Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Maurice
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Maurice »

Moin Dustin,

erst einmal Herzlich Wilkommen im Forum!

Wie ich sehe, hast du dich ja schon ausführlich mit der Seediensttauglichkeitsuntersuchung befasst und schon selbst einige Informationen zu dem Thema sammeln können.

Ich habe meine bisherigen Untersuchungen bei dem gleichen Arzt machen lassen, bei dem ich mir nicht vorstellen kann, dass er schon jeh eine Ausstellung der Seediensttauglichkeit einem Patienten verweigert hat. (Seinen Namen gebe ich dir lieber per PN, nicht, dass es für ihn hinterher Konsequenzen hat) :lol:

Zum Thema körperliche Fitness kann ich dir nur sagen, dass ich lediglich nach Körpergröße und Gewicht gefragt wurde.
Bei einem Kollegen, der auf einem Passagierschiff einsteigen wollte, wurden auch weiterführende Leistungstests durchgeführt, die bei der normalen Seediensttauglichkeit meines Wissens aber nicht gemacht werden müssen.

Zum Thema Sehvermögen kann ich dir nur sagen, dass ich den Paragraphen ebenfalls so interpretieren würde, dass du mit Sehhilfe + Ersatzbrille an Bord arbeiten kannst. Ich kenne allerdings jemanden, dessen Augen deutlich schlechter waren und der sich daraufhin noch vor dem Studium seine Augen hat lasern lassen. Ob dies freiwillig gemacht wurde oder eine Bedingung für das Erlangen der Seediensttauglichkeit war, kann ich dir nicht sagen.
Darüber kann dich der Arzt aber sicherlich aufkären. Eine Rot-Grün-Schwäche sollte aber besser nicht vorliegen!

Organe werden mittlerweile nicht mehr untersucht. Bei meiner ersten Untersuchung (2013) wurde allerdings noch ein Röntgenbild meiner Lunge erstellt.

Ansonsten musst du eine Urinprobe abgeben, einen kurzen Sehtest machen, und einmal wurde auch ein Hörtest durchgeführt.
Bei der letzten Untersuchung reichte es aber aus, dem Arzt im normalen Gespräch folgen zu können. ;)


Ich hoffe, ich konnte dir schon etwas weiterhelfen.


Gruß,
Maurice
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muschelschubser
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von muschelschubser »

Hallo Dustindeck,
nach all den, großteils schändlichen, Threads die es zu diesem Thema hier schon gab, hatte ich mir eigentlich fest vorgenommen hier nie wieder etwas zu diesem Thema zu posten ;)
Aber: Du hast Dich gut mit der Materie auseinandergesetzt und es scheint Dir ernst zu sein...also:
dustindeck hat geschrieben: Do 4. Jan 2018, 22:01 Ich frage so bestimmt, da es bei mir zwei grundsätzliche Problempunkte gibt, die mein Testergebnis negativ beeinträchtigen könnten. Zunächst meine Augen: Ich bin Brillenträger, habe auf einem Auge -1.75 und auf dem anderen -2.25 Dioptrien. Nun heisst es ja, die Mindestanforderungen ließen maximal 0,5 und 0,7 Dioptrien zu. Seit der MariMedV-Version von 2014 gibt es jedoch den Zusatz 2.2 der Anlage 1 zu §3 und §13, welcher besagt:
Wird das vorgeschriebene Sehvermögen unter Ziffer 1.1 nur mit einer Brille oder mit Kontaktlinsen erreicht, so ist der untersuchten Person die Auflage zu erteilen, die Brille oder die Kontaktlinsen während des Dienstes ständig zu tragen und eine Ersatzbrille oder Ersatzlinsen an Bord des Schiffes mitzuführen.
(Quelle)

Verstehe ich das also richtig, dass ich nun trotz Brille seediensttauglich sein kann? :? Natürlich unter der Voraussetzung, dass ich auf Schiff meine Brille trage und stets eine Ersatzbrille mitführe?
Du deutest die Aussagen in den Gesetzes- bzw. Verordnungstexten etwas verkehrt.
Die Angaben mit 0,5 bzw. 0,7 beziehen sich NICHT auf Dioprien sondern auf Dein Sehvermögen (1,0 wäre einem Sehvermögen ohne Brille von 100% gleichzusetzen). Ich bin kein Optiker, denke aber, dass Du mit Deinen Werten die geforderten 0,5 bzw. 0,7 nicht erreichen wirst. Vielleicht solltest Du hierzu mal den Augenarzt Deines Vertrauens konsultieren. Wenn Du dort bist, lasse diesen bitte gleich Dein Restsehvermögen ohne Brille testen.
Hier liegt nämlich "der Hase im Pfeffer".
Damit Du überhaupt eine Seediensttauglichkeit erhalten kannst, wird nämlich eine "ausreichende Orientierungsfähigkeit ohne Sehhilfe" verlangt.
M.E. ist diese in den deutschen Verordnungen nicht präzise spezifiziert.
Wenn Du hierzu in den Verordnungen anderer Flaggenstaaten liest (deren Tauglichkeitsbescheinigungen ebenfalls in Deutschland anerkannt werden), findest Du dort die Angabe von 0,1, ohne Sehhilfe.
Wenn Du ohnehin zum Augenarzt gehst, lasse Dir die Werte gleich in Form eines Attestes mitgeben und nehme sie mit zur Tauglichkeitsuntersuchung.

Dein BMI sollte wohl kein Problem sein wenn Du Dich, ohne Einschränkungen, bewegen kannst.
Lungenröntgen ist m.W.n., seit der Novellierung der Tauglichkeitsanforderungen, nicht mehr erforderlich.
Kompletter Hörtest wird bei Erstuntersuchungen weiterhin gemacht.

Ich wünsche Dir viel Erfolg
Beste Grüße
vom Muschelschubser
Globus
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Globus »

Ich weiß nicht, wie oft ich meine Gesundheitskarte schon erneuert hab (seit 1963) bis zur Rente.

Wo willst Du denn fahren ?? Maschine oder Deck.

Farbenblind darfst Du an Deck nicht sein !!
Gewicht spielt keine Rolle. Solange das Schiff Dich trägt.

Urin wird untersucht, die Blase und Harnröhre müßen in Ordnung sein.
Blut wird abgezapft.

Die Gesundheitskarte wird gemacht um zu wissen, Du bist gesund und erzeugst unterwegs keine medizinischen

Kosten für den Reeder. Der Reeder ist zwar versichert, aber die Nebenkosten, wie Heimflug bezahlt er.

Und Du bist frei von ansteckenden Krankheiten. Deshalb wird auch Dein Geschlecht untersucht.
Deine Lunge wird geröntgt.

Du mußt angeben: Schwere Erkrankungen, Operationen, Unfälle, Heilverfahren.

Mal etwas zur Ausbildung allgemein :

Es gibt keinen Unterschied in den Ausbildungen auf normalen Frachtschiffen und Kreuzfahrtschiffen.
Globus.
Globus
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Globus »

Du wirst geröntgt wegen Lungen Tb. Die ist ansteckend.

Geschlechtskrankheiten sind ansteckend.
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Stephan Giesen
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Stephan Giesen »

Bei meinen Untersuchungen wurde noch nie Blut abgenommen und am Geschlecht wurde auch nicht rumgefummelt (wäre ja noch schöner!) :oops:

Seh- und Hörtest, Urintest, Röntgen der Lunge (falls man innerhalb einer gewissen Zeit bereits die Lunge hat röntgen lassen, kann man die Aufnahmen mitbringen), Gewicht und Größe, allgemeines Gespräch mit dem Arzt, fertig...das ist zumindest meine Erfahrung. Etwas umfangreicher wird es noch, wenn man im Catering arbeiten will, aber das ist hier ja nicht das Thema.

OT: Der Unterschied zwischen einer Ausbildung auf einem Frachtschiff und einem Kreuzfahrtschiff ist ganz erheblich, das kann ich aus eigener Erfahrung aber klar sagen! Vielleicht besteht auf dem Papier kein Unterschied, aber in der Praxis sieht das anders aus.
Mit maritimen Gruß

Stephan
Globus
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Globus »

Ist die Nautik zwischen Fracht- und Kreuzfahrtschiff denn verschieden ?
Wieso das ?

Und der Schiffsantrieb?

Der einzige Unterschied ist, dass man da Uniform trägt und dort Jeans.

Ansonsten ist die Navigation doch gleich.

Ich denke, wer auf einem Kreuzfahrer unbedingt fahren will, hat mit der Navigation, hat mit der Seemannschaft wenig im Sinn.
Er will das erleben, was man täglich im TV sieht, nämlich Party.
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Stephan Giesen
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Stephan Giesen »

Ach, Globus, gegen Deine Vorurteile und -behalte ggü. Kreuzfahrtschiffen anzudiskutieren, hat glaube ich wenig Sinn...daher lasse ich es auch :roll:

Nichtsdestotrotz beantworte ich gerne Deine Frage:

Auf einem Frachter kommst Du während einer - in diesem Fall nautischen - Ausbildung mit vielen seefahrtsbezogenen Arbeitsfeldern in Kontakt wie Konservierungs- und Farbarbeiten, Ladungssicherung und -überwachung, Maschine (auch als Nautiker), behördliche Prozesse, An- und Abmusterung etc.
Auf einem Kreuzfahrer bist Du die meiste Zeit auf der Brücke, was navigatorisch sicher sinnvoll ist, aber vom restlichen Schiffsbetrieb bekommst Du wenig mit. Einen guten Offizier macht es mMn aber aus, den gesamten Schiffsbetrieb zu kennen und nicht nur einen kleinen Teil davon.
Wohlgemerkt rede ich von einer Ausbildung (Praxissemester) im Rahmen des Studiums. Bei einer Ausbildung als Schiffsmechaniker mag das auch auf einem Kreuzfahrer anders sein, aber wer macht das heute schon noch?
Mit maritimen Gruß

Stephan
muschelschubser
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von muschelschubser »

Also Globus: Nu mach ma nich de jung lüüd so bange :D

Ein Forum lebt vom Erfahrungsaustausch und gerade die "alten Hasen" sind da eine unverzichbare "Erfahrungsdatenbank"

Was die Seediensstauglichkeitsuntersuchung angeht, habe ich aber jetzt tatsächlich das Gefühl, dass Deine letzte Tauglichkeituntersuchung vor dem Inkrafttreten der MarMedV gewesen ist. Seit dem hat sich einiges geändert was die Untersuchung bzw. deren Umfang angeht.


@ Dustindeck:
Keine Sorge, niemand wir dich per Endoskop o.ä. an Harnröhre oder Blase untersuchen. Es sei denn es besteht der Verdacht einer Tauglichkeitsrelevanten Erkrankung. Dann wird, in aller Regel, der Tauglichkeitsdoc ohnehin die Meinung eines Facharztes, per Attest, einholen lassen.

@ all:
Ist das tatsächlich bei irgendwem noch vorgekommen, dass seit dem Inkrafttreten der MarMedV, die Lunge noch geröngt worden ist?
Nach meinem Wissensstand ist das, außer bei o.g. Verdachtsfällen, nicht mehr erforderlich bzw. Bestandteil der Untersuchung.
Beste Grüße
vom Muschelschubser
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Stephan Giesen
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Stephan Giesen »

muschelschubser hat geschrieben: Sa 6. Jan 2018, 17:09 @ all:
Ist das tatsächlich bei irgendwem noch vorgekommen, dass seit dem Inkrafttreten der MarMedV, die Lunge noch geröngt worden ist?
Nach meinem Wissensstand ist das, außer bei o.g. Verdachtsfällen, nicht mehr erforderlich bzw. Bestandteil der Untersuchung.
Ich weiß nicht, wann MarMedV in Kraft getreten ist und bin zugegeben auch gerade zu faul, danach zu suchen, aber meine letzte reguläre Untersuchung war 2011 und da wurde die Lunge noch geröntgt.

Da ich meine aktive Zeit bei AIDA beendet habe, gab es noch die Untersuchung gem. italienischem Recht vor jedem Einsatz, da gab es keine Röntgenaufnahmen...war quasi eine "Gesundheitskarte" light...
Mit maritimen Gruß

Stephan
Globus
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Re: Meine erste Seediensttauglichkeitsuntersuchung

Beitrag von Globus »

Kaum zu glauben, dass auf Tb nicht mehr untersucht wird.

Tb verbreitet sich zur Zeit wieder und die Gesundheitsämter empfehlen Untersuchungen.
Besonders bei solchen Häufungen von Menschen, wie auf Schiffen.

Lungen-Tb ist eine äußerst ansteckende und tödliche Krankheit.
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