Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

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mücke
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von mücke »

http://www.shipspotting.com/gallery/pho ... id=2912581

FAIRPLAY 31 trägt inzwischen auch schwarz und wird vermutlich bald zu BUGSIER 31
Gruß vom Lande
Niklas

(Alle von mir eingestellten Bilder unterliegen meinem Copyright!)
Jan Myck
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von Jan Myck »

Hochseeschlepper Fairplay 9

Moin Schlepperlüt,
eine Frage zwischendurch, ohne die Diskussion stören zu wollen:

Kennt jemand eine gute Informations-Quelle zum damaligen und offenbar einzigsten Hochseeschlepper Fairplay 9.
Daten, Bilder, Bergungs-und Schleppeinsätze, Verbleib, Zeitzeugenberichte...?

Auch die kleineren damaligen Seeschlepper wie Fairplay 12, 10 und 8 sind von Interesse.
Es geht um die seemännische Biografie eines Mannes, der in den Siebzigern auf diesen Schiffen gefahren ist.

Danke im Voraus!
jan myck
Bernd U
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von Bernd U »

Moin,Moin!
HIer der Verbleib der Fairplay IX mit Daten:
/www.spanopoulos-group.com/equipment/tu ... istos-xxiv
und Bilder:
http://www.shipspotting.com/gallery/photo.php?lid=52867
Mfg Bernd
Video:https://www.youtube.com/watch?v=8y0kTkMJp2M
newcallas
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von newcallas »

Hallo!
Wo befindet sich bei der Winde eines Hochseebergungsschleppers, auf der die Schlepptrosse aufgespult ist, die Bremse? Und wie ist sie beschaffen? Wie wird sie von Hand gelöst, um die Trosse ausrauschen zu lassen? Ich habe danach gegoogelt, aber so richtig weiß ich es immer noch nicht.
Und noch eine zweite Frage: Ein Hochseebergungsschlepper hat ein havariertes Containerschiff als Anhang. Er befindet sich ca. 17 SM von einer Insel entfernt, auf der anderen Seite ist der offene Ozean - sind da fünfzig Meter Abstand von Schiff zu Schiff realistisch?
Gruß,
Eva
Hein Blöd
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von Hein Blöd »

newcallas hat geschrieben: Di 25. Sep 2018, 13:58 Hallo!
Wo befindet sich bei der Winde eines Hochseebergungsschleppers, auf der die Schlepptrosse aufgespult ist, die Bremse? Und wie ist sie beschaffen? Wie wird sie von Hand gelöst, um die Trosse ausrauschen zu lassen? Ich habe danach gegoogelt, aber so richtig weiß ich es immer noch nicht.
Und noch eine zweite Frage: Ein Hochseebergungsschlepper hat ein havariertes Containerschiff als Anhang. Er befindet sich ca. 17 SM von einer Insel entfernt, auf der anderen Seite ist der offene Ozean - sind da fünfzig Meter Abstand von Schiff zu Schiff realistisch?
Gruß,
Eva
Hallo Eva,

die Bremse befindet sich direkt an den Trommel, wo der Schleppdraht drauf ist. Es sind vom Prinzip her 2 Backen mit Bremsbelägen, die auf zwei Metallflächen greifen die sich ebenfalls an der Trommel befinden. Die Backen werden mittels Hydraulik oder elektrisch zusammengezogen.
50 m Länge ist nur für einen Fluss realistisch.
Eine Verschleppung, z.B. auf der Nordsee braucht 450-500 m, wenn das Wetter gut ist mögen auch 350 reichen.
Kleinere Offshore-Schlepper haben 900-1000 m Draht dabei, größere 2000 m .
Der Draht muss immer gut durchhängen, um ruckartige Belastungen zu vermeiden denn die mag Draht gar nicht.

Gruß,
newcallas
Beiträge: 18
Registriert: Mi 20. Jun 2018, 17:59

Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von newcallas »

@ Hein Blöd:
Vielen Dank für die sehr nützliche Information. Gibt es da einen einzigen Handgriff, einen Hebel, mit dem man die Bremse löst? Ich übersetze grade einen Action-Roman und da brüllt einer: "Bremse lösen! Mach die Bremse los!" und einer springt hin und tut es. Da wäre es praktisch für mich, wenn ich sagen könnte, was genau er tut.

Gruß,
Eva
Volker Landwehr
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von Volker Landwehr »

Zusätzlich zu der beschriebenen Backenbremse sind auch Bremsbänder üblich. Die seitliche Trommelwandung hat am äußeren Rand einen horizontalen Ring. Auf dem liegt das Bremsband, dass über per Hand oder hydraulisch bewegte Hebel gespannt wird.
Hier ein Teil der Hatlapa Schleppwinde des ehemaligen Harms Schleppers URANUS: http://tugboats.de/bilder_fuer_uranus/22.jpg
Hier die Schleppwinde der BUGSIER 9: http://tugboats.de/bilder_fuer_bugsier9_artikel/20.jpg

Die Schleppwinde der JANUS hat sowohl die äußere Bandbremse als auch auf der Innenseite des Trommelrandes Bremsbacken: http://tugboats.de/bilder_fuer_janus_be ... rommel.jpg

Die die Trosse wird man nur im äußersten Notfall ausrauschen lassen. Eine planmäßige Verlängerung des Schleppdraht erfolgt motorisch. Wenn das Gewicht der ausgesteckten Trossen noch nicht reicht, spult der Motor ab, andernfalls bremst er.

Bei der URANUS Winde wird bei der Notauslösung eine Lamellenkupplung geöffnet. Sie hat eine voreingestellte, verbleibende Bremskraft, um ein Verheddern zu vermeiden. Verlängern, Verkürzen und Notauslösen erfolgen i.a. von der Brücke, könnte aber auch an der Winde erfolgen.

Inzwischen gibt aus auch Schleppwinden, die auf Drahlänge und Zugkraft eingestellt werden, und die Zugkraft automatisch durch Ausstecken und Kürzen auf dem voreingestellten Wert halten.

Ein Abstand von 50 m ist eindeutig, außer bei Revierfahrt, zu kurz. Die minimale Länge ist abhängig vom Pfahlzug des Schleppers und der Bruchkraft seines Schleppdrahtes.

Minimale Drahtlänge = Dauerpfahlzug x 1800/minimale Bruchlast des Drahtes [m]

Die Formel stammt aus dem Unfallbericht zum Verlust der Bohrinsel Transocean Winner durch den Schlepper ALP FORWARD Seite 19: https://assets.publishing.service.gov.u ... 9_2017.pdf

Eine der Ursachen für das Brechen des Drahtes war seine zu kurze Länge. Auf Seite 20 ist auch eine Tabelle mit Drahtlänge und Durchhang für eben diesen Schlepper.
Gruß, Volker
mirkman
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von mirkman »

Die wenigsten Autoren verfügen ja über fundiertes technisches Know-How und den meisten Lesern fällt das auch gar nicht auf.
newcallas hat geschrieben: Mi 26. Sep 2018, 09:39 Gibt es da einen einzigen Handgriff, einen Hebel, mit dem man die Bremse löst?
Zumindest bei Mooring-Winden gibt es so was in der Art und das wird in dem Buch auch so gemeint sein:
https://www.youtube.com/watch?v=fbx_JO7uIIM
Wenn dieser "mechanical handle" gedreht wird, wird die Bremse gelöst.
newcallas
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von newcallas »

@alle: Erst einmal vielen Dank! Das hilft mir wirklich.
Hier die technische Ausrüstung eines vergleichbaren Schleppers: The towing gear consists of an INTERcon DD-250 double drum towing machine outfitted with 3,000(ft) of 2.25(in) wire on one drum, and 3,600(ft) of 2.25(in) on the second drum. She is also equipped with two emergency hawsers consisting of 300(ft) of 10(in) Samson braid line.

Der Autor sollte Bescheid wissen, er ist seebefahren. Fragen kann ich ihn leider nicht mehr. Ich werde "Handgriff" nehmen. Es ist wirklich nur ein ganz kurzer Satz und der Leser wird sich nicht daran aufhalten.

Ich will mich beim Übersetzen keinesfalls blamieren. Auch jemand, der sich auskennt, sollte nicht allzu oft den Kopf schütteln müssen :D
Gruß,
Eva
newcallas
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Re: Alles was es zu Schleppern zu sagen und zu fragen gibt

Beitrag von newcallas »

@Volker Landwehr: Die seitlichen Handräder auf Foto 2 und 3 - sind die zum Arretieren, bzw. Lösen der Bremsen?
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