Nachdem ich einige Zeit keine Verbindung hatte, bzw das Forum mal ausser Betrieb war, hier nun wiedermal eine Fortsetzung:
Zum vorherigen Tag: Eimerkettenbagger bei Ningbo
Fähre bei Ningbo
Der Nebel hat uns....
13. Tag auf See und Kaoshiung
Ich erwachte per Zufall morgens um 5 Uhr und guckte rasch durch die Türe von meinem Deck nach draussen, eben ging in einem wunderschönen Farbenspiel die Sonne auf, kein Nebel, nur eine dünne Wolkenschicht lag vor dem Blau des Himmels.
Ich legte mich nochmals hin, als ich vor dem Frühstück auf der Aussentreppe von meinem Deck Nach unten ging, war die Luft schon sehr warm und feucht, dies aber bei schönstem Wetter. Dieses schöne Wetter nutzte ich dann für ein Sonnenbad auf einer Sitzbank auf der offenen Nock, mit Lesen und gucken verging die Zeit wie im Fluge, während wir mit 22 Knoten unterwegs waren. Entlang der Westküste Taiwans sorgte zudem ein weiterer Feueralarm in einem Laderaum für kurzzeitige Aufregung, aber auch dieser Alarm entpuppte sich zum Glück als Fehlalarm. Nach dem Mittagessen näherten wir uns Kaoshiung, der Wind hatte mittlerweile an Stärke zugenommen, die Sonne brannte vom Himmel und die Sicht war klar wie selten. Auf der Reede vor Kaoshiung lagen einige Schiffe, darunter auch sinnigerweise die leere Taiwan Express. Obwohl bereits einige andere Schiffe auf das Einlaufen warteten, erhielten wir den Vorzug, wohl als Folge unserer Verspätung. Der Liegeplatz in Kaoshiung, gleich gegenüber der Hafeneinfahrt, war natürlich bestens geeignet für mich „Schiffe-Voyeur“, nur der Sonnenstand war suboptimal, lag doch der ganze Einfahrtsbereich in gleissend hellem Licht, sodass ich die Schiffe fast nur im Schatten knipsen konnte. Die Einfahrt ist reichlich spektakulär, müssen doch viele Schiffe in der Einfahrt stoppen und dann an Ort um ca 120 Grad drehen, bevor sie ihre Liegeplätze anlaufen können. Dieses Drehen geschieht mit Hilfe zweier Schlepper die an Bug und Heck das Schiff schieben um so das Drehen zu beschleunigen, dies konnte ich gut bei der Einfahrt der Hamburg Express beobachten.
Ohne den Fahrtwind des Schiffes war der Aufenthalt im Sonnenlicht nicht auszuhalten, das Thermometer kletterte auf über 35 Grad Celsius, nur Schattenplätze waren da ein erträglicher Aufenthaltsort. Erst nach dem Abendessen bei langsam untergehender Sonne wurde der Aufenthalt draussen geniessbar, die rundum aufflammenden Lichter und der rege Schiffsverkehr sorgten für eine schon fast romantische Sommerstimmung. Nachts um 2 sollte die Fahrt dann Richtung Yantian weitergehen, so die Planung.
14. Tag auf See und Yantian
Um ca 4.30 Uhr wurden die Leinen losgeschmissen, die Fahrt ging mit fast Höchstgeschwindigkeit, zwischen 23 und 24 Knoten, einmal quer über die Strasse von Taiwan. Der recht heftige Wind des Vortages hatte eine eher unruhige See zur Folge, gegen Mittag aber legten sich die Wellen und die See war wieder glatt wie meist auf dieser Reise. Sonnige Abschnitte wechselten sich an diesem Tage mit Wolken und Schauern, erst als es eindunkelte kamen wir in den Grossbereich Hong Kong, zu welchem Yantian auch gehört. Gegen 21 Uhr war das Schiff fest, wiederum war die Aussentemperatur auch um diese Zeit noch bei 30 Grad, bei hoher Luftfeuchtigkeit. Viele Hochhäuser in Yantian und entlang der grossen Bucht in welcher Yantian liegt, sind auffällig mit Lichtern geschmückt, sodass es sich lohnte, noch etwas draussen zu sitzen und den späten Abend zu geniessen.
Die Kiel Express in Yangtian
15. Tag Yantian und auf See
Da es am Vorabend geheissen hatte, dass wir zwischen sechs und sieben in der Früh bereits wieder ablegen werden, habe ich meinen Wecker auf sechs Uhr gestellt. Zu meiner freudigen Überraschung bemerkte ich, dass ich nach vorne wieder absolut freie Sicht hatte, die in Yangshan geladenen Container wurden in Yantian nun alle wieder abgeladen. Eben kam die Sonne hinter den Bergen hervor, die Luft war bereits drückend heiss, das Thermometer zeigte bereits wieder 30 Grad an.
Früh aufstehen kann sich lohnen, die Convent um 06.20 in Yantian einlaufend
Unbekanntes Kriegschiff, sieht so aus als wär das ein Museumsschiff
Gegen sieben Uhr kamen die letzten Container an Bord, und mit Hilfe zweier Schlepper wurde abgelegt, die Reise ging weiter nach Vung Tau in Vietnam. Die anspruchsvolle Navigation durch den starken Schiffsverkehr rund um Hong Kong war sehr interessant zu beobachten, etwas um 10 Uhr wurde dann der rege Schiffsverkehr weniger. Nach dem Mittagessen und einem ausgiebigen Mittagsschlaf wechselten sich Sonne und einzelne Regengüsse ab, ab und zu kreuzte ein Containerschiff auf dem Wege nach Hong Kong unsere Route. Leider war nichts mit einem Sonnenuntergang auf See, die Sonne verbarg sich hinter dicken Wolken.
16. Tag auf See
Ein weiterer Tag auf See, Zeit zum Lesen, Relaxen, am Nachmittag gab es zu Ehren des Kochs eine kleine Party, feierte er doch seinen Geburtstag. Mit Philipinischen Karaokke-Gesängen, viel Gelächter und fröhlicher Stimmung wurde diese Abwechslung zur Bordroutine gerne und ausgelassen gefeiert.
17. Tag Vung Tau
In den Morgenstunden erreichten wir Vung Tau, dies wiederum bei Sonne, durchmischt mit einigen Wolken und Morgentemperaturen von über 30 Grad.. Genau auf die Zeit des Frühstücks fuhren wir am Rande der Reede entlang, somit wars mit Frühstück mal wieder nix, und das hat sich gelohnt. Da waren Tanker, Bulker, General Cargos zu sehen, Auch der ein- und auslaufende Verkehr war sehr interessant, von kleinen und kleinsten Fischerbooten, bis hin zum Marineschiff war so ziemlich alles vertreten. Auf der Reede etwas weiter innen lagen sodann diverse Offshore-Versorger, ein grosses Kranschiff und weitere kleinere und grössere Schiffe vor Anker. Die Verkehrsdisziplin von vielen Schiffsführern liess zu wünschen übrig, sodass das Schiffs-Typhon etwa gleich oft im Einsatz war wie bei einer Taxifahrt in einer italienischen Grossstadt.
MSC Pylos fährt hinter uns in den Mekong ein
Kranschiff Wealthy Globe
Nach dem Passieren der Felsen, welche den Rand des Festlandes bilden, öffnete sich dahinter eine neue Welt, durchzogen von Wasserstrassen, welche sich zwischen die völlig mit Bäumen überwachsenen Inseln verzweigten. Zum Zeitpunkt unseres Anlaufens konnte man meinen, die Bäume wachsen direkt aus dem Wasser, erst bei sinkendem Wasserstand am Nachmittag war dann der Boden der Inseln zu sehen. Man fühlte sich an den NOK erinnert, waren doch da und dort über den Baumwipfeln, optisch gesehen mitten im Dschungel, die Aufbauten von fahrenden oder ankernden Schiffen zu sehen.
In einer der waldigen Buchten lag dieses Schiff, Caballo Marango
Etwas weiter, einige Kilometer hinter der Stadt Vung Tau, entsteht ein völlig neues Hafengelände mit Terminals für Grosscontainerschiffe, für Tanker, Schüttgut wird verladen. Auf der einen Seite modernste Technik, auf der andern Seite der von Wasserläufen durchzogene Urwald, eine faszinierende Welt. Und natürlich gibt’s hier auch noch einige ältre Schiffe zu sehen, Seelenverkäufer sozusagen, die in den europäischen Gewässern eher nicht mehr anzutreffen sind, dazu recht reger Feederverkehr mit Flussschiffen, die von den Terminals über die sich im scheinbaren Niemandsland verlaufenden Wasserstrassen kleinere Terminals bedienen.
Die Inlaco Glory, nicht mehr im besten Zustand
Kaum hatten wir angelegt, fuhren drei kleine Schiffe an das Heck unseres Schiffes, fliegende Händler die ihre Waren anboten, von frischen Früchten über Textilien bis hin zu Souvenirs war so ziemlich alles zu haben. Zum Teil wurde Tauschhandel betrieben, sehr gefragt waren zB leere Fässer und Kanister, gegen Früchte und Textilien, auch Pflanzen waren zu haben, kleine Palmen und ähnliches. Zu Preisen von denen man sich fragt wie sie zustande kommen, wurde über Seile Geld gegen Waren gehandelt, so kostete zB ein in meinen Augen sehr guter grosser Rucksack nur gerade 5 Dollar. Sehr gefragt waren bei den Männern des Schiffes auch SIM-Karten für die Anrufe bei ihren Familien.
Boat-Peolpe der modernen Art
Die Hitze am Nachmittag war wieder enorm gross, und da mich Kopfschmerzen plagten, schlief ich nach dem Mittagessen mit Hilfe einer Schmerztablette erstmal zwei Stunden. Anschliessen verfolgte ich von einem Schattenplätzchen aus die Lösch- und Ladearbeiten, das Terminal ist noch praktisch neu und noch ist viel Paltz für kommende Containerladungen. Nach dem Abendessen kamen nochmals die fliegenden Händler längsseits und nochmals wurde, zumeist von den Frauen, die Männer fuhren die Boote, waren für das Festbinden der Waren am Seil und das Einkassieren des Geldes zuständig, ihre Waren laut schreibend und mit Zeichensprache zum Verkauf angeboten, nochmals wechselten etliche Dollar ihre Besitzer. Nachdem vor uns ein weiteres Grosscontainerschiff angelegt hatte, wurde sodann von den Händlern dieses Schiff angesteuert.
Nach dem Sonnenuntergang sorgte ein Regenschauer für angenehme Temperaturen, sodass das Ablegen um 20.30 Uhr bei angenehmer Wärme miterlebt werden konnte. Dank des fast vollen Mondes, welcher am Himmel sich zeigte, war die Umgebung in ein mattes Licht getaucht, die hell erleuchteten Baustellen, Terminals, Ankerlieger, die Fahrwasserzeichen und die Lichter der Stadt bildeten eine faszinierende Stimmung und zu einem tollen Abschluss dieses an Eindrücken so reichen Tages.