Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Zuschauer
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Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von Zuschauer »

Moin,

wenn man diesen aktuellen Bericht hier liesst, fragt man sich doch zwangsläufig wo jetzt die Wahrheit liegt? *kopfkratz*
Auf der einen Seite jammert man über Überkapazitäten, auf der anderen Seite werden immer mehr Schiffe mit über 20k TEU gebaut.
Dann, wiederum so steht es im Bericht, erwartet man langfristig, dass der Containertransport zurückgeht und sich Richtung Bulker für Rohstoffe verlagern wird.

Ja was ist denn Fakt??
Globus
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von Globus »

So etwas gab es schon häufiger !

In der Geltinger Bucht (deutsche Ostsee) lagen einmal viele, viele Supertanker. Obwohl kein Öl gebraucht wurde, wurden immer mehr Tanker gebaut.
Und fuhren direkt dorthin. Direkt von der Bauwerft.

Schiffbau ist wie die Vorhersagen von Aktien. Keiner weiß Bescheid. Sind aber alles Experten.

Globus.
KaiR
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von KaiR »

Jedes der neuen Schiffe fährt 10% effizienter als die Vorgängergeneration. Womit die Wettbewerber unter Druck geraten, auch solche Schiffe zu fahren, wenn sie nicht preislich im Nachteil sein wollen. Und so kommt der Zyklus in Gang.

Der Wertverlust bei den älteren Schiffen scheint da gar nicht mehr ins Gewicht zu fallen. Was ja mindestens bei auslaufenden Charterverträgen auch nicht das Problem der Großreeder ist.
Grüße,

Kai
Fritz
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von Fritz »

Globus hat geschrieben: Sa 5. Aug 2017, 13:55 So etwas gab es schon häufiger !

In der Geltinger Bucht (deutsche Ostsee) lagen einmal viele, viele Supertanker. Obwohl kein Öl gebraucht wurde, wurden immer mehr Tanker gebaut.
Und fuhren direkt dorthin. Direkt von der Bauwerft.

Schiffbau ist wie die Vorhersagen von Aktien. Keiner weiß Bescheid. Sind aber alles Experten.

Globus.
Ich erinnere mich recht gut, bin mir aber nicht mehr sicher ob der damalige Bauboom nicht auch mit steuerlichen Abschreibungen -also Subventionen für die Werften und die Gutverdiener- zusammenhing.

Gruß

Fritz
JetLag
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von JetLag »

Fritz hat geschrieben: So 6. Aug 2017, 21:38
Globus hat geschrieben: Sa 5. Aug 2017, 13:55 So etwas gab es schon häufiger !

In der Geltinger Bucht (deutsche Ostsee) lagen einmal viele, viele Supertanker. Obwohl kein Öl gebraucht wurde, wurden immer mehr Tanker gebaut.
Und fuhren direkt dorthin. Direkt von der Bauwerft.

Schiffbau ist wie die Vorhersagen von Aktien. Keiner weiß Bescheid. Sind aber alles Experten.

Globus.
Ich erinnere mich recht gut, bin mir aber nicht mehr sicher ob der damalige Bauboom nicht auch mit steuerlichen Abschreibungen -also Subventionen für die Werften und die Gutverdiener- zusammenhing.

Gruß

Fritz
Worin besteht jetzt der Zusammenhange zwischen Abschreibungen, Subbventionen und Gutverdienern? ;)

Auch ein "Geringverdiener" kann seine entstandenen Verluste bei Kapitalgeschäften steuerlich geltend machen. Und nur weil die meisten Deutschen ihr Geld lieber niedrig verzinsten Lebensversicherung hinterherwerfen, anstelle selber mit Wertpapieren am globalen wirtschaftlichen Erfolg teilzuhaben, darf das Argument Aktien/Wertpapierbeteiligungen = Reich = Schlecht, nicht bringen.

Ich denke auch, dass die Schifffahrt weiterhin boomen wird, nicht zuletzt der niedrigen Ölpreise wegen, die die natürliche Auslese von alten Flotten etwas verzögert, aber das Investment in neue Techniken/Tonnage zahlt sich aus.
KaiR
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von KaiR »

Fritz hat geschrieben: So 6. Aug 2017, 21:38Ich erinnere mich recht gut, bin mir aber nicht mehr sicher ob der damalige Bauboom nicht auch mit steuerlichen Abschreibungen -also Subventionen für die Werften und die Gutverdiener- zusammenhing.
eine Abschreibung ist ein Wertverlust. Entweder gelingt es mir, später Geld zu verdienen, dann muss ich das versteuern und die vorhergehende Abschreibung verschiebt die Steuerlast nur nach hinten. Oder ich verdiene kein Geld, dann bleibt der Verlust ein Verlust. Wo Du da eine Subvention siehst, bleibt Dein Geheimnis.
Grüße,

Kai
Fritz
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von Fritz »

Ich kann und will nun hier kein "Steuerseminar" aufmachen. Trotzdem ein Beispiel für "Subvention, Abschreibung und Besserverdiener".

Person A: In der Steuerprogression auf dem höchsten Steuersatz, Person B verdient gerade mal 10 000 Euro im Jahr, zahlt also etwas an Steuer.

Beide machen Werbungskosten in Höhe von 1000 Euro geltend (z. B. Weg zur Arbeit, km-Pauschale). A bekommt knapp die Hälfte der Werbungskosten erstattet, B so gut wie nichts. Ist doch gerecht, oder?

Alles was von staatlicher Seite mit steuerlicher Abschreibung zu tun hat, hat im Ergebnis immer zur Folge, dass der Kleinverdiener bei exakt gleichen Bedingungen einen geringeren finanziellen Vorteil hat. Direkte finanzielle Zuwendungen/Erstattungen hätten eine andere Wirkung.

Der Staat hat für Investitionen in die Schifffahrt (oder auch Filmförderung) Verlustzuweisungen ausgestellt die mit realen Verlusten nichts zu tun hatten. Den Investoren ging es dabei nie ums anschließende Geldverdienen. Wenn ich 100 000 "investiere", ich liege weit im Bereich Spitzensteuersatz,
bekomme vom Statt für 5 Jahre jedes Jahr 50 000 an Verlust zugewiesen, dann spare ich in den 5 Jahren über 100 000 an Steuern, mehr will ich nicht, das ist mein Ziel. Die Firma kann nach 5 Jahren Insolvenz anmelden, ist mir egal. Derartige Modelle hat es genügend gegeben.



Gruß

Fritz
JetLag
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von JetLag »

Fritz hat geschrieben: Mo 7. Aug 2017, 19:03
Person A: In der Steuerprogression auf dem höchsten Steuersatz, Person B verdient gerade mal 10 000 Euro im Jahr, zahlt also etwas an Steuer.

Beide machen Werbungskosten in Höhe von 1000 Euro geltend (z. B. Weg zur Arbeit, km-Pauschale). A bekommt knapp die Hälfte der Werbungskosten erstattet, B so gut wie nichts. Ist doch gerecht, oder?

Gruß

Fritz
Ich verstehe das nicht: In deinem Beispiel zahlt B real nur 2.1% Steuern, bei deinem Beispiel kann er auch nichts zurückbekommen, da er überhaupt keine Steuern bezahlen muss (nach Abzug deiner erwähnten Werbungskosten) :lol:

Deine "reiche" Person A verdient nur 4 x soviel, zahlt dafür aber 20 x(!) soviel Steuern, nämlich 42%, als deine Person A.

Natürlich ist das ungerecht - aber nur FÜR den Mittelstandsverdiener, NICHT für deinen Geringverdiener, denn der zahlt keine Steuern.
Fritz
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von Fritz »

B zahlt Steuern und bekommt sie komplett wieder.

Wie viel A verdient habe ich nicht geschrieben, wenn er 4x so viel, also 40 000 verdient zahlt er keine 42 % Steuer, erheblich weniger ist es.

Was ist Gerechtigkeit?

Was ich sagen wollte: Wenn der Staat den Weg zur Arbeit "fördern" will (auch darüber könnte man ja streiten ob es sich hier nicht um eine reine Privatangelegenheit handelt), dann leuchtet es mir unter dem Gesichtspunkt der Gerechtigkeit nicht ein, dass diese Förderung für A und B (die den gleichen Arbeitsweg in die gleiche Firma haben können) so unterschiedlich ausfällt. Und diese Ungerechtigkeit trifft immer dann zu, wenn "man was von der Steuer absetzen kann". Der Arbeitslohn der Handwerkerrechnung für die Heizungsreparatur beim Selbstgenutzten Einfamilienhaus kann sowohl zu ca. 40 % erstattet werden oder eben gar nicht. Auch da könnte man sagen, wer viel hat (der mit dem Spitzensteuersatz) bekommt viel zurück, wer wenig hat (der Rentner) bekommt auch wenig (oder nichts) zurück.

Gruß

Fritz
KaiR
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Re: Wo liegt denn nun die Wahrheit?

Beitrag von KaiR »

Wer weniger zahlt, bekommt logischerweise weniger zurück. Aber man bekommt nie mehr zurück, als man zahlt, ob reich oder arm. Ich sehe da jetzt keine Ungerechtigkeit, außer das arme Menschen natürlich kein Geld für Schiffsbeteiligungen haben.
Grüße,

Kai
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