Somalia: Piraterie ohne Ende

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Sirius

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Sirius »

Ich bin 35 Jahre mit ihnen gefahren.
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Sogar Singapur hat eine eigene Armee, die Schiffe vor den Piraten schützen soll - die heißen SECURITAS. Denn sie Straße von Singapur ist auch ein piratenverseuchtes Seengebiet. Das Gros der Piraten kommt von indonesischem und philippinischen Territorium. Sind ja beides sehr arme Länder. Und warum ? Weil die reichen Industriestaaten diese Länder bis zum Gehtnichtmehr ausgebeutet haben und noch weiterhin ausbeuten.

Stellt euch doch bitte mal vor, ihr seid bettelarm und jeden Tag fahren hunderte LKW mit den Reichtümern dieser Welt an eurer Nase vorbei. So genau ergeht es diesen Ländern. Nur dass das eben keine LKW´s sind, sondern Schiffe.

Sorry, aber das musste ich jetzt mal loswerden. Peter Hartung hat das ja auch schon in einem seiner Post´s geschrieben, dass die wahren Probleme stets an Land zu suchen sind. Korrupte Regierungen, Wirtschaftsbosse und Militärs sind die wahren Schuldigen. Diesen Leuten sollte man das Handwerk legen.

Nachdenkliche Grüße
Frank
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
raft

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von raft »

Der Johann hat geschrieben:...Und wärst Du jemals mit Filipinos, Kroaten, welcher Nation auch immer gefahren - würdest Du nie so reden!...
Wie wahr - Wie wahr ! :!: :!: :!:

Gerade die Fipse sind bemerkemswert wunderbare Menschen.
Das weiß aber jeder der mal mit Ihnen gefahren ist.

Fahr Du mal für knappe 600 US Dollar im Monat, dann noch zig Monate am Stück und es bleibt dir nichts als telefonieren in den Dukdalben und Karaoke an Bord.
frank0265
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von frank0265 »

Stimmt ganz genau. Die Philippinos sind wahrhaft liebenswerte Menschen. Das lassen die Dich jeden Tag spüren. Diese Lebensfreude - trotz ihrer vertrackten Situation. Die singen sogar bei der Arbeit. Können wir Deutsche uns ne ganz große Scheibe von denen abschneiden. Die Deutschen sind nach wie vor Meister im Jammern.

Auf meinen bisherigen Frachtschiffreisen habe ich schon mehrmals mit Philippinos "zu tun" gehabt, da sie einen Teil der Besatzung bildeten. Und ich muss es ehrlicherweise zugeben, dass ich diese Menschen mag. Gewiss, es waren da auch Philippinos dabei, die hätte selbst die Schiffsführung "auf den Mond schießen" können. Weil diese sich nicht in das vorherrschende System an Bord haben einfügen können. Und Hilfe von den Reedereien - Fehlanzeige. Da gibt es dazu einen Fall, den ich selbst erlebt hab. Ein philippinischer Koch hatte zwar für seine Landsleute die Mahlzeiten zubereiten können, aber für die gesamte Offiziersetage (Deutsche und Russen) konnte oder wollte er nicht. Die Kartoffeln jeden Tag steinhart, das Fleisch nicht durchgegart, vom Gemüse ganz zu schweigen. Das einzige, was schmeckte, war der Nachtisch. Die Schiffsführung hatte schon mehrmals vergeblich versucht, bei der Reederei diesbezüglich zu intervenieren. Einen anderen Koch stellte man nicht zur Verfügung. Ich bewunderte den Humor der Offiziersetage, mit dieser Situation umzugehen. Als Passagier habe ich mich ja auch sehr loyal in dieser Sache zu verhalten. Öffentliche Beschwerden können leicht in einer Katastrophe enden. Schlechtes Essen an Bord hat schon so manche Meuterei hervorgerufen. Der Koch, den sie an Bord sowieso Cookie nennen, ist stets der Stimmungsmacher. Zum Glück gab es ja noch die restlichen philippinischen Crewmitglieder. Deren gute Stimmung war nicht zu überhören. Denn schlechte Stimmung darf sich an Bord nicht festsetzen.

Über die Besatzungsstrukturen der Schiffe kann man sich auf equasis kundig machen. Unter ITF nachschauen.

LG Frank
Deutsche Gesellschaft für Schifffahrts-und Marinegeschichte e.V. ; FB Handelsschifffahrt
Sirius

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Sirius »

frank0265 hat geschrieben:Die Philippinos sind wahrhaft liebenswerte Menschen.
Das mag in einigen Fällen stimmen! ich will aber nicht mit ihnen nett plaudern, sondern mit ihnen ein Schiff am Laufen halten. Das geht aber nur sehr mühselig mit ihnen.
frank0265 hat geschrieben:Hilfe von den Reedereien - Fehlanzeige
Wie soll die Reederei denn helfen? Leute austauschen? Das geht nur beim gesamten Crewchange.
raft hat geschrieben:Der Koch, den sie an Bord sowieso Cookie nennen, ist stets der Stimmungsmacher.
Das war früher, als nach Speiserolle gekocht wurde. Heute geht man an Bord mit dem Wissen, dass man mit Allem zufrieden sein muß.

mfgSirius
Tim S.
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Tim S. »

hier noch was zur Kaperung der BBC Trinidad
http://www.n-tv.de/Es_dauerte_keine_15_ ... 15435.html
raft

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von raft »

Sirius hat geschrieben:
raft hat geschrieben:Der Koch, den sie an Bord sowieso Cookie nennen, ist stets der Stimmungsmacher.
Möchte kurz klarstellen das Du mich da mit einer Äußerung zitierst die NICHT von mir oder aus einem Posting von mir ist !!!

Außerdem bin ich kein "Frachtschiffreisender" liebe Leute !!!


Okay ?
Matthias K
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Matthias K »

Fahr Du mal für knappe 600 US Dollar im Monat, dann noch zig Monate am Stück und es bleibt dir nichts als telefonieren in den Dukdalben und Karaoke an Bord.
Also das kann man nicht verallgemeinern. Für 600 US Dollar fahren wohl kaum noch Seeleute aus der genannten Location. Wenn ich unsere Jungs sehe, bzw. das mit dem sie nach Hause gehen, da ärgert es mich doch gewaltig das man für eben jene Leute die Verantwortung trägt. Unsereins "muss alles können" (es wird eben einfach verlangt) und die hier ach so arm zitierten Seeleute können jeden Tag mit den Achseln zucken.... (für 600 US Dollar würden die keinen Finger mehr krumm machen) Und das mit der Karaoke an Bord: Die Jungs sind sehr gut ausgestattet, wenn sie an Bord ankommen. Ein Notebook ist das MINDESTE! Übergepäck ist für sie billiger als für uns Europäer. Da Korruption in/auf den Philippinen an der Tagesordnung ist, verfügt so gut wie jeder von ihnen über "gute Beziehungen" um an Ware zu gelangen. Ein zweites Standbein hat zudem auch fast jeder von ihnen- und das ohne den Arbeitgeber davon zu unterrichten (ist dort aber auch nicht nötig). Vom Steuersystem und den allgemeinen Lebenskosten mal ganz abzusehen sind die philippinischen Seeleute in ihrer Heimat kleine "Könige" mit etlichen Privilegien gegenüber der normalen Bevölkerung.
Das musste ich mal loswerden. Nichts desto trotz bedaure ich die momentane Lage der Besatzung des gekaperten Schiffes sehr.
Sirius

Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Sirius »

Hallo !

Und hier noch etwas von mir :

Man könnte noch Vieles über unsere Philippinischen "Seeleute" schreiben.

Die Ausbildung eines philipinischen "naut. Offiziers" und "techn Offz." ähnelt der, eines deutschen Schiffsmechanikers.
Wir haben uns oft ihre Ausbildungsunterlagen zeigen lassen.

30% aller phil. Seeleute waren bei uns Analphabeten. Man erkannte das daran, dass Kollegen die
Überstundenzettel ausfüllten. Es wurde dann auch von den phil. Offizieren bestätigt.

Singen bei der Arbeit? Wohl möglich, da kein Phil. gern allein arbeitet. Immer hocken 3 oder 4
zusammen. Bei der Arbeitseinteilung weit auseinander plaziert, kommen sie sich im Laufe des Tages körperlich
immer näher. Daraufhin angesprochen, gaben sie zu, nur in Gruppen richtig arbeiten zu können.

Friedlich, freundlich? Wir haben sehr oft massive Attacken gegen uns abwehren müssen.
Siehe auch einen Artikel in der "Zeit", vor einigen Jahren.
Nein, sehr friedlich sind diese Leute nun wirklich nicht. Das fünfmalige Verbeugen, wenn ein Europäer vorbeigeht, hat mit Freundlich nichts zu tun.

Und was ihre Heuer betrifft, wurde mir oft von ihnen bestätigt, dass der, in unseren Augen, geringe Lohn, für phil. Verhältnisse
sehr hoch ist. Fast der Heuer der Offz. entsprach.

Wirklich nette Leute und friedlich sind die Kiribatis. Aber eben auch keine Supertechniker.

Als ich dann nach 5 Jahren mit Phil. wieder ein komplett deutsches Schiff fahren durfte, war das eine Erholung.

mfgSirius
Der Johann
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Re: Somalia: Piraterie ohne Ende

Beitrag von Der Johann »

Also ich wollte mit meinem Kommentar keine "Rassendiskussion" lostreten....und ich denke dazu sollte man wenn-dann auch einen neuen Thread öffnen.
Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen das ich Kommentare wie den von Sirius bezüglich dem Zusammenschluß von "Mächten" aller Welt und die Ignoranz gegenüber anderen Nationalitäten (Seeleuten) nicht ganz verstehe.

In einem Punkt muss ich ihm Recht geben - schwarze Schafe gibt es überall. Und nur weil eine Flipsi gut singen kann, heisst das noch lange nicht das er auch weiß wie ein Kolben gezogen wird....jeder wird da seine eigenen Erfahrungen gemacht haben...

Ich denke wir sollten uns dem ursprünglichen Thema wieder widmen!

In diesem Sinne, schönen Abend an alle!
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