Maxim Gorkiy auf dem Strand

Antworten
Jürgen Stein

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Jürgen Stein »

Hallo jschu,
Wer sollte eigentlich noch ein Interesse daran haben, ein altes Passagierschiff (oder Fähre) erhalten zu wollen. Das sind doch nur wir "Shiplover", die keine "Knete" haben und darauf angewiesen sind, dass irgendwelche Investoren einspringen und die dann wieder abspringen und auch nicht genügend "Knete" haben, oder denen man aus irgendwelchen Gründen wie auch immer, einen Knüppel zwischen die Beine geworfen hat.
Wieviel Prozent der Bundesbürger hätten es denn überhaupt bemerkt, dass die "HAMBURG" als Hotelschiff oder "Museumsschiff" in Hamburg erhalten bleibt ? Maximal 1 % (wenn überhaupt)
Es liegt wahrscheinlich daran, weil die alte "HAMBURG" kein Kulturerbe ist. Kulturerbe zu erhalten sind eben der Wiederaufbau des Reichstages oder der Frauenkirche in Dresden und und und, die ja auch mit unseren Steuergeldern finanziert wurden.
Damit kann man eine alte Oma hinterm Ofen hervorholen, die dann freundlich Beifall klatscht.
Es ist natürlich einfacher, alle Schiffe nach Alang zu schicken. Es ist einfach nur eine Wegwerfgesellschaft, in der wir uns bewegen.
Sicherlich war die "MAXIM GORKIY" eine Nummer zu gross für die Investoren und für die Freie und Hansestadt Hamburg. Vielleicht hätte man sich schon vor Jahren für ein Museumsschiff, Restaurantschiff oder Hotelschiff entscheiden sollen. Für einen guten alten Helgolandfahrer. "BUNTE KUH", "WAPPEN VON HAMBURG", "HELGOLAND" usw.

Auch das hätte gepasst für Hamburg

Jürgen ;)
Arne J
Mitglied
Beiträge: 2346
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 17:16
Wohnort: Rendsburg / Brunsbüttel
Kontaktdaten:

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Arne J »

Bei der ganzen Geschichte spielten sicherlich verschiedene Faktoren eine maßgebliche Rolle. Das Vermarktungskonzept als Hotelschiff war sicherlich nicht schlecht. Hierbei ist ein Vergleich zu Cunard und Co überflüssig, da es sich auf Dauer gesehen nicht um eine Kreuzfahrt handeln soll, sondern lediglich um eine Übernachtungsmöglichkeit. M.E. zeigt die ganze Geschichte jedoch, dass man wesentlich früher agieren muß. Will man ein derartiges Projekt in die Realität umsetzen, reicht es nicht aus, Verhandlungen aufzunehmen, wenn sich besagtes Objekt bereits auf der "Final Voyage" befindet. Der Traum war bereits ausgeträumt, als das Schiff seine Anker vor Port Said lichtete. Aus zuverlässiger Quelle ist mir bekannt, dass dort schon der weitere Verlauf geregelt war.
Es würde mich dennoch sehr erfreuen, wenn Hamburg in Zukunft ein derartiges Konzept doch noch realisieren würde. Hier denke ich beispielsweise an die ehemalige ASTOR, welche zwar nicht so geschichtsträchtig ist wie HAMBURG, meiner Meinung nach äußerlich aber viel mehr herzeigt als letztgenannte. Wir werden sehen, ob sich zukünftig etwas tut, oder alles beim Alten bleibt.

Gruß
Arne
jschu
Mitglied
Beiträge: 45
Registriert: Mi 13. Feb 2008, 18:59
Wohnort: Dortmund

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von jschu »

Man muß auch bedenken das man sich nicht mehr in den 70er Jahren befindet,heutige Schiffe sind ein vielfaches wirtschaftlicher als die älteren Einheiten selbst aus den 80ern.Eine aktuelle Aidaluna fährt mit weniger Brennstoff bei der dreifachen Größe (BRZ und Paxe) nochdazu mit überwiegend teuren Balkonkabinen ganz andere Erträge ein so daß auch die 315mio€ gerechtfertigt sind.Schade ist natürlich das die technischen Höchstleistungen der damaligen Zeit auf diese Weise verschwinden,vorallem bei der Finnjet tat das schon sehr weh,sie hatte eigentlich das gleiche Schicksal der Transatlantikliner,eine triumphale Jungferfahrt,einen glorreichen schnellen Liniendienst zwischen Deutschland und Finnland über mehr als 25Jahre und passte dann ökonomisch gesehen nicht mehr in die Zeit.Nicht zuletzt ist ein Schiff zum Fahren gebaut worden,ist ein fester Liegeplatz da ein "würdiges" Ende?Der einzige Vorteil ist das man an Bord gehen kann um sich an alte Zeiten zu erinnern und das wird sicherlich durch die Unterhaltskosten teuer erkauft.Bei der Maxim ging der ganze Prozess ziemlich schnell,vielleicht zu schnell um zu handeln,bei der Finnjet waren eigentlich 2Jahre Zeit zum reagieren(Liegezeit in Freeport) und jedem musste klar sein als teile der Einrichtung entfernt wurden(einschließlich der Turbinen) das ein derartiges Ende auf dem Strand wahrscheinlich ist!

mfg.Jürgen
Michael S.
Mitglied
Beiträge: 392
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:05
Wohnort: Wedel
Kontaktdaten:

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Michael S. »

Moin Jürgen, Moin Forum,

so traurig das Schicksal der Maxim ist. Warum vor Jahren? Es gibt da doch noch eine recht gut erhaltene Möglichkeit für einen alten Helgolandfahrer als Hotelschiff ;) http://apostolossphotos.fotopic.net/p56498601.html. Wenn das ganze eine Nummer kleiner sein soll - bitteschön! Die ex "Wappen von Hamburg" (II) Mitte Februar in Haifa fotografiert von Apostolos Kaknis.

Gruß
Michael
locarno
Mitglied
Beiträge: 83
Registriert: Fr 28. Mär 2008, 09:59

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von locarno »

Sicherlich war die "MAXIM GORKIY" eine Nummer zu gross für die Investoren.
Hat es diese ominösen Investoren wirklich gegeben? Angenommen ja, dürften sie das "Konzept" sorgfältig überprüft haben und mit der realistischen Umsetzung - insbesondere im Hinblick auf die heutige Wirtschaftslage - als ein zu großes Risiko eingestuft haben. Der hick-hack um den Liegeplatz, Absagen aus den Amtsstuben und was da sonst noch so als Grund für das misslingen angeführt wurde, sind augenscheinlich Ausreden um sich elegant aus der Misere zu verabschieden.
Eckhard

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Eckhard »

Moin,

kurz zum Thema "Ex Alte Liebe" als Hotelschiff:

Sicherlich ist sie ein wunderschönes Schiff mit einem sehr guten Bezug zu HH und dem Bäderverkehr und vielen weiteren Themen. Problematisch ist dabei aber, daß ein Hotel- und Museumsbetrieb zum annähernd kostendeckenden Erhalt kaum möglich ist, da die räumlichen Gegebenheiten schlichtweg nicht ausreichend sind.

Und Ziel war es ja, eben nicht irgendwann irgendjemanden auf der Tasche zu liegen sondern durch Bewirtschaftung in vielerlei Form das gute alte Ding zu erhalten.

Investoren:

Doch, es gab sie, wobei einer der Investoren stets als Sprecher auftrat und bei Verhandlungen mir gegenübersaß. Auch die Initiatoren fragen sich bis heute, was der wirkliche Grund für einen Rückzug der Investoren war. Es gibt hierzu verschiedene Einschätzungen, die weniger das wirtschaftliche Risiko dieses Unternehmens als Auslöser sehen. Ich bereite das alles in den nächsten Tagen/Wochen mal auf und stelle es gern zur Verfügung, wenn es interessiert.

SG

E.
gellstein

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von gellstein »

Eckhard hat geschrieben: ...

Ich bereite das alles in den nächsten Tagen/Wochen mal auf und stelle es gern zur Verfügung, wenn es interessiert.

SG

E.
Moin Eckhard,

Sicher interessiert es die Mehrzahl der User hier! Auch wenn bestimmte User dann wieder alles zerpflücken und schlechtreden werden...*nerv*

Schade, dass es nicht geklappt hat - weshalb auch immer. Auch wenn ich keinen direkten Bezug zu dem Schiff habe, die Idee, als Solche hat mir gefallen!
Michael S.
Mitglied
Beiträge: 392
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:05
Wohnort: Wedel
Kontaktdaten:

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Michael S. »

Moin Forum,

ich fände es sehr gut, wenn das jetzt geschehene gut aufgearbeitet würde, allein schon um ähnlichen Projekten die Chance zu geben, die Probleme, die bei der vergeblichen Rettung der "Maxim" aufgetreten sind, möglichst zu umschiffen. Wenn Du Eckhard eine Essenz des ganzen einstellen hier magst, würde ich mich auch freuen.

Was die "WvH" (II) angeht, würde ich behaupten, das kommt auf das Konzept an. Bei kleinen Schiffen, fiele mit jetzt z.B. die "Hakon Jarl" in Antwerpen ein. Es ist halt nur nicht so ein Aushängeschild, wie es ein großer Cuiser wäre. Bei welcher Bettenzahl wäre nach Deiner Berechung der break even point ?

Arnes J´s Vorschlag mit der "Astor" wäre die einzige mir noch für Hamburg sinnvoll erscheinende Alternative, wenn man in der Stadt denn überhaupt ein solches Projekt will.Das kannst Du Eckhard bestimmt besser beurteilen, als wir "Randfiguren" ;-) hier. Hoffen wir, dass bei der Versteigerung des Schiffes, die ja demnächst ansteht, sich jemand findet, der das Schiff noch einige Jahre in Fahrt hält, dann wäre zumindest der Zeitdruck ersteinmal weg! Was mögliche Planungen angeht, sollten diese, wenn es denn soweit ist, dass die ex "Astor" aus dem aktiven Dienst ausscheiden soll, dann aber fertig sein.

Gruß
Michael
Tim S.
Mitglied
Beiträge: 24823
Registriert: Fr 11. Jan 2008, 12:46

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Tim S. »

Der Erhalt alter Schiffe ist grundsätzlich immer ein Problem. Sie haben ihrem eigentlichen Zweck gedient, und nur, wenn sich eine sinnvolle - sprich auch wirtschaftlich tragfähige - Nachnutzung findet, dann lässt sich ein zweites Leben ermöglichen. Dabei ist ein stationäres Schiff stets noch schwieriger zu erhalten und zu betreiben als ein weiter in Fahrt befindliches, und je größer ein Schiff ist, desto mehr potenzieren sich die Probleme auf die Dauer. Der frühere Kieler Stadtmuseumschef hatte z.B. den Tonnenleger "Bussard" tatsächlich an seinem Liegeplatz einfach "aufbrauchen" wollen und wollte ihn später durch ein beliebiges anderes Schiff wie einen ausrangierten Hafendampfer ersetzen. Gott sei Dank fand sich hier ein Haufen Enthusiasten, der gemeinsam mit der Unterstützung örtlicher Betriebe wie der Lindenau-Werft das Schiff vor dem Verfall rettete. Im Vergleich zur "Hamburg" ist die "Bussard" dabei ja nur ein winziges Schiff. Aber auch die Betreibervereine von schwimmenden Kulturdenkmälern wie der "Stadt Kiel", der "Stettin" oder der "Alexandra" können ein Lied davon singen, wie schwierig es sich gestaltet, ein alterndes Schiff mit allen modernen Anforderungen in punkto Sicherheit, Umweltfreundlichkeit etc. aktiv zu halten. Dazu bedarf es eines tragfähigen Konzeptes, mit dem dauerhaft auch Geld eingespielt werden kann. Wenn dies nicht klappt, geht es eben wie z.B. jetzt gerade dem 112 (!) Jahre alten Schoner "Wamumba" in Seattle:
http://seattlepi.nwsource.com/local/401 ... ource=mypi
Er endet mangels Geld trotz jahrelanger örtlicher Unterstützung auf dem Schrott.
Ob für die "Hamburg" ein nachhaltiges Nutzungskonzept hätte erarbeitet werden können, wird nun nie geklärt werden. Zweifellos hätte sie eine Bereicherung des Hafens dargestellt, und eine gewisse Geschichte war trotz der "nur" 40 Jahre zweifellos vorhanden. Allerdings auch mit all ihren Kehrseiten wie Asbestbelastung und möglichen weiteren Altlasten. Als Kreuzfahrtschiff hatte sie, wie von Frank Behling bereits dargelegt, ohnehin keine Zukunft mehr. Ein Schiff dieser Größe aber zu bespielen, ist wahrlich ein Riesenprojekt und auch andernorts - siehe "Queen Mary" - auf die Dauer ein Problem. Es gibt m.W. nur wenige Kreuzfahrer dieser Dimension, die weltweit erhalten werden, und auch in stärker maritim orientierten Ländern wie Norwegen drohen Veteranen z.B. der Hurtigruten-Flotte der Schneidbrenner. Von daher muss man sagen, ist es nur in begrenztem Umfang möglich, Schiffe als Museen und schwimmende Denkmäler zu erhalten. Immerhin gibt es auch in Deutschland eine stattliche Flotte von Schiffen, die solchen Zwecken nun dienen, darunter so prächtige wie die "Schaarhörn" in Hamburg, die wahrlich ein Hingucker ist. Wer sich von den Mühen, die dahinter stecken, ein Bild machen möchte, sei auf die einschlägigen Bücher, die es z.B. über diese, die "Stettin", die "Stadt Kiel" oder "Alexandra" gibt, verwiesen. Da lässt sich viel lernen zu diesem komplexen Thema.
Stephan Koller
Mitglied
Beiträge: 49
Registriert: Mo 16. Jun 2008, 17:14
Kontaktdaten:

Re: Maxim Gorkiy auf dem Strand

Beitrag von Stephan Koller »

Moin zusammen,

ich hatte das hier immer für ein Forum für Schiffsliebhaber gehalten, manchmal zweifel ich daran. Ich kann dieses Sponsoren und Kosten Nutzen gequatsche nicht mehr hören. Die Maxim Gorkiy hatte bei Phönix einen 10 Jahres Chartervertrag, da dürfte selbst der kurzsichtigste Politiker oder Sponsor erkennen, das es bis zum Tag X etwa 10 Jahre Zeit gab. Wenn die Hamburger Stadtväter mal darüber nachgedacht hätten, das die Seefahrt und der Schiffbau zu großem Wohlstand in der Hansestadt geführt haben, wär man vielleicht etwas sensibeler mit diesem Thema umgegangen. Für Hamburg wäre der Preis für die Maxim Gorkiy bei gutem Willen und entsprechender Weitsicht ein Griff in die Portokasse gewesen !!!
Was die Wirtschaftlichkeit betrifft, kann ich nur sagen, das es kein Unternehmen oder Produkt gibt welches ohne entsprechende Werbemaßnahmen auskommt um es bekannt zu machen. Der Bedarft an anspruchsvoller und abwechlungsreicher Gastronomie und Hotellerie ist seit Jahren da, man hätte die Gelegenheit einfach nur nutzen müssen. Wie in meinem letzten Beitrag bereits erwähnt, die wunderschöne alte "Rotterdam" hat ihren Weg in den Hafen von Rotterdam ja schließlich auch finden können.

Mit maritimen Grüßen

Stephan Koller
Antworten