Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 6, 28.12.2011
Gegen 7:00 wache ich auf weil gerade, laut polternd, leere 45-Fußcontainer unmittelbar vor dem Deckshaus geladen werden. Beim Blick aus dem Kammerfester staune ich nicht schlecht. Es wird mit 3 Gantrys gleichzeitig an der Ceres gearbeitet. Das Schiff ist oberhalb der Lukendeckel bereits komplett entladen, und im mittleren Laderaum ist man schon wieder am Beladen.
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Zum Frühstück gibt es heute gebratene Krakauer-Wurst zu den Eiern. Der, diensthabende, 3. Offizier berichtet uns, dass die Ladearbeiten schon sehr weit fortgeschritten sind. Man rechnet mit dem Auslaufen deshalb wohl schon zwischen 12.00 und 15:00. Wenn wir nach Helsinki wollen, sollen wir das Handy mitnehmen und jederzeit erreichbar sein, damit wir rechtzeitig zum Auslaufen wieder an Bord sind.
Wir legen unsere Landgangs-Planungen „ad acta“ und freuen uns auf einen faulen Tag im Hafen von Vuossari.
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Noch mehr Oversize-Ladung für die Ceres
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Wir hatten uns vorsorglich mit Unmengen von Büchern, Zeitschriften und DVD´s eingedeckt weil wir doch besorgt waren, dass und die Zeit an Bord zu lang werden könnte.
Wo sind eigentlich die letzten 4 Tage geblieben? Freunde und Familie fragen am Handy ob wir die Weihnachts-E-mails schon gelesen haben => Nein, haben wir nicht. Bücher Zeitschriften und DVD´s liegen noch unangetastet in den Schreibtischschubladen. Über Schlafüberschuss können wir uns ebenfalls nicht beklagen.
Im Hafen von Vuossari gibt es ein W-Lan. Also beantworten wir nun die Weihnachts-E-mails, lesen was in den Vergangenen Tagen so in der Welt geschehen ist und schauen uns die Seewetterprognose vom DWD an. Hier sehen wir das was später zu intensiven Beratungen zwischen Captain und 2. Offizier am Kartentisch führen wird.
Den 2. Sturm unserer Reise haben wir gerade hinter uns. Nun ist schon die nächste Schlechtwetterfront, für morgen früh, über der nördlichen und mittleren Ostsee, angekündigt. Die Prognose geht von 7-8 Bft und schweren Sturm- bzw. sogar Orkanböen aus. Die Wellenhöhe soll dann bei 5-6m liegen.
Der Captain möchte schnellstmöglich aus Vuossari auslaufen um morgen früh – dann wenn der Sturm beginnen soll- schon auf Höhe der Nordspitze von Gotland zu sein um dann dort ggf. Schutz vor dem Sturm zu finden und/oder die Fahrgeschwindigkeit deutlich zu drosseln.

Auf dem „Gästesofa“
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der Brücke sitzend finde ich nun endlich Zeit am Reisetagebuch weiterzuschreiben.


Von hier oben hat man einen wundervollen Blick über den Hafen von Vuossari und es ist sehr interessant von hier aus das Ein- und Auslaufen der anderen Containerfeeder sowie der RoRo-Fähren von Finnlines zu beobachten.
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Um 16:45 heißt es „Leinen los“ in Vuossari. Bei absoluter Windstille verlassen wir den Hafen und auch der Gulf of Finland ist anfänglich noch glatt wie ein Ententeich.
Wir laufen mit „Hebel on the Table“ und guten 18 Knoten Geschwindigkeit in Richtung Westen.

Beim Abendessen erzählt uns der Captain, dass die Ankunft in Hamburg, nach dem neuesten Fahrplan, nun für den 02.01. geplant ist. Wenn wir möchten, können wir danach gerne noch die nächste Reise mitfahren. Es soll nach Gdynia/Gdansk, Szczecin und dann wieder zurück nach Hamburg gehen.

Gegen 20:00 begeben wir uns wieder auf die Brücke. Nachdem wir nun den „Windschatten“ von Estland verlassen haben, bekommen wir einen deutlichen Vorgeschmack auf das was uns nun in den kommenden 18 Std bevorstehen wird.

Der Wind heult um die Brücke und hat schon jetzt deutlich stärker aufgefrischt als es für diese Uhrzeit prognostiziert war. Die ersten Brecher gehen über die Back und die so entstandene Gischt wird durch den von Backbord kommenden Wind quer über das Deck geweht. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Schade, dass es schon deutlich zu dunkel zum Fotografieren ist.

Beim Wiedereintauchen des Vorschiffes in die Wellen gibt es harte Schläge die den ganzen Schiffskörper erzittern lassen.
Wir beiden stehen begeistert auf der Brücke und freuen und über „den Film“ der da gerade vor den Brückenfenstern abläuft.

Inzwischen ist auch der Captain auf der Brücke. Der geplante Kurs wird –an die Anlaufrichtung der Wellen- angepasst und die Fahrgeschwindigkeit auf 10 Knoten reduziert. Ich Ich habe den Eindruck, dass die gesamte Crew sich ein wenig darüber wundert, wie man als „Passenger“ von derartigen Wetterbedingungen begeistert sein kann.

Wir bleiben bis nach Mitternacht auf der Brücke und begeben uns dann hundemüde in die Kojen.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
matthias
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von matthias »

Moin Muschelschubser,

ich kann mich meinem "Vorredner" nur anschließen. Sehr guter Bericht! Ich kann mich gut in die beschriebenen Situationen und Begebenheiten hinein versetzen. Es ist fast so, als wäre ich selbst mit an Bord gewesen.

Gruß Matthias
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 7, 29.12.2011
Die Nacht war doch sehr unruhig. Die Rollbewegungen waren eher zu vernachlässigen so, dass ich keine Angst hatte aus der Koje zu fallen. Dafür waren die Stampfbewegungen erheblich. Vor allem wenn eine anlaufende Welle den Bug der Ceres weit aus dem Wasser gehoben hatte und dieser dann in die nachfolgende Welle wieder eintauchte, gab es doch harte Schläge und Erschütterungen im gesamten Schiff. Dennoch hatte ich, den Umständen entsprechend, gut geschlafen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Messe geht es auf die Brücke, um bei Tageslicht die erhofften Bilder machen zu können.
Der Blick auf einige Probefotos zeigt schnell, dass es noch viel zu dunkel zum Fotografieren ist.

Nach dem ursprünglichen Fahrplan des Charterers sollte die Ceres am 30.12. wieder in Bremerhaven zurück sein. An der Stromkaje werden nämlich zwischen dem 31.12. um 12:00 und dem 02.01. um 6:00 keinerlei Schiffe abgefertigt.

Nun zeigt der Navigationscomputer eine errechnete Ankunftszeit für Kiel-Leuchtturm am 31.12. frühmorgens an. Von da aus sind es dann noch mindestens 12 Std. Fahrzeit bis zur Stromkaje in Bremerhaven.
Durch die sturmbedingte Geschwindigkeitsreduzierung und die weiterhin schlechten Witterungsbedingungen ist es nun völlig ausgeschlossen noch vor den Bremerhavener „Neujahrsferien“ dort abgefertigt zu werden.

Inzwischen haben wir endlich ein wenig Tageslicht und ich versuche einige Impressionen des Geschehens vor den Brückenfenstern einzufangen.
Dieses gestaltet sich nicht ganz so einfach wie gedacht.
Bei den heftigen Schiffsbewegungen, ohne eine Hand zum Festhalten freizuhaben, nur an den vorderen Handlauf und die Brückenfenster gelehnt, dazustehen und sich dann noch aufs Fotografieren zu konzentrieren überfordert mich sichtlich.

Der Captain ist zum Scherzen aufgelegt und bietet mir freudestrahlend an, dass ich gerne vorne auf den Mast gehen kann um zu fotografieren. Ich erwidere Ihm, dass er doch dann in Erklärungsnotstand kommen würde und Unmengen an Berichten schreiben müsse, um zu darzulegen wie Ihm der Passenger, mitten in der nördlichen Ostsee, abhandengekommen ist.
Auf der Brücke herrscht großes Gelächter über unsere Kommunikation.
Doch der Captain ergreift erneut das Wort: „ That‘s no problem. We will lash you. But then you have to stay up there for at least 3 hours“

Die Stimmung auf der Ceres ist, in all den Tagen, wirklich außergewöhnlich gut.



Der wachhabende Offizier unterstützt mich mit „maßgeschneiderter“ Bedienung der Scheibenwischer und verwendet dutzende von Litern Wasser der Scheibenwaschanlage, um mir fortlaufend klare Sicht für die Fotos zu verschaffen.

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Gegen Mittag kommt, per Satelliten-E-Mail, der neue Fahrplan des Charterers an Bord.
Unsere Ankunft in Bremerhaven soll nun erst im neuen Jahr, am 02.02. um 4:00 erfolgen.
Die Geschwindigkeit wird auf „most economic speed“ von 8 Knoten gedrosselt und augenblicklich werden auch die immer noch schweren Stampfbewegungen des Schiffes etwas weniger.

Nun macht sich der 2.Offizier an die Berechnung unserer erforderlichen Ankunftszeit am Kieler-Leuchtturm.
Wir haben, selbst bei kraftstoffsparender Geschwindigkeit jetzt noch einige Stunden in Reserve und werden trotzdem Pünktlich in Bremerhaven ankommen.
Die neue Ankunftzeit in Hamburg soll jetzt am 04.02.2012 sein.

Einerseits freuen uns sehr über diese Nachrichten , denn nach dem ursprünglichen Fahrplan wäre unsere Reise schon zwei Tage früher zu Ende gewesen. Andererseits platzen damit unsere „Träume“ noch die Reise nach Polen mitfahren zu können, denn am 08.01. müssen wir definitiv wieder daheim sein.

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Und erneut erleben wir einen tollen Abendhimmel
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Am späten Nachmittag erreicht die Ceres die Nordspitze von Öland und wir laufen nun, dicht unter Land, westlich von Öland in Richtung Süden.
Nun liegt das Schiff wieder völlig stabil.


Zum Abendessen gibt es Cordon Bleu und zum Nachtisch eine Riesenportion Eis.
Gut gesättigt begeben wir uns auf die Brücke und freuen uns gemeinsam mit dem 3. Offizier über die nun ruhige See.
Nach dem Passieren der Südspitze von Öland (in ca. 6 Std.) rechnet er aber wieder mit deutlich mehr Seegang.

Also beschließen wir die ruhigen Stunden zu nutzen und heute schon mal etwas früher schlafen zu gehen.
Zuletzt geändert von muschelschubser am Mi 18. Jan 2012, 22:24, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
frank0265
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von frank0265 »

...also auch von meiner Seite ein großes Kompliment für diesen Bericht. Ich kann es nachempfinden - die Sturmfahrt von Helsinki bis Gotland/Öland. 2009 war ich mit der ALANA auch auf dieser Route unterwegs und erlebte einen ebenso schweren Sturm. Auch uns hatte die Passage Zeit gekostet. 13 Stunden Verspätung in Kiel hatten wir eingefahren. Die ALANA rollte auch nicht - aber sie stampfte !! Und wie - sogar der Kapitän hatte damals Angst um das Schiff. Das hat er mir zum Frühstück offenbart.

Freue mich auf den weiteren Bericht von der CERES
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
toni montana
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von toni montana »

@muschelschubser: Ein genialer Bericht bislang mit wirklich tollen und eindrucksvollen Bildern! Danke, dass Du so viel Mühe und Zeit für diese aufwendige Dokumentation investierst!

Ich habe die einzelnen Passagen wirklich gerne gelesen und bin so langsam wirklich drauf und dran, auch mal so eine Fahrt auszuprobieren.

Hast Du eigentlich auch Bilder von Deiner Kabine gemacht? Würde mich ja auch mal interessieren, wie ihr da untergebracht ward.

Und noch etwas anderes: Wie teuer ist so eine Reise eigentlich??
Schöne Grüße aus dem Münsterland!

Toni
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Nochmals ein dickes "Dankeschön" für die positiven Rückmeldungen zum Reisebericht.

Ich hoffe am Wochenende wieder etwas Zeit zu finden um weiterzuschreiben (es sind dann doch gerne so ca. 2-3 Stunden, bis ein Reisetag geschrieben, die Bilder hochgeladen und das ganze dann formatiert und online-gestellt ist)

@toni montana:
Bilder der Kammern haben wir am letzten Reisetag gemacht und ich wollte sie eigentlich auch dann (wenn der letzte Reisetag geschrieben ist) erst hier ins Forum stellen.
Wenn Du so lange nicht warten magst, schicke mir per PN eine Mailadresse und ich maile sie Dir vorab.
Ansonsten sind, so wie ich es erinnere, bei Globoship einige Bilder der Kammern und deren Grundriss auf der Homepage zu finden.

Kosten: Für eine "kurze" Reise in Nordeuropa unterscheiden sich die Preise bei den verschiedenen Frachtschiffreiseagenturen eigentlich nur minimal. Rechne mal mit ca. 100,--€ pro Nase/Reisetag, wobei Ein- und Ausschiffungstag jeweils als ein Reisetag berechnet werden.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 8, 30.12.2011

Als ich aufwache beginnt es draußen schon zu dämmern. Ich verspüre absolut kein Rollen oder Stampfen des Schiffes mehr. Einzig das leise Brummen der Hauptmaschine und deren, minimal zu spürende, Vibrationen vermelden mir das ich mich überhaupt auf einem fahrenden Schiff befinde. Mein Blick aus dem Kammerfenster zeigt nur noch vereinzelte Schaumkronen auf den Wellenkämmen.

Der Morgenhimmel verspricht einen wundervollen Tag.
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Welch ein Gegensatz zu gestern
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Beim Frühstück treffen wir den wohlgelaunten Chief und fragen Ihn ob es möglich wäre, dass wir eine Führung durch die Maschinenanlage bekommen könnten.
Selbstverständlich sei dieses möglich und er würde es so arrangieren wollen, dass der deutsche Technische-Offiziersanwärter die Führung mit uns macht.
Grinsend fragt der Chief zu welcher Zeit es uns denn passen würde.
Lachend antworte ich Ihm, dass wir jederzeit könnten und in den kommenden Tagen keinerlei Termine hätten. Nun muss auch der Chief lachen und entgegnet, dass er dann mal schauen würde was er für uns arrangieren könne.


Den Vormittag nutzen wir für einen ausgiebigen Decksrundgang
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und genießen das herrliche Wetter vorne auf der Back.


Die Jork zieht an uns vorbei, wir laufen immer noch mit 8 Knoten
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Pünktlich um 14:00 werden wir dann in der Crewmesse zum Maschinenrundgang abgeholt und bekommen, in mehr als anderthalb Stunden, wirklich alles gezeigt was an Bord der Ceres installiert ist.

Beginnend mit der Rudermaschine über die Klimatisierung und die Wasserversorgung für das Deckshaus über die riesigen Boiler die das gesamte Schweröl ständig beheizen damit es fließfähig bleibt. Weiter geht es durch die beeindruckende Ventilationszentrale zum Notstromgenerator und danach zu den unterschiedlichen Kühl- und Gefrierräumen für den Proviant.

Neben dem Wellengenerator verfügt die Ceres noch über zwei weitere Stromgeneratoren wovon einer mit Schweröl und einer mit Dieselöl betrieben wird. Jeder dieser Generatoren wäre in der Lage einen ganzen Straßenzug mit Strom zu versorgen.

Nach Besichtigung der Separatoren in denen das Schweröl von Wasser- und Schmutzbestandteilen gereinigt wird, geht es nun zur Besichtigung der Hauptmaschine. Der Lärm der laufenden MAK-Caterpillar-Neunzylindermaschine, mit insgesamt 9.000 KW, ist trotz Gehörschutz nahezu unerträglich. So machen wir hier nur einen kurzen Rundgang und bekommen dann, in einem ruhigeren Nebenraum, alle unsere Fragen zur Hauptmaschine beantwortet.

Dann gewährt man uns noch einen Blick in den „Affengang“. Man kann vom Hauptmaschinenraum innerhalb des gewaltigen Schornsteins bis oberhalb der Brücke hinaufklettern. Von hier unten aus betrachtet, schaut die Leiterkonstruktion echt respekteinflößend aus. Nach der Besichtigung der hervorragend ausgestatteten Bordwerkstatt verabschiedet uns der Technische Offiziersanwärter. Wir bedanken uns für die sehr kompetente und ausführliche Führung durch die Maschinenanlage und staunen immer noch über die komplexen Techniksysteme die den Betrieb auf einem Schiff am Laufen halten.

Die Fahrt durch die Kadettrinne wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und so verbringen wir den Abend auf der Brücke.
Die Nacht ist sternenklar und der Mond scheint. Mit bloßen Auge lassen sich dutzende von Schiffen beobachten die hier gleichzeitig durch dieses Nadelöhr der Ostsee laufen.

Obendrein herrscht noch „Querverkehr“ durch die Fährverbindungen von Rostock nach Gedser. Eigentlich wollten wir heute früh ins Bett gehen um ein wenig für die morgige Kiel-Kanal-Passage vorzuschlafen. Der Blick aus den Brückenfenstern und der Abgleich mit den AIS-Signalen der umgebenden Schiffen auf der Elektronischen Seekarte ist sehr spannend. Im Kontextmenu der elektronischen Seekarte lassen sich zu den AIS-Signalen der einzelenen Schiffe, dann noch deutlich mehr Parameter zu den Schiffen abrufen, als wir es, z.B. von Marinetraffic her, kennen.

So ist es dann doch wieder nach Mitternacht wird als wir unsere Kammern aufsuchen.

@ toni montana:
Bilder der Kammern auf der Ceres findest Du übrigens auch auf der Homepage von unserem Foren-Mitglied Uwe Richter:
Zuletzt geändert von muschelschubser am Sa 25. Feb 2012, 17:25, insgesamt 2-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
muschelschubser
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von muschelschubser »

Tag 9, 31.12.2011, Teil 1


Gerade zum Eintreffen der Ceres am Kieler Leuchtturm, gegen 4:30, gehe ich auf die Brücke um zuzuschauen wie der Fördelotse vom Lotsenboot aus übergesetzt wird.
Nach der halbstündigen Fahrt durch die nächtliche Kieler Förde machen wir in der Holtenauer Schleuse fest.

Der Himmel ist immer noch sternenklar und wir freuen uns auf die Kanalfahrt im hellen und bei gutem Wetter. Nun legen wir uns noch für anderthalb Stunden schlafen um dann, bei vollem Tageslicht wieder auf die Brücke zu gehen.

Nach dem Aufwachen zeigt ein Blick aus dem Kammerfenster, dass wir inzwischen dicken Nebel haben.

Also gehen wir erst mal ausgiebig frühstücken. In der Offiziersmesse treffen wir auf einen der beiden Kanalsteuerer mit dem wir einen angeregten Plausch halten.


Bei der Fahrt unter der Rendsburger Autobahnbrücke hindurch wird der Nebel so dicht, dass der Kanallotse, über Funk, das Wiedereinschalten der Kanaluferlampen anfordert.
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Der Schiffselektriker nutzt die Zeit der Kanalpassage um einen Motorprobelauf am Freifallrettungsboot durchzuführen
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In Rüsterbergen wird der Kanallotse getauscht
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Gegen Mittag klart es dann ein wenig auf so, dass uns dann noch einige Fotos gelingen die nicht komplett im Nebel „erstickt sind“.
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Maersk Arkansas mit “Außenpool”
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Der Captain spricht uns erneut auf unsere weiteren Pläne für diese Frachtschiffreise auf der Ceres an.
Er hat gerade mit der Reederei Gebr. Winter in Hamburg telefoniert um die Möglichkeiten abzuklären.
Wenn wir wollen können wir tatsächlich noch die gesamte nächste Reise mit nach Polen mitfahren und er würde sich sehr freuen wenn er uns noch die großen Häfen seiner Heimat zeigen könnte. Uns bereitet die Reise auf der Ceres immer noch so viel Freude, dass wir das Angebot nur allzugerne annehmen würden. Leider passt es mit unseren Terminen und der wiederbeginnenden Schule meines Sohnes nicht zusammen. Also verabreden wir, dann auf jeden Fall noch bis Hamburg und dann ggf. noch bis Kiel Holtenau mitzufahren. Wir sollen dann auf jeden Fall noch den 3. Offizier informieren damit er die Crewlisten für die kommenden Häfen dann dementsprechend anpasst.

Für heute rechnet der Captain mit unserem Eintreffen auf der Reede vor Bremerhaven um ca. 18:00 und das gemeinsame Silvesterfestmahl soll dann um ca. 20:00 beginnen. Wir freuen uns schon jetzt auf das angekündigte Spanferkel.

Auf der Grünenthaler Hochbrücke
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ist ein Shipspotter am Werk.
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Die Ergebnisse seiner Arbeit sind wohl hier zu finden
http://photos.marinetraffic.com/ais/sho ... &size=full
http://photos.marinetraffic.com/ais/sho ... &size=full

Forts. Folgt
Zuletzt geändert von muschelschubser am Do 2. Feb 2012, 16:49, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
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Michael Bender
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Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von Michael Bender »

Hallo Muschelschubser

Super Bericht und supertolle Bilder
Gut gemacht !

Schade, daß die Verlängerung nicht geklappt hat.
Aber das kann man ja nachholen. ;)

Ich bekomm richtig Lust, auch mal wieder an Bord zu gehen.

Gruß Micha
Meine Frachtschiffreisen & mehr auf meiner Website : http://www.micha2009.de
windrose
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Registriert: Di 15. Nov 2011, 22:13

Re: Reisebericht: 13 Tage mit der MV Ceres

Beitrag von windrose »

Hallo muschelschubser!

Supertoller Bericht! Seit Tagen fiebere ich dem schon immer der nächsten Folge entgegen.
Packend geschrieben, tolle Fotos.
Herzlichen Dank, daß du uns alle daran teilhaben läßt.

Wenn du wieder mal so eine Reise machst, dann schreibe bitte wieder so einen tollen Reisebericht.
Viele Grüße
Gerhard
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