Von Neustadt/Ostsee nach Great Yarmouth/England

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Globus
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Von Neustadt/Ostsee nach Great Yarmouth/England

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Mit dem 5. Schnellbootgeschwader (1961) nach Great Yarmouth/England.


Das S-Boot "Reiher" war das Boot mit den meisten Kolbenfressern während der ersten Dienstjahre. Schon auf der ersten Werftprobefahrt, schafften wir es von Luerssen gerade mal zur Werft AG-Weser (3 km). Umkehr, weil uns dort der erste Kolben fest fraß. Von 80 Kolben eigentlich nicht viel, aber viel zu früh.

Und mit diesem Katastrophenboot wollten wir nach England! Sämtliche Zylinder trugen noch das Gütesiegel der Kriegsmarine, nämlich den Reichsadler mit Hakenkreuz. Unsere vier 3000 PS Motoren (1720 Umdr.) waren Nachfolger der Zeppelinmotoren aus dem 1.Weltkrieg. Wurden dann weiterentwickelt für die Kriegsmarine S-Boote.

Und für die Bundeswehr lagen dann noch genügend Reserveteile bei Luerssen im Keller.
Zu diesem Motor (Mercedes MB518) kann man noch sagen: Es war der zur Zeit leistungsfähigste Dieselmotor mit einem Leisungsgewicht von 1,6 kg/PS.


Mit dem Boot (Reiher) fuhren wir also, in Begleitung der anderen , erstmal von Neustadt nach Kiel. Schafften es auch, aber, die Sichtkontrolle der Abgasthermometer (heute würde man sagen, die analoge Überwachung) zeigte uns, dass die Abgastemperatur eines Zylinders (Motor Bb innen) langsam stieg. Und wir sahen uns schon mit drei Maschinen bis Cuxhaven tuckern und dort, wenn`s Geschwader schlief, diese Zylindereinheit wechseln.


Und so kam es dann auch. Der Rest des Geschwaders schlief, während wir abwechselnd Reparaturarbeiten leisteten. Am nächsten Morgen, alles war ausgeschlafen, fuhren wir unsere Standprobe und hofften, dass es demnächst ein anderes Boot trifft.


Im nächsten Hafen, Den Helder, waren wir froh, dass unsere Vorgesetzten (ab Oberbootsmann).
altgediente S-Bootfahrer (2.WK) waren. Man drohte uns Taucher an, die Sprengladungen anbringen würden. Unser LM ließ einen Motor laufen und es kam kein Kampfschwimmer.


Glücklich die, die nicht an Land durften. Sie, die durften, kamen alle zurück bis Oberkante Unterlippe abgefüllt mit Genever. Unfähig, auch nur einen Fuß in die Maschinenräume zu setzen.
Also übernahmen wir Heizer einen Teil der Verantwortung. Kamen, trotz rauhen Wetters, gut in Great Yarmouth an.
Diese Anlage wurde noch direkt "vorm Bock" gefahren. Vor jeder Maschine saß ein Fahrmaat und fuhr die Drehzahl nach Stellung des Telegrafen. Wie auch "Vorwärts", Rückwärts". Und bediente den Unterwasserauspuff.


Vor Einlaufenin Great Yarmouth mußte erstmal Deck gewaschen werden. Es stank fürchterlich nach Genever !


Ansonsten war Great Yarmouth ein voller Erfolg.


Globus

Zu dieser Fahrt noch eine kleine Erklärung :

Statt Tender, die noch im Bau waren, charterte die Marine Kümos, die mit allem Nötigen ausgerüstet waren. Komplette Schweißwerkstatt.
Dreherei usw.
Diese Kümos verfolgten uns dann überall hin, auch nach England.
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Globus
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"Vorm Bock"
Globus
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In Great Yarmouth.
Globus
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Standprobe.
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