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Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Do 17. Aug 2017, 13:07
von Ifamobil
Anhand des Videos ist relativ gut zu erkennen, dass die Finnsky sich kaum bewegt.
Die Stettin hat sicher nach Backbord drehen wollen. Die Kursänderung erfolgte zu spät und mit unzureichender Ruderlage.
Der kräftige Wind aus West hat dann letztlich das Ausweichmanöver erschwert bzw. bei dem Abstand unmöglich werden lassen.
Ich freue mich auf den Bericht des BSU. Der wird wie üblich leider sehr lange auf sich warten lassen.
Alles andere, inkl. meiner Version, sind nur Spekulationen. Vor allem von einer Sensationsdurstigen "Zeitung" wie der Bild.

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Do 17. Aug 2017, 13:12
von KaiR
man sieht relativ deutlich, dass die Kurve für das Ausweichmanöver der Stettin auf Grund des Windes sehr viel größer ausfällt, als das wahrscheinlich geplant gewesen ist. Das einzige Schiff, was nennenswert Fahrt machte, war die Stettin. Ich sehe nicht, wie die Finnsky an dem Unfall die Schuld haben könnte.

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Do 17. Aug 2017, 14:19
von mooringman
Einen größeren Schwachsinn als den Bericht bei der Bild habe ich selten gelesen.Soviel ich weiß,wollte die "Finnsky" dort anlegen und der Liegeplatz liegt nicht im Fahrwasser......siehe die grüne Tonne!
Ich kenne Rostock auch ein bißchen,bin dort mit und ohne Lotse gefahren,sodas ich mir ein Urteil erlauben kann.

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 07:36
von toni montana
Wie soll da denn bitte die Finnsky Schuld haben???

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 10:43
von Maurice
39m-Yacht "If Only" vor Nizza in Brand geraten - 11 Personen gerettet.
http://www.superyachttimes.com/yacht-ne ... e-in-nice/
http://www.bild.de/news/ausland/schiffs ... .bild.html

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 13:28
von Helma Hinrichsen

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 18:02
von rhombex
Moinsen,

Wie es zu dem Unfall mit der "Finnsky" gekommen ist, wird noch geklärt. Nach Ansicht der Besatzung der "Stettin" ist die Frachtfähre mit hoher Geschwindigkeit rückwärts im Fahrwasser unterwegs gewesen und hat die Schifffahrt dadurch behindert.

Hohe Geschwindigkeit Rückwärts ? :o
Also, wenn man keine Tomaten auf den Augen hat, dann sieht man durchaus auf den ersten Blick, dass die FINNSKY so gut wie steht.
Wie kann man dann solch einen Driss angeben ? :roll: :cry:

BRgds
rh.

geballter nautischer Sachverstand bei der Bild-Zeitung

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 18:30
von Carsten H. Petersen
Ich denke, dass der Bericht in der Bild-Zeitung von so wenig Sachverstand getrübt ist, dass man sich nicht weiter damit auseinandersetzen muss, denn er beinhaltet noch nicht einmal rudimentäre Kenntnisse der Materie. Ferndiagnosen sind ja immer etwas schwierig, von daher sollte man sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber wenn man sich mal das Youtube-Filmchen ansieht , kann man m.E. folgendes beobachten.

1) anders als von der Stettin-Besatzung -möglicherweise- behauptet macht die "Finnsky" auf dem Video kaum Fahrt über den Achtersteven. Alles Andere wäre auch ziemlich dämlich, denn von dort , wo sich die Finnsky zum Kollisionszeitpunkt befand, ist es zum Liegeplatz nicht mehr weit. Da die Schiffsführung der "Finnsky" wohl kaum rückwärts in den Liegeplatz zu brettern beabsichtigte , dürfte das Schiff nicht allzu schnell gewesen sein, was laut AIS-Daten auf Marinetraffic auch so bestätigt worden ist. Ich war ja neugierig und habe mir gleich erstmal den "past track" angesehen.

2) Sieht man sich die Rauchfahne der Stettin an, so scheint es einen kräftigen Wind von backbord achtern gegeben zu haben. Diese Windverhältnisse haben die Stettin m.E. auf die Finnsky getrieben. Aufgrund der achterlichen Windkomponente ist natürlich auch das Steuerverhalten des Schiffes schlechter, als wenn der Wind von vorne käme.

3) Laut "pegel-online" setzte der Strom zm Zeitpunkt der Kollision aus, sprich die "Stettin" hatte auch möglicherweise auch noch Strom von achtern, was auf dem Video zumindest auch so aussieht. Die Fliessgeschwindigkeit der Warnow war wohl nicht so gering.

4) Aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit als Seelotse, die mich auch desöfteren an Bord der "Finnsky" geführt hat, kann ich guten Gewissens behaupten, dass die Schiffe von Finnlines -also auch der Finnsky- von umsichtigen Vollprofis geführt werden, die -ob nun unter Lotsenberatung oder Freifahrer- mit Sicherheit nicht blindwütig rückwärts als "Geisterfahrer" durch die Häfen rasen. Eine bestandene Freifahrerprüfung setzt einige Kenntnisse voraus und kein Kapitän wird die Lotsbefreiung leichtfertig aufs Spiel setzen.

Für mich -aber jetzt spekuliere ich aber genauso wie der Verfasser des Artikels in der Bildzeitung- sah es eher so aus, als sei der Versatz durch Strom und Wind möglicherweise größer als von der Schiffsführung der Stettin erwartet gewesen, man kam der Finnsky dichter als geplant und als das Ausweichmanöver eingeleitet worden ist, war es möglicherweise zu spät. Man kann m.E. ganz gut sehen, wie die Stettin vorher in die Drift ging. Der Unfall wurde auch an Bord ( ein Finnlines-Schiff war nicht darunter ) und im Kollegenkreis diskutiert und es fand sich niemand, der die Meinung vertrat, der Kapitän der "Finnsky" habe hier Mist gebaut.

Re: Unglücks-Thread

Verfasst: Fr 18. Aug 2017, 20:34
von Ifamobil
Vielen Dank.
Die Beurteilung liest sich sehr gut. Die Sachlage ist überlegt dargestellt.

Ich bin für "Bild Dir Deine Meinung !"
Und nicht für "Bild erstellt Dir Deine Meinung !".

geballter nautischer Sachverstand bei der Bild-Zeitung 2.0

Verfasst: Mo 21. Aug 2017, 06:49
von Carsten H. Petersen
Moin nochmal ,

nun muss ich doch noch etwas zur Ehrenrettung des "Bild"-Zeitungs-Redakteurs beitragen. Obwohl ich in meinem ganzen Leben bislang vielleicht 5 Leserbriefe bzw. kommentierende Mails an die jeweilige Redaktion geschrieben habe ( das schafft der berüchtigte Leserbriefschreiber Rasmus Ph. Helt vermutlich bereits zwischen Aufstehen und Frühstück ) , habe ich dem Redakteur der "Bild" , der den Artikel verfasst hat, in einer freundlich-sarkastischen Mail unterbreitet, was ich von dem Artikel hielt- nämlich relativ wenig. Die Antwort des Redakteurs war ausführlich und freundlich ( und das an einem Sonntag!) und es stellte sich heraus, dass er eigentlich hinreichend sorgfältig recherchiert hatte. Auf dem "kleinen Dienstweg" hörte sich das, was er kommentierend zu der Kollision verfasste, sogar ausgewogen an. Wahrscheinlich liegt dieser merkwürdige Artikel in der "Bild"-Zeitung auch darin begründet, dass man sich seiner Leserschaft irgendwie "intellektuell anpassen" muss, in diesem Fall nach unten . Der Leser wünscht vermutlich kein "neutrales abwägendes Fachchinesisch" , sondern eher etwas wie "Diese fiesen inkompetenten Kamikaze-Finnen fahren Amok und machen unsere schöne Stettin kaputt!" . Ist natürlich nur eine Vermutung, aber vielleicht ist auch ein wenig der Lokalpatriot mit dem Redakteur durchgegangen und man muss wahrscheinlich auch etwas schreiben, was der "Bild"-Zeitung-Leser von seiner Redaktion erwartet.