Der Mediensturm

Michael H.
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@jan myck: alles postmortale klugscheisserei

Beitrag von Michael H. »

genauso war´s: war gar kein richtiger Sturm. Deswegen haben sich die Elblotsen ja auch bis auf eine Versetzposition an der Kugelbake zurückgezogen. Alles Vertragsamateure, verunsichert durch die bösen Medien (wo bleibt eigentlich die grässliche "und-für-sowas-zahl-ich-auch-noch gebühren"-debatte?). Gib den Lotsen deine Telefonnummer, die können sie sich in´s Ruderhaus pinnen und beim nächsten Mal bei dir anrufen, damit du für sie an´s Barometergläschen klopfen und die Wahrheit verkünden kannst. Freut Euch, dass Eure Dächer noch drauf sind, hinterher schnacken kann jeder Trottel, vorher die richtigen Entscheidungen treffen, darauf kommt´s an
Sven J
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von Sven J »

Jan Myck hat geschrieben:Wind über Hamburg – Schwimmbad geschlossen


Liebe Schiffahrtsfreunde,

beim heutigen Wocheneinkauf im Supermarkt
wollte ich wissen wie sich die Medien nach ihrer Sturmblamage nun herausreden werden.

Aber weit gefehlt: Der ganze Klamauk der gestrigen Weltuntergangsankündigung
aufgrund der herbstlichen Wetterlage wurde noch einmal akribisch runtergeleiert.
Einzigster gewissenserleichternder Zusatz: „Hamburg kam noch einmal glimpflich davon“.

Richtig hätte es heißen müssen:
Die gestrige frische Herbstbriese mit Windstärken im Mittel zwischen 6-7 Beauf., erreichte in nur 2-3 kurzen Spitzenböen volle Sturmstärke.
Eine übliche Wetterlage zum Übergang in das Winterhalbjahr die in der Stadt ohne nennenswerte Schäden blieb.

Aber so stand es nirgends.
...
Es ist wohl schon so, dass es in Hamburg weniger Wind gab, als befürchtet und vorhergesagt. In einigen Medien wurde auch erläutert, dass das Sturmtief etwas weiter nördlich als berechnet vorbeizog.
Jan Myck hat geschrieben: ... Leide ich an Warnehmungsstörungen? ...
Kann sein, möglicherweise hilft auch ein Blick über den Tellerrand, um zu sehen, dass es ein echter Orkan war.

Auch wenn er in Dänemark "Bodil" heißt, es geht um unseren "Xaver". Zum Beispiel:

http://nyhederne.tv2.dk/2013-12-06-bodi ... eleje-havn

http://nyhederne.tv2.dk/2013-12-07-tv-s ... vestkysten

Es ist sicher richtig, vor so einem Orkan frühzeitig und umfassend zu warnen. Da auch den Meteorlogen die Unsicherheit einer Vorhersage bekannt ist, wird natürlich auch schon entsprechend gewarnt, wenn die Gefahr eines Orkans bzw. von Orkanböen besteht und nicht erst, wenn die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens nahezu 100% beträgt. Dass die Medien das dankbar aufnehmen, zum Übertreiben neigen, und auf Sensationsschadensbilder hoffen ist nicht wetterspezifisch.

Genausogut hätte das Tief etwas weiter südlich als vorhergesagt ziehen können, dann hätte es in Hamburg mit Sicherheit schlimmere Schäden gegeben. Da ist es wirklich besser, wenn wenigstens die Schulkinder sicher zu Hause sind.

Grüße

Sven
Jan Myck
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von Jan Myck »

Moin am Sonntag,

natürlich war der Text „Mediensturm“ weniger als Provokation,
denn mehr als Diskussionsanregung gedacht.
Mich hatte interessiert wie ihr die Schere zwischen eigener Wahrnehmung
und aktueller Berichterstattung empfindet.
„Stehe ich allein mit meiner Wahrnehmung?“ war die Frage, die dahinter stand.

Wenn ich den Text dennoch leicht provokant formulierte, dann eher als ganz private
und längst überfällige Reaktion auf das, was ich Tag für Tag, Jahr für Jahr als stiller
Konsument unwiedersprochen den Medien entnehmen darf.
In einem Forum darf man auch mal seine ganz persönliche subjektive Meinung
fallen lassen ohne Krawattenzwang, das ist das Schöne. Und deshalb schrieb ich so,
wie ich die Sache gerade empfand nach kurzer Zeitungslektüre im Supermarkt.

So lange die Regeln respektiert werden, kann man diskutieren, streiten und auch mal fluchen.
Ich habs getan, ihr habts getan und ich denke viele Leser konnten die eine oder andere interessante
Information oder Gedankenanregung daraus gewinnen.

Noch kurz ein paar Worte zum Thema:
Seit Kindheit an habe ich den allergrößten Respekt vor Naturgewalten.
Sind es doch die letzten unkalkulierbaren Mächte, die sich spontan und unkontrolliert
auf unserer durchorganisierte Menschenwelt stürzen können.
Ich finde deshalb auch, daß das Thema Sturm unbedingt in ein Schiffahrtsforum gehört.

Gerade deshalb bin ich bestürzt darüber, wie das Phänomen „Wetter“ in den großen Medien
mehr und mehr zum „Produkt“ degradiert wird, das wieder und wieder in die gleiche Richtung
eines ewigen Katastrophenszenarios lenken soll ohne dabei ernsthafte Vergleiche oder Hintergrundinformation zu bringen.
Leider geht es nur um den vordergründigen Marktschrei im Zusammenhang von Superlativen:
„Höchster Wasserstand seit…“ „Jahrhundertorkan“ „wie Sturmflut1962..“ usw.usw.

Was mich stört, ist die profane Absicht für die das Naturgeschehen hier missbraucht wird
im Zusammenhang mit der permanenten Suggestion der nahenden Katastrophe.
Es hat wirkliche schwere Sturmfluten und Orkane über Hamburg gegeben, die jede einzelne Vorsichtsmaßnahme absolut rechtfertigen.
Kein Mensch redet gegen Katastrophenschutz.

Der beschriebene Tag war ein Tag mit viel Wind und einigen heftigen Böen in HAMBURG!
Ich habe nicht die Situation des Küstenlandes beschrieben in dem naturgemäß
wesentlich höhere Windstärken verbucht werden als in der Stadt.

Und meine Kritik geht nicht an den Küstenschutz, sondern an Behördenschließungen in Hamburg die recht wenig mit direkter Sturmvorsorge zu tun haben. Wenn man dann noch liest, daß auch noch Schwimmbäder geschlossen werden, dann kann
ich mich zumindest einer gewissen kritischen Betrachtungsweise kaum entziehen.

Richtig: Es waren Vorsorgemaßnahmen. Es hätte schlimmer kommen können.
Die Frage ist dann aber, wie das in der Konsequenz für Sturmvorhersagen im Winterhalbjahr für die Millionenstadt weitergehen soll.
Es kann ja auch umgekehrt kommen: Aus einem stürmischen Wind wird ein Orkan. Was dann?

Auf jeden Fall Danke für eure rege Beteiligung,
für die, die sauer geworden sind: ein gemeinsames Bier in Gedanken..

Gruß
am Sonntag
Jens.G
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Re: AW: Der Mediensturm

Beitrag von Jens.G »

In der ZDF-Mediathek ist derzeit noch "Der Hurrikan von Galveston" zu sehen (leider krieg' ich im Moment nur den Mobil-Link zu stande, also bitte selbst suchen). Da geht es genau um das hier diskutierte Thema - mit den passenden Erklärungen und Denkanregungen...

via Tapatalk
Gruß Jens
Michael H.
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@Jan Myck: Prost!

Beitrag von Michael H. »

Guten Abend am Sonntag,

deine Ausführungen machen deinen vorherigen Beitrag jetzt wesentlich besser nachvollziehbar, einiges sehe ich jetzt ganz ähnlich.

also: Meine Flasche habe ich offen, PROST von OL nach HH

und: ich mag dieses Forum
SteKrueBe
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von SteKrueBe »

Moin zusammen!
Die Verärgerung über die teilweise recht krawallige Berichterstattung kann ich zwar verstehen, man muß sensationslüsterne Medien heutzutage allerdings wohl oder übel hinnehmen. Man sollte die Berichterstattung aber nicht mit der Qualität der Wettervorhersagen oder dem tatsächlich vorhandenen Gefahrenpotential des vergangenen Schlechtwetters in einen Topf werfen. Daß es in weiten Teilen der heutigen Medien eine Tendenz zur Effekthascherei gibt, dürften wohl die wenigsten bestreiten, die Wetterberichte als solche haben aber weder übertrieben noch war von vorneherein absehbar, daß der Sturm hier eine geringere Intensität entfalten würde.
Gruß aus Leer,
Stefan
Tim S.
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von Tim S. »

Aber wie kriegt man dann die Medien dazu, weniger krawallig Bericht zu erstatten? Wenn man da nicht gelernt hat, die Spreu vom Weizen zu unterscheiden, dann ist das heutzutage bestimmt für viele ein Problem. Und das gilt nicht nur für die Privaten, auch wenn die den Weg dahin gebahnt haben.
SteKrueBe
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von SteKrueBe »

Da gebe ich dir Recht, Tim! Aus der medialen Sensationsspirale selber kommen wir leider nicht heraus. Private Medien finanzieren sich durch Werbung und sind dadurch von Zuschauerzahlen abhängig. Qualitativ hochwertige (sprich sachliche) Berichterstattung ist leider ein Hemmschuh, wenn es um Zuschauerzahlen geht. Die Öffentlich rechtlichen Medien - insbesondere das Fernsehen - wird von dieser Entwicklung stark beeinflusst und setzt nur noch in Nischen auf Qualität. Ich für meinen Teil schaue nur wenig fern und höre im Radio gern Deutschlandfunk, aber das muß natürlich jeder halten, wie er mag.
Gruß,
Stefan
Cornelia
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von Cornelia »

Meine Meinung dazu:

1. Es wurde von den Medien schon ganz schön aufgebauscht. Natürlich freut sich die Presse, wenn sie was zu berichten hat. Natürlich lesen die Leute sowas mit Interesse, man will ja wissen, was auf einem zukommt. Die MOPO (Hamburger Morgenpost) verkauft sich besser mit dramatischen Meldungen und Sturmflutwarnungen. Somit haben erstmal alle was davon: Die Leser etwas Spannung, die Zeitungsverleger und TV-Macher freuen sich über gute Zahlen und sonst ??? Wer hat einen Schaden davon ??? - Niemand, wenn ich es genau überlege.

2. Ich hatte diese Meldungen verfolgt und dachte mir oh, das ist ja nicht gut. Da werde ich mal lieber vorher noch meine Einkäufe erledigen und mit dem Rad in den nächsten Supermarkt kaufen, bei dem Sauwetter muss man nicht draussen unterwegs sein nur weil Bier und Cola alle sind. Das kann man schöööön vorher erledigen und den Wind - Wind sein lassen, und zuhause bleiben. Ist dann ja schön praktisch, wenn man auch noch "Home-Office" hat und nicht auf den wetterunzuverlässigen HVV angewiesen ist. Beim letzten Sturm hatte eine Kollegin um 15.00 Feierabend und war sage und schreibe um 23.00 abends zuhause ! Diesmal ging die Bahn gar nicht, und so musste dann sowieso gleich zuhause geblieben werden.

Fazit:
Mir ist es lieber, es wird etwas zu viel gewarnt und ich bin dann vielleicht etwas übervorsichtig als wenn mir jemand erzählt ach, da kommt bisschen Wind und ich bin draußen unterwegs und mir fällt ein Ast auf die Rübe oder man kommt wegen dem Wind mit dem Auto von der Straße ab. Wenn es sich vermeiden lässt, kann man sich ja danach richten und dann kann auch weniger passieren.

Gut, sind die Deiche erhöht, auf Krautsand konnte man schon sehen, dass die Elbe sich recht weit aus ihrem Bett gewagt hat, aber dank der hohen Deiche blieb sie, wo sie hingehört. Nur aufgeweicht war alles natürlich.

Von daher, lieber so - als auf Risiko.
wulstbug
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Re: Der Mediensturm

Beitrag von wulstbug »

Ich denke es ist eine Frage der Perspektive.
Ich habe den Sturm auf Borkum erlebt.
Sind die Feuerwehr, das Rote Kreuz usw wegen der Medienberichte ausgerueckt?
Wurde Borkum-Reede wegen der Berichterstattung evakuiert?
Am Ende war es alles beherrschbar-weil wir vorbereitet waren.Ein paar Dachziegel, ein fliegendes Verandadach.
Wie gross waere die Schreierei gewesen wenn etwas schlimmes passiert waere?

Und fuer alle "Eingeweihten"; SOGAR KLAASOHM WURDE UM EINEN TAG VERLEGT.War aber auch am Samstag noch schoen.

Ich kenn nen Spruch aus meiner Seefahrtszeit: "Better safe than sorry."
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