Aurora durch den NOK und Eisfahrt

Gode
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Gode »

Leider leider leider??? Also wenn schon Eisfahrt dann aber auch richtig! :D
So hast Du wenigstens das Rundumpaket mitgenommen incl. "Nordica" - "Befreiung"! Genial! Bin (immer noch) neidisch... :)
Grüße nach Suomi!!!
Cornelia
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Cornelia »

Ja, es stimmt schon, auf dieser Reise kommt so einiges zusammen und damit meinte ich nicht nur das sich vor der Küste zusammenschiebende Eis ;) Jetzt geht es nach Helsinki im Dunkeln, und man hofft nicht wieder festzustecken. Es rappelt jedenfalls nicht schlecht und Kapitän sowie Lotse sind hochkonzentriert bei der Arbeit.
Morgen sollen wir in Helsinki ankommen, dann ist der Reise-Spass vorbei...
Krisu
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Krisu »

Roland H hat geschrieben:In Helsinki scheint noch tiefste "Eiszeit" zu herrschen:
das täuscht. is nur noch ein halber meter schnee. 2 tage plusgrade hat das alles ziemlich zusammenschmelzen lassen. um die 15cm fehlen wurde ich sagen. auch wenn letzte nacht gekommener nasser schnee alles wieder weiss uberzogen hat.
morgen is gottseidank schluss mit plus - am we kann man denn nochma aufs eis und die inseln vor helsinki zu fuss abklappern.
kalli
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von kalli »

Moin Cornelia!


Klasse Bilder; ich freue mich schon auf deinen Reisebericht. :D

Gruss
Nils
Mein Youtubekanal Kallis Shipworld: https://www.youtube.com/shipspotter81
frank0265
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von frank0265 »

Hoffentlich hat auch die Rückreise gut funktioniert und Du bist wieder gesund zu Hause angekommen.

Bis denne
Frank
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Cornelia
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Cornelia »

Hier ist nun der Reisebericht. Ich habe ihn jeweils abends in der Kammer verfasst. Sicher genügt er nicht irgendwelchen hohen literarischen Ansprüchen und für die einen mag er auch langatmig/langweilig zu lesen sein. Er spiegelt jedoch ungeschönt und nicht nachkorrigiert meine Empfindungen und Erfahrungen an jedem einzelnen Tag wieder. Vielleicht macht der Bericht einigen Leuten Lust auf solch eine Reise, damit hätte er dann seinen Zweck voll und ganz erfüllt ;)
Bilder gibts erst später, die müssen noch bearbeitet werden. Ich werde sie wohl auf Shipspotting hochladen und sage Bescheid wenn alle oben sind. Es sind diesmal zu viele Bilder um wieder so eine kleine Powerpoint-Präsentation für Fotos machen zu können für die Website.

Frachtschiffreise ins Ungewisse
Auch dieses Jahr sollte es wieder eine Frachtschiffsreise werden zum Winterabschluss, sozusagen nach Ende der langen dunklen Jahreszeit die etwas hellere Jahreszeit mit so einer Reise zu begrüssen, sich dabei erholen, Schiffe fotografieren und einfach die Atmosphäre einer Fahrt über das Meer geniessen.
Die Idee war, eine Fahrt nach Finnland zu buchen, was sich jedoch wegen diverser Probleme sowie auch dann Fahrplanverschiebungen nicht hat realisieren hat lassen, und dies recht kurzfristig, bis 2 Tage vor der eigentlichen Abreise.
Nachdem ich meinen Urlaub ja nicht einfach so zurückgeben konnte, bzw. ich die Nerven der Chefs nicht noch weiter strapazieren wollte, hatte ich dann doch kurzfristig eine Agentur angerufen und gefragt, ob man nicht so „ganz auf die Schnelle“ ein Schiff hätte. Hatte man – aber nur eines. „Aurora“, in 7 Tagen von Hamburg nach Bremerhaven, Oslo, nochmals Bremerhaven und zurück.
Immerhin etwas, das Schiff kannte ich ja schon. Allerdings von aussen, da ich das zweifelhafte Glück hatte, dieses komplett blaue Schiff aus der Sietas Massenproduktion schon etliche Male in Hamburg fotografieren zu dürfen, sowie auf dem Weg nach Finnland etc… sozusagen, der Fahrplan des Schiffs deckte sich recht oft mit meinem Fotografier-Fahrplan.
In dem Fall hier aber klar, war es Gold wert, dass sich sozusagen der Fahrplan mal wieder deckte. Geschwind gebucht und die Unterlagen gefaxt, den Nachtzug gebucht und am Freitag, den 19.2.10 losgefahren damit ich am 20.2 morgens pünktlich ankomme.

Was dann auch sehr gut klappte, ich hatte von der Agentur die Telefonnummer des Kapitäns bekommen und konnte mir gleich ein Taxi schnappen.
Nach einiger Zeit Warten im Terminalgebäude von Eurogate kam dann auch der Bus und holte mich sowie ein Besatzungsmitglied, welches zuvor auf dem Stuhl gegenüber von mir vor sich hin geschnarcht hat ab. Schon von weitem erkennt man das Schiff durch die auffällige Farbe und aus der Nähe sah ich, dass es zudem sehr gepflegt war. Man musste keine Angst haben, sich die Kleider zu versauen.
An Bord wurde mir vom 3. Offizier erstmal die Kabine gezeigt, meinen Pass musste ich zur Verwahrung für die Kontrollen abgeben. Die Kammer besteht aus einem Bereich mit Tisch, Couch und einem Sideboard, Dusche/WC sowie einem Schlafbereich mit Schrank. Je ein Fenster gibt es in jedem Bereich.
Nach mehrmaligem Verholen im Hafen Hamburg geht es dann leider schon bei Dunkelheit auf die Elbe Richtung Bremerhaven und komme dann auch mit den zwei Mitpassagieren sowie dem russischen Kapitän, dem ukrainischen 1. Offizier ins Gespräch.

Auch wenn auf dem Infoblatt stand, dass man weder bei Revierfahrten noch beim An- und Ablegen auf der Brücke stand, durfte man dann doch. Klar, musste ich fragen ob man dann wenigstens draussen stehen darf, zwecks Fotografie.
Auf der Brücke mit zu stehen, natürlich nicht im Weg und den Lotsen sowie dem Kapitän bei der Arbeit zuzusehen ist immer interessant, zumal man den Gesprächen des Lotsen mit der Radarberatung auf Kanal 62 zuhören konnte sowie den diversen anderen Funkverkehr. Schnell vergeht die Zeit, und ich habe noch erfahren, dass man am nächsten Tag den 21.02.10 um 05.00 in Bremerhaven ankommen soll, und dort bis 18.00 bleiben.
Nach einer relativ ruhigen Nacht, immerhin für mich – denn von dem schlechten Wetter, von welchem die beiden anderen Passagiere gesprochen haben, hatte ich schlichtweg nix mitbekommen, sind wir nun in Bremerhaven angekommen am Sonntag, den 21. Februar. Sollen bis ca. 18.00 bleiben, und man frägt sich was man macht. Zu weit in die Stadt, wo am Sonntag die Gehsteige hochgeklappt sind, oder an Bord bleiben, die Augen offen halten nach Schiffen in der Nähe und diese fotografieren.
Dieses gelang tagsüber dann auch recht gut, zumindest ein grosses Schiff von Maersk war zugegen und ansonsten eher die üblichen Feeder. Aber imerhin, es macht einen Unterschied ob man die Schiffe vom Bubendey-Ufer aus fotografiert oder ob man (mit Erlaubnis) aufs Peildeck steigt und von dort eine schön erhöhte Position hat. So war dies ein recht ereignisloser und entspannender Tag in Bremerhaven mit einigen Schiffsfotos, etwas Lese n und um 18.00 soll es auch schon wieder losgehen.

Montag, 22.02.10 wird mit einem ausgiebigem Frühstück begonnen, es gab Rührei und etwas dünnen Kaffee. Der Tag verspricht – als Seetag – ereignislos zu werden und so habe ich mich auf Lesen und Faulenzen eingestellt sowie vielleicht, sofern möglich mal ums Schiff herumzugehen.
Beim Frühstück erfuhren wir Passagiere, dass für nach dem Mittagessen eine Übung für die Crew angesetzt ist und wir sollten uns dann in der Messe einfinden. Bis dahin war erstmal Zeit zum Nickerchen halten und Lesen, was ja zu so einer Reise ebenso dazu gehört.
Nach dem Mittagessen um 13.00 fanden wir uns an vorher vereinbarter Stelle an und der Alarm ging los, die Crew ging aufs Deck, um einerseits eine Feuerübung durchzuführen, wo es darum ging, einen Brand in der Sauna zu löschen sowie eine „Abandon Ship“ Übung wo alle, inklusive wir Passagiere sich ins Freifallrettungsboot begeben hatten. Es geht da sehr steil hinein und es ist beengt darin, auch für eher nicht so grosse Leute und ich denke mir so, üben ist gut, aber man hofft, dieses niemals im Ernstfall benutzen zu müssen.
Der Rest vom Tag verlief ebenso gemächlich wie er anfing und am 23.02.10 sollen wir wohl Oslo am frühen Morgen erreichen.
Was dann auch so stattfand. Nach dem üblichen Frühstück, welches aus Rührei, sowie Brot mit Aufstrich nach Wahl (Nutella, Marmelade etc..) sowie dünnem Kaffee oder Schwarztee machten wir – also die beiden Mitpassagier und ich uns an unsere Landsausflugsplanung. Pässe beim Kapitän abholen und erkundigen, wo man denn wie aus dem Terminal und in die Stadt kommt. Mit Hilfe eines angerufenen Reedereiagenten wurden wir dann schlauer, und ein Taxi wurde bestellt, welches uns bis vor die relativ neue Oper bringen sollte, von wo aus wir die Stadt erkundigen. Die neue Oper erwies sich als modernistischer Neubau mit etwas kaltem Ambiente, da ich leider Kulturbanause bin, war das interessanteste für mich die öffentliche Toilette daran.
Danach machten wir uns auf die Suche nach den wichtigsten Strassen, dem Schloss und dem Rathaus, dies bei Schneefall und gefühlten -5°. War aber recht angenehm und was auffiel, waren die vielen gut gekleideten Norweger sowie die höllischen Preise von fast allem. So war es dann auch eine weise Entscheidung, an Bord etwas Brot und Früchte eingesteckt zu haben, die wir dann in einer Einkaufspassage auf einer Bank verzehrt haben. Nach weiterem Herumirren in der Kälte ging es nun langsam darum, sich Gedanken zu machen, wie wir wieder zurückkommen, zu Fuss oder per Taxi. Nicht ohne Futter dachte ich mir, ich hatte noch von einer lange zurückliegenden Reise einen 100 Kronen Schein lange mit mir im Geldbeutel herumgeschleppt, den ich ja nun in Ware umsetzen konnte. 3 Muffins sowie ein Stück Gebäck konnte man dafür bekommen sowie vorher noch einen Kaffee. So ausgestattet machten wir uns auf dem Weg zu Fuss zurück zum Schiff, geplant war hierfür 1-2 Stunden. Unterwegs war es kalt und wir haben die süssen Sachen gegessen und wir erreichten das Schiff in 45 Minuten, ohne Verlaufen. Bei Ankunft am Hafen wurde das Schiff nochmals ausgiebig fotografiert , denn in den kleineren nordischen Häfen läuft man noch zu Fuss zum Schiff, so dass man hier auch noch mal die Kamera herausziehen kann. Klar, haben wir uns gegenseitig vorm Schiff fotografiert.
An Bord, endlich in der Wärme haben wir erstmal unsere Pässe wieder abgegeben und dann gönnten wir uns in der Messe einen Kaffee zum Aufwärmen. Schön ist es, wieder in der Wärme zu sein und zu wissen, dass es in weniger als 2 Stunden Abendessen geben wird.
Dieses bestand wie auch schon vorher, aus einer Portion Reis, Fleisch und etwas Beilage. Keine kulinarischen Hochsprünge, aber gutes und bekömmliches Essen.
Es soll um 04.00 morgens wieder losgehen, leider wieder in der Nacht so dass man vom Oslofjord nichts sehen wird und so ist es eine Sache, doch mal früher ins Bett zu gehen und dann dafür früh aufzustehen, um die Ausfahrt mitzubekommen. Sowie den 1. Offizier mal fragen, wie es denn aussieht mit dem Fahrplan und Helsinki. Immerhin wollte ich ursprünglich nach Helsinki und dieses Schiff fährt da nun auch hin. Es wäre aber ein Wunder, wenn dieses klappen würde. Immerhin hofft man bei der Reederei noch, die nächste Rundreise auch zu verkaufen, sowie brauche ich einen billigen Flug von Helsinki nach Zürich und der Fahrplan muss auch noch „halten“. Also wirklich sehr viele wenn und aber, und man kann ja nicht immer Glück haben.

Früh aufstehen ist mir allgemein ein Graus und dennoch habe ich mich dann um kurz vor 05.00 am Mittwoch, dem 24. Februar, als man das Rumpeln der Maschinen hörte, aus dem Bett gequält um von der Brücke aus die Ausfahrt aus dem Oslofjord zu sehen. Wobei, mehr als die Lichter der Stadt und des Hafens sah man nicht. Es gab dichten Nebel und so schlich ich, nachdem es dann vollständig dunkel um uns herum war, wieder Richtung Kammer um noch eine Runde zu Pennen bis es Frühstück gab, bzw. ich vorher schon aufwachte weil es in der ganzen Kammer nach Essen roch. Irgendwie ist es auf diesem Schiff so, dass sich, sobald der Koch am Arbeiten ist, die Essensdüfte in den Kammern ausbreiten, jedoch nicht auf dem Flur und auch nicht auf der Brücke. Meine Mitpassagiere hatten eben solches auch bemerkt.
Wieder ein Tag auf See, an dem man sich so zu Anfangs noch fragt, was macht man denn nun mit der ganzen Zeit ? Essen, auf der Brücke mal gucken was so los ist, oder einfach nur dasitzen und nach draussen gucken. Einmal rund ums Schiff gehen, und gucken und dann ? Lesen. Die Zeit verfliegt jedoch meist wesentlich schneller als man sich das so vorstellt und am Ende des Tages, so wie jetzt, wo ich versuche noch schnell was zu schreiben, bevor ich ins Bett gehe, war es doch nie langweilig.
Glück hatten wir insofern, als dass es im Oslofjord tatsächlich Eis gab, was ausgiebig fotografiert wurde, u. a. indem man die Kamera mal so aus der Panamaklüse hielt, um den Bug bei Zerteilen des Eises aufs Bild zu kriegen. Natürlich nicht ohne die Kamera vorher gut mit dem Band wo fixiert zu haben. Geschneit hatte es auch und so lag zudem noch Schnee auf dem Schiff, so dass wir besser dran waren, vorsichtig zu gehen. Aufgefallen ist mir an diesem Schiff, dass man sich durchaus schön bewegen, auch mal wo dranlehnen oder was anfassen konnte OHNE von oben bis unten mit Dreck und Öl beschmiert zu sein. Überhaupt, dieses recht eigenartige blaue Schiff macht einen sehr gepflegten Eindruck, was meiner Meinung nach, und vor allem nach anderen Erfahrungen, durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. Dass ich nach meiner Reise die Farbe Blau sicher einige Zeit nicht mehr sehen mag, ist dann sicher ein anderes Thema. Da hat man dann doch mal gerne solches wie rote Chemietanker, Hamburg Süd Schiff oder Helmut den roten Feeder aus Hamburg vor sich.
Den Nachmittag mit Lesen und Gucken auf der Brücke verbracht, erfuhren wir, dass die Ankunft in Bremerhaven um 08.00 sein sollte. Zeit für mich, doch mal dieser Sache mit der eventuellen Weiterfahrt nach Helsinki nachzugehen. Es ist wohl so, dass ein Passagier kommt, eine Kammer noch frei ist. Kann also bleiben. Nun noch meinen Freund anrufen und fragen ob er mir einen Flug buchen könnte, was auch geklappt hat. So wird die Fahrt in Hamburg nun doch nicht zu Ende sein, was mich freut zumal mir der 1. Offizier da den Mund wässerig gemacht hatte mit dem Nord-Ostsee-Kanal und Eis vor Helsinki. Dieser 1. Offizier zeigte mir und den beiden anderen Passagieren dann später noch Bilder seiner Russland und GUS-Staaten Rundreise inklusive Schwarzmeer-Strandurlaub und so konnten wir etwas erfahren, über eine Gegend wo unsereiner normalerweise nicht hinkommt. Ein Grundtenor war dennoch, dass zu Sowjetzeiten alles besser war, sobald es um das Thema Infrastruktur ging, wie Brücken, Bahnhöfe, Schleusen auf den Flüssen usw. Auf so einer Frachtschiffreise wird man auch immer wieder mit anderen Kulturen sowie anderen Lebensweisen und Einstellungen konfrontiert und erfährt insofern auch diesbezüglich neues, auch wenn dies nichts mit Seefahrt zu tun hat.
Auf Bremerhaven bin ich nun aber gespannt, denn es sollen einige interessante Schiffe morgen zugegen sein, wo man dann Glück haben sollte, um sie zu fotografieren.
Leider bin ich am Donnerstag den 25. 02.10 zu spät aufgstanden, denn als ich morgens die Vorhänge in meiner Kammer öffnete, sah ich schon den Bug von CMA CGM Chr. Colomb. Allerdings war es noch nicht richtig hell, so dass ich auch davon absehen konnte, Hektik zu machen bzw. schnell in die Klamotten zu springen und zerstrubbelt nach draussen zu hetzen. So konnte ich mich erstmal zivilisieren und dann ganz gesittet und ohne Hektik ein Bild der imposanten Rückseite des Schiffes knipsen. Im Laufe des Tages kamen noch einige andere Schiffe vorbei, welche natürlich fotografiert wurde. Wobei es eine super Sache war, dass die unbesetzte Brücke offen war. So konnten wir Passagiere auf dieser Ausschau nach Fotografieropfer halten. Nach Bremerhaven rein war es nicht so reizend, da dort angeblich wesentlich weniger los ist als im Hafen und bevor ich mir in der Stadt wandelnde Leute angucke, was wir ja in der Schweiz auch haben, dann doch lieber die vorbeifahrenden Schiffe.

Morgens um ca. 03.00 soll es nach Hamburg weitergehen und es wurde schon davon gesprochen, dass die danach folgende Passage durch den Nord-Ostsee-Kanal am Tag stattfinden wird, was ich mir – ganz klar – schon wünsche.
Am Freitag, dem 26.02.10 ging es um ca. 08.00 dann erst los aus Bremerhaven, und bei Sauwetter Richtung Hamburg. Obwohl wir die meiste Zeit auf der Brücke standen, nach Fotoopfern Ausschau hielten und so einfach nur quatschten, verrannte di eZeit und es wurde für die beiden anderen Zeit, von Bord zu gehen. Leider hatte der 2. Ingenieur ein ganz schlechtes Timing für eine Einladung zu einem Besuch der Maschine. Gerade dann, als die beiden schon zum Shuttlebus mussten. Also kamen ich und der neue Passagier mit und es wurde einiges erklärt und gezeigt, die grosse Hauptmaschine lief nicht, nur die beiden Hilfsdiesel, was das Erklären natürlich einfacher machte, als wenn man so eine Führung während des Seebetriebs bekommt. Wobei gesagt wurde, dass wir da dann gerne auch mal gucken düften. Klar, sowas ist ein richtiges Extra, wenn man da eingeladen wird, aber gerade Einblicke wie diese machen solch eine Reise interessant.
Später dann noch mit der Crew etwas Winterolympiade geguckt, und klar habe ich den Schweizern und den Deutschen die Daumen im Biathlon gedrückt, die anderen den Russen bzw. Ukrainern. So an einem Tisch mit den Leuten, kam man auch über so alles mögliche zum Sprechen , und so lernt man auch mal einiges aus dem Leben der Crew kennen, nicht nur an Bord, sondern auch von zuhause.
Heute nacht geht es dann Richtung Nord-Ostsee-Kanal und ich werde versuchen, früh aufzustehen.
Am 27.02.10 wachte ich dann am ca. 06.00 auf und stellte fest, dass wir wohl gerade eben in den Nord-Ostsee-Kanal eingelaufen sind. Eigentlich schlafe ich ja gerne bis ca. 07.30 um dann schnell fertig zu werden für das Frühstück um 08.00, aber an Einschlafen war dann doch nicht mehr zu denken, ich wollte schon mitbekommen wenn es Tag wird im NOK.
Das Frühstück konnte ich natürlich vergessen, es hiess, schnell duschen, nach unten laufen und sich aus der Messe was holen, nach oben ohne Kaffee und hoffen, dass man irgendwie auf der Brücke mal einen angeboten bekommt. Schnell ein Nutellabrot geschmiert, dies auf dem Weg nach oben gegessen und danach mitsamt der Kamera auf der Brücke. Man war wohl noch nicht lange im Kanal, und es wurde gerade hell, sowie wurde mein insgeheimer Wunsch nach Kaffee erhört und ich hatte einen angeboten bekommen. Der Vormittag war also schon mal gerettet. Immer wieder nach draussen, die Schiffe fotografieren, sowie ein bisschen plaudern mit dem Lotsen und dem Kanalsteuerer, wenn diese einem angesprochen haben. Es war ein feuchtkalter Tag mit viel Wind, so dass längeres draussen stehen eher nicht so lustig war, und ich immer schnell wieder ins Warme bin, um einigermassen mich wieder aufzuwärmen. Einige nette Leute vom Forum Schiff wollten mir eventuell an einigen Brücken auflauern, und so guckte ich immer, da mal draussen zu sein, und die mich dann auch sehen. Wäre doch eine schöne Urlaubserinnerung, wenn man da ertappt wird.
Fast pünktlich zum Mittag essen fand das Ausschleusen statt und es ging Richtung Finnland. Vom frühen Aufstehen todmüde und zudem jetzt richtig hungrig, freute ich mich diesmal richtig auf das Standardessen des Kochs, die Kartoffeln mit Kohl und Hühnerbein bzw. zähem Schnitzel. Danach waren noch einige Schiffe in Sicht, welche natürlich fotografiert werden mussten und da war vor allem MSC Hina. So einen schönen Oldie muss man doch gucken, dass man ein schönes Bild davon bekommt, man sieht das Schiff eventuell nicht mehr. Auch wenn der 2. Offizier dazu meinte, diese Schiffe seien oft mit indischer Crew besetzt und an Bord ginge es nicht gerade besonders sauber zu. Was mich ja aus der Entfernung nicht stören sollte.

Danach kam nur noch Wasser ohne Schiffe und ich konnte mich endlich hinlegen, bis zum Abendessen. Es gab das übliche, und danach bin ich nochmal auf die Brücke, um den Ausblick zu geniessen sowie die spritzige Musik irgendeines Musiksenders aus dem Grossraum Rostock. Da stand ich nun, und guckte nach draussen, es war noch nicht dunkel und ich dachte an die vielen Fahrten, welche ich früher an Bord der schnellen Fähre „Finnjet“ nach Helsinki machte. Mit oder ohne Schwester, aber immer viel Spass dabei. Das Fährschiff hat schon längst seinen Weg Richtung Altmetall gefunden, dran denken musste ich immer noch. Und bei dem Gedanken, dass die Nachfolgerschiffe für meine Schiffstouren ausgerechnet wesentlich langsamere, sowie kleinere und gar nicht bekannte oder gar glamouröse Containerschiffe sind, die da mit ca. 17 Knoten Richtung Finnland und sonstwohin tuckern, musste ich dann doch schmunzeln. Immerhin war Finnjet damals das grösste, längste und sowieso schnellste Fährschiff der Welt gewesen. Währenddessen Aurora ganz sicher das allerblaueste Containerschiff ist, was ich jemals gesehen habe und sowas es auch sicher sonst nirgends in der Art und Weise gibt.
Nachdem der junge 3. Offizier noch neugierig war auf die diversen Bilder die ich gemacht hatte und wir die angeguckt haben, am PC auf der Brücke, gings nun endgültig ins Bett.

Der 28.02.10 versprach ein ruhiger Seetag zu werden und so nutzte ich die Zeit zum Lesen und einmal ums Deck zu streifen und alles abfotografieren, worum mich ein Modellbauer gebeten hat. Schön abgekühlt von der kalten Temperatur ging es auf die Brücke, wo mir mitgeteilt wurde, man erwartet schlechteres Wetter sowie Eis vor Helsinki.
Mitten in der Nacht am 29.02.10 erwachte ich durch ziemliches Gerumpel und Geschaukel, beim Blick aus dem Fenster war eine geschlossene Eisdecke auszumachen. Leider konnte ich so richtig nicht mehr einschlafen, zu neugierig war ich darauf, das Spektakel doch aus der Nähe zu sehen. So habe ich mir um ca. 04.00 schnell was übergezogen um schnell an Deck zu gehen und etwas zu gucken. Derart beruhigt, konnte ich mich dann wieder hinlegen und schlafen. Gucken musste sein, klar – da wünsche ich mir eine Eisfahrt, und verpenne das ganze und wache im Hafen von Hamina auf, um dann wohl noch wegen Verspätung sofort von Bord gehen zu müssen. Da wollte ich doch schon vorher, wenn auch im Dunkeln einen Blick draufgeworfen zu haben.

Bin dann um 07.30 wie üblich aufgestanden, nur um in der Messe festzustellen dass mein Handy automatisch auf finnische Zeit umgestellt hatte und ich somit um 07.00 zum Frühstücken parat war. Konnte trotzdem was bekommen und dann auf die Brücke zum Gucken. Der finnische Lotse erzählte sogleich, dass man wohl einen Eisbrecher eventuell ordern müsse, allerdings würde „Lazy Nordica“ – so nannte er das Schiff – sowieso nur kommen wenn gar nix mehr geht. Solange man noch mit 3 Knoten vorwärtskommt, kommen die oder bzw. gemeint dieses eine Schiff, eben nicht.
Viel ging nicht mehr, man sass fest. Klar musste ich nach vorne laufen um Fotos davon zu machen. Es wurde etwas rückwärts gefahren und wieder nach vorne, aber man steckte nun richtig fest. Der Eisbrecher wurde geordert und sollte in 1,5 Stunden hier sein. Zwischenzeitlich gab es Kaffee auf Brücke und einen Blick auf schönes strahlendes Weiss. Von hinten kam dann irgendwann ein schneeweisses Ro-Ro angebraust und zwar mit ca. 17 Knoten wie mir berichtet wurde. Scheinbar mühelos pflügte die Seagard durchs Eis. Es gab so eine Hoffnung, das Schiff könnte doch vor uns herfahren.. tat es aber nicht, sondern drehte nach Backbord ab und nahm eine Route nach Hamina, welche nur möglich ist, wenn man nicht so viel Tiefgang wie unser Schiff hatte.
Irgendwann kam dann auch der Eisbrecher, und fuhr vor uns her, wir hinterher und waren froh, in den Hafen zu kommen. Klar, wollte ich was von Hamina sehen, kannte ich ja noch nicht. Laufen bis zum Terminaltor, ein Taxi rufen und dann wieder zurück war geplant. Wurde aber vom 2. Offizier angerufen, jemand von der Seemannsmission kommt, und könnte mich mit in die Stadt nehmen. Noch besser, und so hatte ich eine Mitfahrgelegenheit, und es stellte sich dann heraus, dass ich dann auch eine Rückfahrgelegenheit mit derselben Person hatte. So bummelte ich 1,5 Stunden in der finnischen Kleinstadt umher. Ein Besuch des örtlichen Supermarktes musste sein. Beim Anblick der Fischabteilung, sowie der Kuchen- und Gebäckabteilung hätte ich am liebsten einen Grosseinkauf gemacht und abends einen auf Schlemmerabend gemacht. Heringssill, Schwarzbrot, geräucherter Fisch aller Sorten, Torten mit giftgrünem Marizpanüberzug undundund.. Ich konnte es mir aber nicht verkneifen, mir ein Lakritzeis am Stiel zu kaufen und dies dann draussen zu verzehren. Egal was die Leute davon halten wenn jemand Eis am Stiel im Schneetreiben isst. Etwas Nascherei für die Crew hatte ich ebenso eingekauft, so gibt es für zwischendurch auch mal etwas anderes als die immergleichen drei Gerichte, welche unser nette philippinische Koch beherrscht.
Man sollte es nicht meinen, aber die Zeit auf so einer Reise verrennt und morgen wird mein letzter Tag an Bord sein. Die Ausfahrt aus dem Hafen möchte ich noch mitbekommen, aber erstmal werde ich mich etwas hinlegen, denn ich war in den letzten Tagen immer früh auf und ohne Ausruhen zwischendrin sowieso zu spät ins Bett, was sich nun in bleierner Müdigkeit bemerkbar macht. Ich denke, wenn ich morgen nicht von Bord müsste, ich könnte es glatt noch mehrere Tage auf dem Schiff aushalten, ohne dass mir auch nur irgendwie langweilig wird.

Der 02.0.10 war dann auch definitiv mein letzter Tag an Bord. Ich wachte um 07.30 auf, ging erstmal frühstücken und sah danach auf der Brücke, dass wir ja fast schon in Helsinki sind. Einerseits war ich sehr froh, denn am 03.03.10 ging definitiv mein Flug nach Zürich, andererseits sind solche Reisen immer viel zu kurz und die Zeit kam mir vor wie 5 oder 6 Tage. So fing ich an zu packen, meldete mich beim Kapitän Herrn Ivanov um mich zu verabschieden. Es war nach der Ankunft nicht ganz so hektisch und so habe ich noch meine letzte Packung Kekse, welche ich in Hamina gekauft hatte, dagelassen und wurde auf einen Kaffee eingeladen. Man unterhielt sich, unter anderem darüber dass so eine Reise für uns Passagiere sehr erholsam ist, aber man auch sehr viel neues und sehr viel unerwartetes erfährt. Ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen, dass wir Passagiere aber dann aber sicher auch eine Belastung für die Crew seien. Immerhin gibt es ja die eine oder andere Extrafrage, was vom üblichen „wann kommen wir morgen an“ bis zum „Klopapier ist alle“ usw. gehen kann, oder man zu Beginn der Reise einen Sixpack Mineralwasser braucht. Für beides sind jeweils Kapitän und 1. Offizier zuständig. Als Antwort bekam ich, dass es klar, etwas mehr Arbeit ist, aber dass Passagiere gerne an Bord gesehen wird, so gibt es etwas Abwechslung im Bordalltag und man hat nicht immer nur dieselben Leute um sich herum.
Der Terminalbus wurde gerufen, es war Zeit zu gehen und in die Stadt zu fahren um mir für den letzten Tag noch eine Unterkunft zu suchen, und dann auch einen leider kurzen Blick auf meine zweite Lieblingsstadt (nach Hamburg) zu werfen und mich eventuell mit einigen Leuten die ich dort kenne, zu treffen.
Krisu
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Krisu »

hmm.. wo sind denn da die versprochenen bilder..? ;)
Mattis
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Mattis »

Hi Cornelia,
einen schönen, informativen und kurzweiligen Bericht hast Du verfasst. Danke dafür! Sicher habe ich demnächst noch die eine oder andere Frage, die ich Dir per PN schicke. Würde mich freuen, wenn Du mir noch ein paar Tipps geben könntest.
Bis dahin gute Nacht
LG
Mattis
Cornelia
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Re: Aurora durch den NOK

Beitrag von Cornelia »

Bilder gibts erst später, die müssen noch bearbeitet werden. Ich werde sie wohl auf Shipspotting hochladen und sage Bescheid wenn alle oben sind.
Es sind diesmal zu viele Bilder um wieder so eine kleine Powerpoint-Präsentation für Fotos machen zu können für die Website, so habe ich keine gute Möglichkeit, in komplettes Album hochzuladen.
hennerjordan
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Anna Sirkka nicht durch den NOK

Beitrag von hennerjordan »

Hallo,

eigentlich wollte ich auch nächste Woche so eine schöne Tour machen - aber weil die finnischen Hafenarbeiter streiken, liegt die Anna Sirkka seit einer Woche untätig in Hamburg :cry:
siehe http://www.finn-land.net/
Herzliche Grüße
Henner

http://www.hjordan.de
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