht der "New York Times": "Am Hafen warteten Tausende auf einen Platz im Boot, um die Stadt verlassen zu können, schreibt die New York Times." Ein Foto, auf dem man flüchtende Boat People und das abgesackte Hafenufer sehen kann, untertitelt die "Süddeutsche" wie folgt: "Tausende warteten im Hafen von Port-au-Prince um in Booten nach Jeremie, im Südwesten Haitis zu fliehen.": http://www.sueddeutsche.de/politik/463/500727/zoom_0_0/

Am 15.1.2010 berichtete das schweizerische Internet-Nachrichten-Portal "20 Minuten": "Die Hilfsorganisationen sehen sich in Haiti mit einem «logistischen Alptraum» konfrontiert. Der Hafen von Port-au-Prince ist weitgehend zerstört und nicht mehr benutzbar. Gemäss CNN befanden sich am Donnerstag drei Schiffe voll mit Nahrung, Medikamenten und Wasser in den Gewässern vor der Stadt, doch sie konnten nicht anlegen, geschweige denn entladen werden."

In Hinblick auf die dringend notwendige Reparatur der Hafeninfrastruktur von Port-Au-Prince ist folgende Meldung von Bedeutung, die heute von Anne-Katrin Mellmann aus dem ARD-Hörfunkstudio Mexiko City berichtet wurde:

"Um die Wiederherstellung einer Infrastruktur zu beschleunigen, will die UNO die Überlebenden im Erdbebengebiet für Aufräumarbeiten nun bezahlen. "Wir haben in einem ersten Schritt 400 Haitianer angestellt, zum Ende der Woche sollen es 700 sein", sagte die Chefin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP), Helen Clark.

Ziel des "Cash for Work"-Programms ("Bares für Arbeit") sei es, einmal 220.000 Menschen zu beschäftigen. Die Helfer sollen vor allem Trümmer wegräumen, Straßen ausbessern und die Infrastruktur reparieren. Dafür würden sie fünf Dollar (etwa 3,50 Euro) pro Tag bekommen. "Wir müssen die Menschen schnell wieder beschäftigen und zugleich die Schäden des Bebens beseitigen. Deshalb haben wir für das Programm 35,6 Millionen Dollar angefordert", sagte Clark.

Die UNO hat bereits Erfahrung mit einem solchen Programm in Haiti - wenn auch im viel kleineren Maßstab. Als bei Wirbelstürmen vor knapp zwei Jahren 800 Menschen in dem Land umkamen und 165.000 Familien obdachlos wurden, hatte das UNDP bereits ein "Cash for Work"-Programm gestartet."


Siehe hierzu auch diese Stellenanzeige der us-amerikanischen Devex, mit der ein "Urban Livelihoods- Cash for Work Program Manager Economic with experience responding to humanitarian emergencies and managing successful Cash for Work programs" gesucht wird:

http://devex.com/jobs/jan2010-chf-inter ... h-for-work

Wie die US-Navy mit ihren Schiffen versucht, die Hilfseinsätze auf Haiti zu bewältigen, beschreibt dieser Bericht von Bord des Flugzeugträgers USS "Carl Vinson (CVN-70)" auf "Spiegel online": http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,673142,00.html

Inzwischen ist auch das Lazarettschiff USNS "COMFORT" vor Port-au-Prince eingetroffen.

Wird fortgesetzt.

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Sa 23. Jan 2010, 10:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Peter Hartung
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Peter Hartung »

Guten Abend!

Die Barge "CRIMSON CLOVER", eine so genannte "RORO Warehouse Barge" der Crimson Shipping Co. Inc, Chickasaw, Alabama, beladen mit 2.200 Tonnen Lebensmitteln in 124 Containern, erreichte bereits am vergangenen Sonntag als erstes Fracht-"Schiff" den Hafen von Port-Au-Prince. Fahrplanmäßig hatte die Barge, die geschleppt wird, am 3.1.2010 Mobile (Alabama) verlassen und sollte planmäßig am 15.1.2010 in Port-Au-Prince eintreffen. Die 2.200 Tonnen Lebensmittel sind eine Teillieferung von insgesamt 6.100 Tonnen Lebensmitteln, die bereits vor dem Erdbeben mit Crimson Shipping kontrahiert wurden. Die Hilfslieferung wurde von der CRS, einer katholischen Hilfsorganisation in den USA, auf den Weg gebracht. Dies berichten mehrere britische und US-amerikanische Zeitungen.

Informationen und Fotos der Barge sind zu finden auf der Homepage der Crimson Shipping Co. Inc..

Nach Angaben des britischen "Independent" sind zur Zeit nur noch 228 Meter Kailänge von insgesamt 1.350 Metern im Hafen von Port-Au-Prince nutzbar. Dabei handelt es sich, wie schon in diesem Thread vermutet, um den Südpier, der von der US-Coastguard und Tauchern der US-Navy auf Erdbeben-Schäden inspiziert worden war. Laut "Independent" sind mehrere Pfeiler des Anlegers beschädigt, der Untergrund sei aber nicht abgesackt. Man schätzt die Reparaturzeit auf einen Monat. Dennoch könne man den Kai allerdings nur mit jeweils einem einzigen LKW belasten und befahren.

Kurz nach der Ankunft der "CRIMSON CLOVER" traf am Südkai der französische Versorger "FRANCIS GARNIER (L 9031)" mit 60 französischen Marine-Soldaten, schwerem Räumgerät und Krankenwagen ein. Bei der "FRANCIS GARNIER" handelt es sich um ein so genanntes (frz. BAtiments de TRansport Léger) "BATRAL". Das Schiff kann mit seinem flachen Schiffsboden direkt an den Strand fahren.

Siehe hier:
http://www.militaryimages.net/photopost ... ionale.jpg

Es hat ein Hubschrauber-Deck. Im Hangar und an Deck kann das Schiff bis zu 400 Tonnen Ladung stauen. An Bord sind zwei Landungsboote, mit denen die Mannschaft, leichte Fahrzeuge oder Hilfsgüter direkt an den Strand gebracht werden können. Das Schiff wurde 1973 gebaut, hat eine Tragfähigkeit von 1.330 Tonnen, eine Länge von 80 Metern bei einer Breite von 13 Metern und einem geringen Tiefgang von 3 Metern. Zwei Wärtsilä-Diesel mit 3.600 PS sorgen über zwei Propeller für eine Geschwindigkeit von 16 Knoten. Die Reichweite beträgt 4.500 Seemeilen. An Bord sind insgesamt 44 Mann Besatzung. (Bildnachweis und Schiffsdaten: shipspotting.com, militaryimages.net, frz. Verteidigungsministerium)

Wird fortgesetzt.

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Fr 22. Jan 2010, 05:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Dorado

Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Dorado »

@ Peter H. sehe gerade bei Google Earth, dass sie ein brandneues Bild von PaP eingebaut haben.Mit der versunkenen Pier und der eingetroffenen Barge.Grüße ins Hessenland :shock:
Peter Hartung
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Re: Erdbebenschäden im Hafen von Port-au-Prince

Beitrag von Peter Hartung »

Dorado hat geschrieben:@ Peter H. sehe gerade bei Google Earth, dass sie ein brandneues Bild von PaP eingebaut haben.Mit der versunkenen Pier und der eingetroffenen Barge.Grüße ins Hessenland :shock:
Guten Morgen!

Zunächst @ Dorado: Herzlichen Dank für den Hinweis. Hier ist der Link aus GoogleMaps dazu:

http://maps.google.de/maps?f=q&source=s ... 4&t=h&z=19

Deutlich ist dort am Südkai - wie Dorado schreibt - die RORO Warehouse Barge "CRIMSON CLOVER" zu erkennen, wie sie am (südlichen) Pier liegt und nun über zwei Rampen entladen werden kann. Die Barge erreichte Port-Au-Prince am 18.1.2010 und ging wohl am Dienstag, den 19.1.2010 an den Südpier. Das Schiff zwischen Barge und Südpier ist auf dem Sat.-Bild nicht genau zu identifizieren, möglicherweise das Schleppschiff der Barge. Genau zu erkennen ist hingegen, wie stark auf der gegenüberliegenden (nördlichen) Seite, wo sich die beiden Lagerschuppen, die Containerbrücke und die beiden großen Kaikräne befinden, die gesamte Kaistrecke abgesackt ist. Dass Google so schnell die Haiti-Karte aktualisiert hat, ist bemerkenswert und hat wohl zu tun mit den Anforderungen der internationalen Hilfskräfte, die auf aktuelle Karten in der Region angewiesen sind.

Nachzutragen ist noch ein YouTube-Video der US-Coastguard (USCG) vom vergangenen Montag. Darin Szenen von der Inspektion der Kaianlage:

http://www.youtube.com/watch?v=2OJP38DE ... r_embedded

Ferner ein YouTube-Video von Bord des Hospitalschiffs "COMFORT": http://www.youtube.com/watch?v=KYgy4gEP ... r_embedded#

Zum Nachtrag gehört auch noch ein Bericht aus der "New York Daily News", darin ein Foto, das "Boat People" zeigt, die Port-Au-Prince per Schiff verlassen:

http://www.nydailynews.com/news/world/2 ... pital.html

Die aktuelle Berichterstattung von heute früh ergibt folgendes Bild:

Allgemein kann gesagt werden, dass die Berichterstattung zunehmend von den Medien-Centern der US-Navy und der US-Coastguard dominiert wird. Überhaupt gibt es nur wenige Korrespondentenberichte, die sich aus eigener Anschauung mit der zerstörten Infrastruktur des Hafens von Port-Au-Prince beschäftigen. Der Fokus liegt nach wie vor auf die Beschreibung der Überlebenssituation der Erdbebenopfer und das ist auch gut so.

Auszunehmen hiervon ist CNN. Der US-Nachrichtenkanal beschäftigt sich heute in einem längeren Bericht mit dem Zustand des Hafens, wobei deutlich angesprochen wird, dass die Infrastruktur dringend erneuert und ausgebaut werden muss, nicht nur um den Flugplatz zu entlasten, sondern um überhaupt in nächster Zeit die einkommenden Hilfsgüter logistisch bewältigen zu können. Heute sei es noch so, dass nur eine einspurige Zufahrt zum Südpier besteht und der Anleger sei nicht stabil. "Wenn uns die Südpier zusammenbricht, dann war´s das. Wir könnten nichts mehr reinbringen", sagte USCG-Lt. Cmdr. Mark Gibbs zu CNN.

Hier der Link zu dem Bericht: http://edition.cnn.com/2010/WORLD/ameri ... index.html

Ferner zeigt CNN diesen US-amerikanischen Versorger im Hafen von Port-Au-Prince: http://i.cdn.turner.com/cnn/2010/WORLD/ ... arg.gi.jpg mit folgender Bildunterschrift: "A U.S. military ship carrying supplies docks at the Industrial Port on Thursday in the Haitian capital Port-au-Prince."

Auch die niederländische Marine hat ein Hilfsschiff nach Port-Au-Prince geschickt. Dem Versorger HNLMS "PELIKAAN (A804)" gelang es am Dienstag am zerstörten Nordpier 90 Tonnen Hilfsgüter ("water, juice and long-life milk") auf 77 Paletten, die in Aruba geladen wurden, zu löschen. Die "PELIKAAN" hat 77 Mann an Bord und kann mit der bordeigenen Wassergewinnungsanlage Trinkwasser für die Erdbebenopfer ausgeben. Das Schiff wurde 2005 in Rumänien gebaut, ist 65 Meter lang, 13 Meter breit und einen Tiefgang von 3 Metern. Einsatzgebiet sind die Niederländischen Antillen.

Über den Einsatz der "PELIKAAN" in Port-Au-Prince berichtet Radio Nederland Worldwide: http://www.rnw.nl/nl/caribiana/article/ ... ha%C3%AFti

mfg Peter Hartung
Zuletzt geändert von Peter Hartung am Fr 22. Jan 2010, 09:37, insgesamt 1-mal geändert.
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